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BANDastisch | Goath

BANDastisch - Goath

Mit Goath und Black Death Metal vom Feinsten gehen wir in eine neue Runde unserer musikalischen Regional-Serie BANDastisch.

1. Stellt Eure Bandmitglieder mal einzeln vor: Name, Alter, Beruf.

Jemanden vorzustellen gestaltet sich immer schwierig, wenn man beabsichtigt, ein Fremder solle verstehen wen er vor sich hat. Nach dem Namen, Alter und dem Beruf könnte man wohl auch noch das Sternzeichen oder die sexuelle Orientierung hinzufügen. Das würde es genauer, aber auch etwas unangenehmer machen.

Da ist der Serrator: 29 Jahre alt. Er arbeitet im kontaktnahen Beruf mit Menschen aus allen Bereichen, jeden Alters, mit unterschiedlichen Namen, deren Antrieb, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, meist körperliche Schmerzen sind und vor allem das Bestreben, selbige dauerhaft loszuwerden. Er befreit sie temporär davon, aber wesentlich wichtiger ist es, ihnen beizubringen wie sie dies auch selbst tun können. Des Weiteren spielt er Schlagzeug bei Goath, leistet großen Beitrag zur Kreativität dieser Band und verfolgt dadurch ebenso persönliche Ziele wie zum Beispiel der Tristesse und ständigen Ortsgebundenheit möglichst wenig Platz in seinem Leben einzuräumen.

Bei ihm Goathammer, 40 Jahre alt: Er betreibt eine Location, in der gelegentlich auch Veranstaltungen stattfinden. Hauptsächlich wird diese aber als Versammlungsort diverser Menschen genutzt. Die Unterschiedlichkeit dieser Leute ist gerade hier von großer Bedeutung, da sie zuallererst keine Rolle spielt. Der gemeinsame, kleinste Nenner ist die freiwillige Anwesenheit aller und dies bietet eine ideale Voraussetzung für absolute Unvorhersehbarkeit der abendlichen Ereignisse. Getrieben von den gleichen Absichten wie Serrator beteiligt er sich, unter anderem durch das Gitarrenspiel, an Goath.

BANDastisch - Goath
BANDastisch – Goath; Foto: Dreamfilmfactory.com

2. Jetzt zu Eurer Band: Wie ist der Bandname Goath entstanden und was bedeutet er? Wer hat die Band gegründet und wann? Woher kennt Ihr Euch?

Der Name stand bevor es eine Band wurde. Wir alle drei (damals war Muerte noch am Bass dabei) haben in den Jahren davor in unterschiedlichen Bands gespielt und dadurch jeweils jeder für sich ein „musikalisches“ Fundament gelegt bzw. die handwerklichen Fähigkeiten erlernt. Die Entscheidung dazu hat jeder irgendwann für sich getroffen. Meist nachdem man Jahre zuvor zunächst nur von der Art Musik selbst in den Bann gezogen wurde. Hierzu gehört ja vor allem die Faszination für die Kompromisslosigkeit dieses Genres. Das Zusammenspiel von pervetierter Ästhetik und martialischer Lyric, eingekocht in den dazugehörigen Sound. In keiner Musik spiegelte sich für jeden von uns alles so wieder wie in jener. Ich denke so erging es jedem der auch heute noch „posessed“ ist.

Erst dann kam der Gedanke ein Instrument zu „erlernen“, einzig mit dem Ziel in einer eigenen Band zu spielen. Mit den Jahren wird die musikalische Erfahrung zwar größer, aber leider auch die menschliche. Egoprobleme, zwischenmenschliche Differenzen und letztlich auch das Desinteresse am „WIR „etc. schließen dann meist den Deckel des Sarges.
Muerte und ich haben dann das Konzept entwickelt und so kam der Name GOATH. (Wortspiel aus Goat=die Ziege und Oath=der Schwur). Wir wollten erstens einen Namen, kurz aber möglichst zeitlos, einfach, doch nicht allzu primitiv, der jedoch unmissverständlich zeigt, wohin die Reise geht und zweitens: nur ein Demo aufnehmen.

Niemand zeigte Interesse an diesem vorerst starren Konzept, dessen wichtigster Bestandteil Satanismus war. Trotz aller Selbstverständlichkeit, mit der okkulte Symbole in der Metalszene stets verwendet werden, fand sich niemand, der bereit war sich dieser Sache ernsthaft zu widmen. Nur Serrator hörte sich an worum es ging und wir verabredeten uns. Wir probten vier Tage und nahmen das Demo auf, baten einen alten Freund um Schriftzug und Coverartwork, weil wir wussten, dass dieser verstand was wir wollten. Wir fühlten uns, als spielten wir ewig zusammen und arbeiteten wie eine Person. Nach dem Demo war klar: Wir sind noch nicht fertig…

3. Welche Art von Musik macht Ihr?

Black-Death Metal

4. Um was geht es in Euren Songs? Wie entstehen neue Lieder bei euch und wer schreibt und komponiert sie?

Um Alltägliches: hauptsächlich um Gewalt! Es geht um alles, was gemacht wird, um in irgendeiner Form eine Vormachtstellung zu erlangen und besonders um alles, was der Mensch so tut, um dies zu verbergen. Weder verherrlichen wir Gewalt, noch verurteilen wir diese und erst recht denunzieren wir als Band keine speziellen Personengruppen. „Schuldig“, wenn man so will, machen wir uns ja alle. Besonders als so etwas wie eine Gesellschaft! Auch Serrator und ich und eine Menge Gestalten, denen man am liebsten ihre Menschenrechte absprechen würde bzw. alles dafür tut, um selbst nicht mit selbigen als Mensch in einen Topf geworfen zu werden, sind Teil davon. Das ist halt die Misere, in der wir stecken. Alle kennen die unterschiedlichsten Formen aktiver und passiver Gewalt. Mal üben wir sie selbst bewusst aus, mal weniger. Mal mit Erlaubnis des Gegenübers z B. zur Stimulation oder manchmal konsumieren wir Gewalt auch nur nebenbei zur Unterhaltung. Wie hart man auch versucht, ein guter Mensch zu sein, was man prinzipiell ja trotzdem meist auch ist, setzt man gesellschaftliche Ordnung zuletzt mit Gewalt durch, denn ohne Ordnung fürchten wir, dass nur die gewalttätigsten Kreaturen herrschen könnten. Moral und Sitte verfallen, „Werte“ die wir festlegen,  unterschiedlich hart, unterschiedlich intim und jeder in seinem System. Und natürlich geht es um Liebe! Ein wesentlich komplexeres Thema…

Wir alle schreiben die Songs und arbeiten gemeinsam an allem, was konzeptionell vor sich geht, und auch wenn dann hier und da mal gedanklich der Pfarrer durchs Dorf gepeitscht wird, versuchen wir einfache, billige Provokation zu unterlassen.

5. In welcher Sprache singt ihr und warum?

Würden wir auf Deutsch singen, würde sich den Hörern unser Text aufzwingen. Klingt erstmal blöd, aber hunderte von Popsongs würden niemals ohne öffentliche Empörung laufen, wenn man sie in unserer Sprache spielen würde. Spricht zunächst nicht für uns. Denke aber, in den meisten Fällen eher nicht für die Popmusik und dem Frauenbild, das da herrscht. Außerdem sind wir mit englischsprachiger Musik aufgewachsen und jahrelang habe ich bei dem Versuch, Tiefe in die Lyrik zu bringen, versagt. Sowohl in Deutsch als auch in Englisch, obwohl ich durchaus was zu sagen hatte.

Jetzt schreibe ich ein paar lose Sätze, um die Richtung zu bestimmen, auf Englisch. Das kann ich nur, weil ich sie auch schon auf Englisch denke. Bei der Rückübersetzung entsteht mir oft ein neuer Eindruck und so entwickelt sich eine Art Dialog mit mir selbst. Ich brauche mittlerweile lange, um Texte zu schreiben, trage sie manchmal mit mir rum und vergesse sie oft eine Weile. Meist braucht es dann etwas Zeit, die jeweiligen Gedanken wieder aufzugreifen. Wenn mir das dann zu schnell gelingt, schmeiße ich sie weg, der Rest überlebt. Auf Deutsch würde man den Eindruck haben, da versucht einer Kunst zu scheißen … Englisch muss man dann als deutscher Hörer bewusst übersetzen – wer das dann macht, ist quasi selber schuld!

BANDastisch - Goath
BANDastisch – Goath; Foto: goath666.com

6. Von wem werdet Ihr inspiriert? (Bands, Musiker, Orte, Erlebnisse…)

Musikalisch von vielem altem Zeugs. Das wurde oft von Leuten geschrieben, die man erst für Idioten hielt, dann meist zu Ikonen verklärte, letztlich aber oftmals erkannte bzw. sich eingestehen musste, wie normal diese eigentlich sind. Aber stets waren sich alle einig, dass sie musikalisch irgendwie Geschichte schrieben. Der Grund liegt meiner Meinung auf der Hand: Die Musik war ebenso exzentrisch wie die Macher! Das ist aber halt nichts, was Musikern vorbehalten ist.

Heute versuchen oft Exzentriker Musik zu machen oder Musiker exzentrisch zu sein. So‘n Wichtigtuer-Ding. Dann hast Du manchmal fünf davon in einer Band, fünf Anführer, fünf „Visionäre“. Wie ein Film voller Hauptdarsteller und bei Erfolg kommt dann der  Manager, der dafür sorgt, dass alle den Mund halten damit einer was verdient…

7. Habt Ihr bereits Veröffentlichungen mit Goath?

Goath: „Demo“ 2016

Goath: „Luciferian Goath Ritual“ 2017

Goath: „II: Opposition“ 2018

Goath: „Live Supremacy“ 2019

Goath: „III: Shaped by the Unlight“ 2021

8. Was war Euer bisher größter/geilster/einprägsamster/kuriosester Gig?

Sehr groß: „Party-San“
Sehr andächtig: „Black Silesia Open Air“, Abhängen und Bier trinken mit Blasphemy
Kurios: letzter Gig auf der Brasilien Tour, lustige Stimmung unter bewaffneten, brasilianischen Metalheads, die dank der beruhigenden Wirkung von Schnaps und Kokain vollkommen positiv ausgerastet sind. Verrücktes Land!
Prägenden Eindruck hat so einiges hinterlassen.

9. Wie lautet die Schlagzeile in der Boulevard-Presse nach Eurem nächsten Auftritt?

„Rente zu knapp: Oma (96) jobbt auf dem Straßenstrich.“

Hat dann aber hoffentlich nichts mit uns zu tun.

10. Wo seht Ihr Euch in einem Jahr mit Goath? Und in fünf? Was sind Eure Ziele und Visionen?

Auf der Bühne, unter hoffentlich annehmbaren Bedingungen. Hoffentlich kinderlos, charakterlich flexibel und musikalisch gewohnt schwer erträglich. Natürlich mit neuer Scheibe, alten Freunden auf langen Touren. Das Ziel ist: Aufzuhören wenn wir es erreicht haben! Die Vision: viel schlimmer!

11. Wenn Ihr was zu sagen hättet: Was würdet Ihr in Nürnberg ändern für die Musikszene? Wo gibt es dringenden Verbesserungsbedarf, um die Rahmenbedingungen zu verbessern?

Musiker sind ja für eine kleinere Stadt wie Nürnberg reichlich vorhanden und mehr Locations, immer cool. Aber wenn zwei gute Veranstaltungen zeitgleich sind, ist oft auf beiden manchmal zu wenig los.
Kleinere Veranstalter supporten.

Das wichtigste wäre eigentlich etwas, was keiner organisieren kann, denn das hat allgemein etwas mit Verständnis zu tun. Die Denke vieler Leute ist: Undergroundmusik soll immer ultra billig sein, wenn nicht sogar umsonst, kleine Loctaions dürfen nichts verdienen, weil das sonst Kapitalismus ist. Aber Bands aus aller Welt sollen spielen, wochenlang Touren, Scheiben ultra billig verkaufen (stehen ja eh online) und das möglichst oft etc. Ein vollkommen falsches Verständnis für das, was da geht.
Von heute auf morgen stehen Läden vor dem Aus, weil halt keiner Rücklagen bilden kann. Erst wenn‘s brennt, wird sich besonnen. Dann wird gekämpft und kaum hat man‘s wieder mit Glück noch einmal geschafft, brummen auch Konzis unter der Woche wieder und alles läuft! Und zwar: FÜR EINEN MONAT. Und dann sollen die Bands auf Tour wieder am besten nur am Wochenende spielen, zu alten Bedingungen, denn die Vergesslichkeit greift schnell wieder um sich. Und wenn‘s wieder hart wird, findet man zu allererst die Stadt wieder scheiße, weil ja alles voll Kommerz ist! Viele der Konzertbesucher müssen verstehen, dass es wohl kein Business gibt, bei dem man solch eine Transparenz hat und unmittelbar sieht, was mit dem Geld geschieht, wie in diesen kleinen Läden. Nirgendwo kommt man wohl auch an Organisatoren so nah ran, um Unklarheiten im direkten Dialog zu beseitigen! Und ganz klar: Es läuft trotzdem viel bullshit!

Somit sei klargestellt:  IHR MACHT DIE SZENE DIESER STADT!

Das ist gut, aber manchmal wär‘s besser wenn‘s halt noch besser wär! Denn: Nicht der Applaus ist die Gage der Künstler – denn der Applaus war auch 2020 nicht der Lohn der Sanitäter!

Und wer wenig Geld hat, wird hier nicht ausgeschlossen, aber Musiker und Veranstalter werden auch nicht reicher, wenn jeder einfach NUR klatscht… Support!

12. Zuletzt Euer Tipp: Welche regionale Band – außer Euch – muss man unbedingt gehört haben?

Möglichst alle! Erhöht die Wahrscheinlichkeit eine zu finden, die gefällt!

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