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Einblicke in die Musikindustrie: Die schimmernde Goldgrube der Musikwelt.

Einblicke in die Musikindustrie: Die schimmernde Goldgrube der Musikwelt.

Yannic von waveplanetrecords im Interview mit Marthe Anne

Gigantische Konzerte mit beeindruckenden Bühnenshows und schillernden Persönlichkeiten, egal ob groß oder klein, für Jeden ist das ein Vergnügen. Um solche Events auf die Beine zu stellen, ist die Zusammenarbeit von Musikern, Künstlern und Unternehmern essentiell. In diesem Fall dreht es sich um einen jungen, selbstständigen Akteur in der Musikbranche Namens Yannic und die Künstler, die unter Vertrag stehen bei seinem Label waveplanetrecords. Yannic ist Booker, Veranstalter und Produktmanager und arbeitet in seinem Label sogar international mit HipHop-Künstlern im zusammen. 

Interessant für Newcomer Artists ist, in dem folgenden Gespräch, die Kooperation und dabei entstehende Schwierigkeiten, weil Unternehmer und Musiker verschiedene Ansichten vertreten, es an Kommunikation mangelt oder die Interaktion mit den Produzenten schwierig ist.  

KunstNürnberg: Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit aus deiner Sicht?

Yannic: Sie bringt Chancen! Neben der durchaus berechtigten Kritik, dass das aktuelle Pro-Rata Modell vieler Streamingdienste nicht für alle Künstler*Innen Vorteile bringt, sollte man zwei Dinge nicht vergessen: Zum einen ist das die Kosteneffizienz. Es ist vergleichsweise sehr günstig eine digitale Veröffentlichung durchzuführen, da man keine Investitionen in Pressungen, keine Lagerkosten und auch keine Retouren hat.

„Witten Untouchable“ auf spielt auf ihrer Tournée, mit Tourstopp im Z-Bau in Nürnberg. Der Produktmanager organisierte das Spektakel, wo hunderte Fans einen atemberaubenden Abend verbrachten und ich diese tolle Aufnahme machen konnte.

Des Weiteren wird der Katalog interessanter, da Streaming ein Modell auf Lebenszeit ist. Während zu Zeiten des klassischen CD Verkaufs, Alben eine Halbwertszeit hatten nach der man in der Regel nichts mehr verkaufen konnte und damit auch keine Einnahmen mehr generieren konnte, ist das durch Streamingdienste anders: Ein gutes Album wirft auch Jahre später Beträge ab und viele gute Alben auch Summen, von denen Künstler*Innen und Labelbetreiber*Innen leben können. 

KunstNürnberg: Wie müsste für dich eine erfolgreiche Unterstützung von Newcomer*innen aussehen, damit alle „davon leben“ können? 

Yannic: In erster Linie achte ich in meiner Agentur auf einen nachhaltigen Künstler*Innenaufbau. Gerade in der ersten Phase einer Karriere ist es wichtig die wirtschaftlichen Basics wie Buchhaltung, GEMA, im Griff zu haben. Anschließend versuchen wir herauszufinden wohin die Reise gehen soll. Nicht immer überschneiden sich die Vorstellung von Managements und Künstler*Innen. Wenn man da die goldene Mitte findet und schließlich zusammenkommt, haben wir in unserem Netzwerk Partner, die ebenfalls an die Artists glauben.  

Eine erfolgreiche Unterstützung liegt meiner Meinung nach darin den Künstler*Innen Zeit zu geben und nicht in erster Linie nur auf die eigenen Profite zu schauen. Gerade am Anfang finde ich ist es besonders wichtig die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten, damit der Druck auf alle Beteiligten nicht groß ist, schnell wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Man sollte aber nie an den falschen Enden sparen, denn das rächt sich. Zugegeben ein Drahtseilakt.  

KunstNürnberg: Es ist also generell ein kleiner Spagat, den man bewältigen muss. Darüber hinaus ist es interessant zu erfahren, wie du den strukturellen Wandel wahrgenommen hast. 

Yannic: Man merkt, dass Songs kürzer werden und oft direkt mit der Hook (dem Refrain) anfangen. Aus einer geschäftlichen Perspektive, für mich aber nicht überraschend, weil die Musikindustrie immer an den Zeitgeist und die vorhandene Technologie gekoppelt ist. Früher war ein Langspieler ca. 12 Songs und 45 min, weil das auf eine Vinyl passte. Als die CD herauskam wurden Alben auf einmal 20 Songs lang, weil das Medium es plötzlich hergab.

KunstNürnberg: Hat sich neben der Songlänge durch den strukturellen Wandel, wegen Streaming Plattformen und den dadurch veränderten Einfluss der Hörer, etwas verändert? 

Yannic: Meine Arbeit hat sich insofern verändert, dass ich als Produkt Manager deutlich mehr Wert auf erfolgreiche Singlekampanien legen muss. Außerdem hat sich der ganze Markt beschleunigt. Man kann sich eigentlich nicht mehr ausruhen nach einem erfolgreichen Release, weil die Aufmerksamkeitsspanne durch eine große Anzahl an neuen Veröffentlichungen enorm abgenommen hat. Wenn man eine erfolgreiche Kampagne hat, muss man schon an der nächsten sitzen. 

KunstNürnberg: Eine andere, stabilere Variable in der Musikindustrie sind Artworks und Illustrationen zB. von Albumcovers. Wie groß siehst du den Einfluss von gestalterischen Arbeiten in der Musikindustrie? Welche Künstler beeinflussen mit ihren Artworks und Illustrationen die Zuhörer? 

Yannic: Bei Vinylkäufer*Innen sind Artworks immer noch ein Kaufgrund. Leider nimmt diese Komponente als relevanter Faktor im Digitalen immer mehr ab da das Cover nur auf kleinen Handydisplays erscheint. 

Ich finde z.B. Morlockk Dilemma macht das sehr gut, da seine Artworks auch die Kunstfigur perfekt widerspiegeln. Es gibt aber viele, besonders im Untergrund, die sich sehr viel Mühe geben bei der visuellen Gestaltung.  

KunstNürnberg: Neben Artworks und der Zusammenarbeit mit Streamingdiensten, ist die Öffentlichkeitsarbeit (PR) in dem Bereich durch Lables wie Sony oder Aggro Berlin populär. Wie groß ist der Einfluss von PR in der Musikindustrie? 

Yannic: Für mich mitunter entscheidend für den Erfolg. Gute PR, aber ganz besonders auch ein gutes Social Media Marketing entscheidet oft über Erfolg oder Pleite. Dieser Punkt wird heutzutage oft unterschätzt, aber langfristig kann man sich ohne gute PR meiner Meinung nach nicht etablieren.  

Natürlich sind die Unternehmen mitverantwortlich für gute Streamingzahlen. Playlisten großer Streamingdienste sind mitunter die Sprungbretter für aufstrebende Künstler*Innen. Jedoch kann ein Unternehmen einen „erfolglosen“ Künstler nicht ohne weiteres erfolgreich machen. In der Öffentlichkeit wirkt von Außen immer alles sehr einfach, aber es steht hinter fast allen erfolgreichen Künstler*Innen ein starkes Team, eine Vision und ganz viel Arbeit. Ohne diese Faktoren funktioniert das auch nicht, selbst wenn der Support von großen Unternehmen da ist. 

KunstNürnberg: Wenn es um Streamingzahlen geht stellt sich die Frage, ob Labels Künstler*Innen helfen können, sich ein beliebteres Image aufzubauen. 

Yannic: Klar können Labels dabei helfen. In der Popmusik ist sowas ja relativ üblich, dass Labels ganze Interpreten von Grund auf produzieren. Allerdings müssen Künstler*Innen das auch wollen und zulassen, dass ihnen Drittparteien ihre künstlerische Vision beeinflussen. 

KunstNürnberg: Es ist also üblich, dass Künstlerimages von Außen aufgebaut werden. Wie groß ist die Macht, die Labels wie Sony auf Künstler*innen ausüben, wenn Sie so stark dargestellt werden? 

Yannic: Sony oder auch andere Major Labels sind sehr große & komplexe Firmen. Das ist sicherlich abhängig vom jeweiligen Deal und von den einzelnen A&Rs (Artist and Reportiore: treffen die Entscheidung darüber, Künstler unter Vertrag zu nehmen, und sind für ihre Betreuung zuständig). Für einige Künstler*Innen kann ein Major (Major Label) ein guter Schritt sein, denn wenn viele kompetente und erfahrene Mitarbeiter an einem Projekt arbeiten können die teilweise auch „Berge versetzen“ allerdings ist der Aparat sehr teuer und deshalb muss man meiner Meinung nach abwägen, ob die Musik das kommerzielle Potential hat.  

Vielleicht sind Indie’s (Independent Label) für die ersten Schritte der bessere Weg. Grundsätzlich kann ich allen Jungen Künstler*innen raten, dass Sie sich bei den ersten Verträgen einen Anwalt zur Seite nehmen. Konkret Labels in den Raum zu werfen wäre zu pauschal da es hunderte an Labels in Deutschland gibt mit vielen verschiedenen Fachrichtungen. 

KunstNürnberg: Manipulation durch sogenannte Bots ist nicht nur in der Politik, sondern auch hier ein riesen Thema. Kannst du nochmal konkret etwas über Fälle im digitalen Zeitalter, im Bezug auf kommerziellen Erfolg und Veränderungen im Gegensatz zu früheren Strukturen erzählen? 

Yannic: Es gibt den Künstler Apache, der viele Singles selbst veröffentlicht hat und sich damit Gehör verschafft. Ähnlich ist es auch bei der Künstler*In Layla. Es werden heute oft selbstständig Singles veröffentlicht und darüber werden idealerweise Labels, Managements auf Artists aufmerksam. Manchmal auch über Soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram. 

Früher wurden Künstler bei Liveauftritten entdeckt und für viel Geld Demos produziert. Damit ist man zu Labels gegangen und hat gehofft, dass man einen Vertrag bekommt um Geld für Videos bzw. die richtige Aufnahme, Mix & Master bekommt. Eine Albumproduktion hat da ein Vermögen gekostet. Das ist heute zum Glück schon deutlich anders. 

Letztlich gibt es Positives und Negatives an den Veränderungen zu entdecken. Den ein oder anderen Newcomer in der Branche könnte solch ein detailierter Einblick in die Musikbranche schon ein ganzes Stück weiterbringen. Es bringt wohl ein lachendes und ein tränendes Auge mit sich, wenn man an das Aussterben von physischen Tonträgern denkt. Um dem entgegenzusteuern, könnte man sich ja doch mal wieder eine CD bestellen oder einen Plattenspieler auf dem Flohmarkt besorgen.  

Der Rapper Goldroger und seine Band spielen auf ihrer Tournée ein Konzert im E-Werk in Erlangen. Yannic organisierte das Spektakel, wo hunderte Fans einen atemberaubenden Abend verbrachten und ich diese emotionale Aufnahme machen konnte. 

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