BANDastisch – In unserer Musik-Serie stellt Carsten heute seine Thrash Metal Formation Entera vor und beantwortet unsere zwölf Fragen.
1. Stellt Eure Bandmitglieder mal einzeln vor: Name, Alter, Beruf.
2. Jetzt zu Eurer Band: Wie ist der Bandname Entera entstanden und was bedeutet er? Wer hat die Band gegründet und wann? Woher kennt Ihr Euch?
Den Namen „Entera“ habe ich in einem Medizinbuch gefunden. Er bedeutet so viel wie „aus dem Bauch heraus“. Ich habe den Namen in der nächsten Probe vorgeschlagen und die anderen fanden ihn gut.
Die Band habe ich (Carsten, Anm. der Redaktion) gegründet. Angefangen haben wir 1988 in Homburg / Saar, aber die Bandgründung fand offiziell erst im März 1990 statt, da wir zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal in einer vollständigen Besetzung geprobt haben. Davor haben wir schon Songs geschrieben, der Bandname stand auch schon fest, aber es fehlte immer irgendein Musiker.
Die erste Bandbesetzung lernte sich in der Firma kennen, in der wir alle Azubis waren. Leider bin nur noch ich von der original Besetzung übrig. 2003 bin ich nach Nürnberg gezogen und habe hier neue Musiker gesucht. Die aktuelle Besetzung besteht schon seit einigen Jahren. Ich habe Iker und Julius über Musiker Kleinanzeigen kennengelernt.
3. Welche Art von Musik macht Ihr? Wie beschreibt Ihr Euren Musikstil?
Wir machen Thrash Metal im Stil von Annihilator, Testament, Slayer, Sodom und Demolition Hammer. Aber wir beschränken uns nicht nur auf diese eine Richtung. Wenn ein Song mal mehr in die Death Metal Richtung oder auch in Richtung Power / Speed Metal geht, dann landet der auch auf einer Entera CD. Wir lassen uns da nicht einschränken und machen immer das, was uns gefällt. Das grobe Gerüst wird immer Thrash Metal bleiben, aber darum darf viel passieren. Was auf jeden Fall immer bleiben wird: Wir schreiben und nehmen die Songs so auf, wie wir sie auch live spielen. Es gibt keine zweite Gitarre, kein Keyboard oder irgendwelche Soundeffekte auf unseren CDs. Alles ist genau so, wie wir es auf der Bühne auch spielen.
4. Um was geht es in Euren Songs? Wie entstehen neue Lieder bei euch und wer schreibt und komponiert sie?
Wir haben sehr oft sozialkritische Text, wie gegen den Krieg, gegen Kindesmisshandlung, gegen die Ausgrenzung von kranken Menschen, gegen Umweltzerstörung, gegen Drogen, Kritik an Kirche und der Politik und einiges mehr. Ab und an schleichen sich auch lustige Texte rein, wie ein Song über Zombies und Haarausfall.
Es gibt auch noch eine Trilogie über eine Geschichte von Menschen gegen Drachen. Der Plan war, dass wir uns über die Band Manowar ein wenig lustig machen wollten und haben einen Text geschrieben, in dem Worte wie „Blood, Sword, Dragon, Fight“ usw. oft vorkommen. Denn die kommen in deren Songs ständig vor. Viele Leute fanden das gut und so haben wir in den nächsten Jahren noch zwei weitere Teile davon geschrieben, die jeweils auf anderen CDs zu finden sind.
Wir schreiben die Songs zusammen im Proberaum. Ein Musiker schlägt ein Riff vor und wenn es jedem gefällt, dann wird es benutzt. Sagt einer nein, dann fliegt es wieder raus. Die letzen zwei Jahre haben wir uns auf die aktuelle CD konzentriert, deswegen haben wir erst einen neuen Song fertig. Die Texte schreibe ich immer, das hat sich einfach im Laufe der Zeit so ergeben. Meist habe ich zehn bis 15 fertige Texte rumliegen und wir schauen dann, welcher am besten zu der Musik passt.
BANDastisch – Entera BANDastisch – Entera
5. In welcher Sprache singt ihr?
Bisher sind die meisten Texte auf Englisch. Das hat aber keinen besonderen Grund. Wir haben aber auch schon sehr früh damit angefangen Texte in Latein zu machen. Auf der aktuellen CD „Hate Factory“ gibt es zum ersten Mal einen spanischen Text. Unser Gitarrist hat den übersetzt und mir gezeigt, wie man es ausspricht. Es gibt noch drei Songs mit deutschen Texten, die wir bisher noch nicht veröffentlicht haben, das wird aber noch passieren.
6. Von wem werdet Ihr inspiriert? (Bands, Musiker, Orte, Erlebnisse…)
Bei den Texten lasse ich mich oft von persönlichen Erlebnissen oder Nachrichten inspirieren.
Den Text zu dem Song „Uneconomical“ von unserer zweiten CD habe ich kurz nach dem Besuch der AOK geschrieben. Ich war entsetzt, wie bei denen mit Menschen umgegangen wird. Den Text „Bellum Stativum“ habe ich geschrieben, nach dem ich eine Doku über den Stellungskrieg in Verdun im ersten Weltkrieg gesehen hatte. Eigentlich wollte ich keinen weiteren Text über einen Krieg schreiben, da wir schon welche hatten. Krieg ist generell schlimm und sinnlos, aber da standen sich zwei Länder über Jahre hinweg gegenüber und am Ende des Krieges standen sie immer noch an der selben Stelle. Die Linien hatten sich so gut wie gar nicht bewegt.
Venom und Annihilator waren die beiden Bands, wegen denen ich auch eine Band gründen wollte. Orte haben mich bisher nicht inspieriert, aber vielleicht kommt das noch.

7. Habt Ihr bereits Veröffentlichungen mit Entera?
Wir haben bisher fünf CDs und zwei EPs gemacht:
1993: 7“ EP „Crossing“
2000: CD „Betrayal Against Time“
2003: CD „Believe, Fight Or Die“
2008: CD “Daily Terror”
2012: CD “The War Goes On”
2015: 7” EP “The Pit Is Ours”
2020: CD “Hate Factory”
Es gibt noch ein paar Beiträge zu Samplern und wir haben einen Song zu dem Horror Film “Suffer And Die” beigesteuert.

8. Was war Euer bisher größter/geilster/einprägsamster/kuriosester Gig?
Einen Gig da besonders zu nennen ist nicht so leicht. Für mich war der Gig mit Master (Death Metal Band) etwas Besonderes. Ich höre die Band schon lange und hab sie zum meinem 40. Geburtstag eingeladen. Wir haben im Kunstverein in Nürnberg zusammen gespielt. Nach dem Gig hat die Band bei uns zu Hause noch ne Weile in der Küche gehockt und wir haben uns unterhalten. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sind sie wieder gefahren.
Kuriose Gigs hatten wir schon jede Menge. Auf einem Gig in einer Kneipe im Saarland lief vor und nach dem Auftritt Techno. Das war schon etwas seltsam. Bei einem anderen Gig ist der komplette hintere Teil der Bühne zusammen gebrochen, auf dem die Verstärker und Boxen der anderen Bands standen. Bei einem Gig mit Debauchery in Memmingen hat unser Gitarrist mir versehentlich während dem Gig die Spitze seiner Gitarre auf das Auge gehauen. Im ersten Moment dachte ich, dass mein Auge jetzt raus wäre, es ist aber nichts weiter passiert. Ich hatte Schmerzen, konnte den Gig aber zu Ende spielen.
Ein weiterer Gig, der mir sehr positiv im Gedächtnis geblieben ist, war ein Auftritt im Exile in Friedenfels. Der Raum war nicht so groß, es waren aber so viele Leute da, dass ein Teil davon schon auf der Treppe in das nächste Stockwerk stand. Besonders seltsam war es, dass ein Besucher zirka 25 Zentimeter vor meinem Gesicht stand und weder er noch ich konnten den kompletten Auftritt weg, weil einfach kein Platz da war. Ich musste ihn zwangsweise den kompletten Gig lang ins Gesicht singen.
9. Wie lautet die Schlagzeile in der Boulevard-Presse nach Eurem nächsten Auftritt?
Geiler Old School Thrash aus Nürnberg
10. Wo seht Ihr Euch in einem Jahr mit Entera? Und in fünf? Was sind Eure Ziele und Visionen?
Ich hoffe, dass Corona in einem Jahr keine Rolle mehr spielt und wir wieder regelmässig auftreten können. Die Gigs sind für mich das wichtigste in einer Band, ohne die brauche ich die Band auch nicht mehr. In fünf Jahren haben wir hoffentlich eine weitere CD fertig und wir planen schon seit Ewigkeiten eine Live DVD/Blu Ray zu machen, aber es hat sich noch keine richtige Möglichkeit ergeben. Es wäre auch mal super, eine kleine Tour mit vielleicht sieben bis zehn Auftritten zu spielen, bisher hatten wir nur Gigs an den Wochenenden
11. Wenn Ihr was zu sagen hättet: Was würdet Ihr in Nürnberg ändern für die Musikszene? Wo gibt es dringenden Verbesserungsbedarf, um die Rahmenbedingungen zu verbessern?
Es könnte ein paar mehr Auftrittsorte in Nürnberg geben. In den letzten Jahren sind einige Möglichkeiten weggebrochen. Der rote Salon läuft jetzt z. B. unter der Führung der Muz. Seitdem haben wir dort nicht mehr gespielt, weil einfach die Kosten für kleine Bands viel zu hoch sind. Ich habe manchmal das Gefühl, dass bei der Förderung der Kultur Musikrichtungen wie Metal leider sehr oft überhaupt nicht beachtet werden. In Nürnberg scheint das auch so der Fall zu sein. Vielleicht gibt es das, aber ich habe es noch nicht mitbekommen.
In anderen Läden gibt es diese Altersbeschränkung, da dürfen Bands nicht mehr spielen, wenn der Altersdurchschnitt der Musiker ein bestimmtes Alter erreicht hat. In unserem Fall ist der Drummer der Dumme. Er würde darunter fallen, aber weil ich den Durchschnitt nach oben verschiebe, darf er dort nicht auftreten. Da sollte man vielleicht eine Lösung finden. Auch die Werbung ist in Nürnberg nicht so einfach. Es gibt sehr wenige Möglichkeiten kostenfrei Plakate auf zu hängen oder die Flyer irgendwo aus zu legen. Wir machen natürlich Online Werbung, aber das ersetzt nicht die Werbung durch Plakate und Flyer.
12. Zuletzt Euer Tipp: Welche regionale Band – außer Euch – muss man unbedingt gehört haben?
Natürlich meine zweite Band Andabata J . Ansonsten würde ich Mechanix, Repent, Absorb und Goath empfehlen.
Entera auf Youtube:
Infobox Entera:
https://www.facebook.com/Entera-205340632811362/