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Jude Griebel – Wasted in der Galerie Sturm

Jude Griebel: the animal I've ever eaten, © Galerie Sturm

Jude Griebel – Die Einzelausstellung Wasted des Künstlers Jude Griebel eröffnet am 2. Juli 2015 (19:30 Uhr) in der Galerie Sturm in Nürnberg.

Jude Griebels Ausstellung Wasted in der Galerie Sturm in Nürnberg

„I love you more than all the plastic in the ocean“

Der kanadische Künstler Jude Griebel belauscht diesen ungewöhnlichen Abschied von Liebhabern. Die Aussage offenbart ein Verständnis von Weite- von etwas Erhabenem in seinem Maßstab – das sich nicht durch die eigene Bedeutungslosigkeit im Vergleich mit den unglaublichen Kräften der Natur messen lässt.

Im Gegensatz zu dem Erhabenen der Meere und Berge in Caspar David Friedrichs Gemälden, ist die unaufhaltsame Kraft und unvorstellbare Weite, die der Liebhaber beschreibt, symptomatisch für zeitgenössische Konsummuster.

Eine einzelne Flasche wegzuwerfen, ist eine Gedankenlosigkeit, aber als kollektive gewohnheitsmäßige Handlung erzeugt sie eine so große Masse im Ozean, dass sie weder Anfang noch Ende zu haben scheint – genau wie die romantische Liebe.

Das zöllische Messsystem ist ein Beweis dafür, wie wir unseren Körper verwendet haben, um das Undenkbare in verständlichen Einheiten zu skalieren. Der Körper als ein Messsystem gilt auch für Ideen, wie in der Darstellung der Tugenden als allegorische Figuren bei klassischen Künstlern.

Jude Griebel: Trawl, Ausstellung Wasted, © Galerie Sturm

Jude Griebel: Trawl, Ausstellung Wasted, © Galerie Sturm

Das Problem bei der Verwendung verkörperter Darstellungen um abstrakten Konzepten eigene und lebendige Formen zu geben, ist die inhärente Annahme einer Stabilität des Körpers. Körper wachsen, schrumpfen, erweitern sich und werden undicht.

Sie können gegenseitig ihre Oberflächen durchdringen, sie können in neue Formen erzogen werden. Und in der Tat macht die elende Natur unserer Körper diese zu einem inkonsistenten Messwerkzeug.

Jude Griebels Serie Wasted gibt natürlichen und unnatürlichen Katastrophen menschliche Formen, vom monströsen Gesicht einer Ölpest, bis zu einer Figur mit Bootskopf und Fischkörper. Dies sind die bösen Kinder der akribischen, von Hand gefertigten Herstellung des Künstlers, so unvollkommen wie ein stinkender, behaarter Fuß als Maßeinheit. Aber diese Unvollkommenheit ist kein Verlust.

Griebel bietet verkörperte Formen der natürlichen und vom Menschen verursachten Tragödien, die auf Skalen oft unmöglich zu begreifen sind. Inspiriert durch Besuche von Darstellungen der Naturgeschichte und exzentrischen Sammlungen auf der ganzen Welt, vermischt Wasted diese Bezugspunkte mit der Ästhetik der handgemachten grotesken Requisiten aus Horrorfilmen der 1980er Jahre, der Jugend des Künstlers, und gibt der gegenwärtigen angstvollen Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt eine Form.

Jude Griebel:Grease, Ausstellung Wasted, © Galerie Sturm

Jude Griebel:Grease, Ausstellung Wasted, © Galerie Sturm

In Wasted verkörpern die Figuren den bitteren Schrecken der Auseinandersetzung mit dem Anthropozän: im Gegensatz zu den ordentlichen, hierarchischen Kategorien im aufklärerischen Denken, können wir in unserer planetaren Epoche nicht länger leugnen, dass die Zukunft unserer Spezies komplett und hoffnungslos mit unserer materiellen Welt verflochten ist, und umgekehrt. Griebels Figuren verleihen dieser Auseinandersetzung mit unserem Platz auf dem Planeten Form, ihr Elend spiegelt die persönlichen, psychischen Turbulenzen in dem Versuch, unseren Platz im Universum zu überdenken.

Wir können nicht mehr wie Friedrichs Mönch am Meer sein, der Gottes Allmacht in jeder massiven Ozeanwelle kontempliert. Gott ist tot und wir haben ihn schon vor langer Zeit getötet. Stattdessen sind wir wie in Griebels Arbeit in riesigen Haufen von Fisch und Bergen von Flaschen uns selbst ausgeliefert, in einem Zusammenbruch von Ekel und Lust.

(Pressetext Galerie Sturm)

Jude Griebel – zum Künstler

*1978 in Ottawa, Canada
AUSBILDUNG

  • 2014     Master of Fine Arts, Concordia University, Kanada
  • 2012     MFA International Exchange, University of Lapland, Finnland
  • 2003     Bachelor of Fine Arts, Emily Carr University of Art and Design, Kanada

AUSGEWÄHLTE AUSZEICHNUNGEN UND RESIDENCIES

  • 2015 Artist Residency, Halle 14 Contemporary Art Center, Leipzig, Germany
    Artist Residency, MiZ Istanbul, Turkey
  • 2014 The Elizabeth Greenshields Foundation Grant
    Artist Residency, Pilotenkueche, The Spinnerei, Leipzig, Germany
    Alberta Foundation for the Arts Project Grant
    Canada Council Travel Grant (Also in 2013, 2010, 2005, 2004)
    Shortlist, The Bronfman Award in Contemporary Art
  • 2013 Alberta Foundation for the Arts Marketing Grant
    Artist Residency, Elsewhere Museum, North Carolina, USA
  • 2012 Leo Paul Ramsperger Award in Sculpture and Ceramics
    Alberta Foundation for the Arts Graduate Scholarship

AUSGEWÄHLE EINZEL- UND DOPPELAUSSTELLUNGEN

  • 2015 Wasted, Galerie Sturm, Nuremberg, Germany (catalogue)
    Yellow House, with Brendan Griebel, dc3 Art Projects, Edmonton, Canada (catalogue)
  • 2014 Reanimator, Galerie Sturm Project Space, Nuremberg, Germany
    Shelf Life, Union Gallery, Queen’s University, Canada
    Betwixt and Between, with Dana Holst (curated by Scott Marsden),
    The Reach Gallery Museum Abbotsford, Canada (catalogue)
  • 2013 How You Were Made, Galerie Sturm, Nuremberg, Germany (catalogue)
    Grow Apart, FOFA Gallery, Montréal, Canada
  • 2012 Grandmother, Galleria Kajo III, University of Lapland, Finland

AUSGEWÄHLTE GRUPPENAUSSTELLUNGEN

  • 2015 Future Station: The 2015 Biennial of Contemporary Art (curated by Kristy Trinier),
    The Art Gallery of Alberta, Canada
  • 2014 Patchwork, Theatre Impermanent, Leipzig, Germany
    Locate: Works from the Permanent Collection, The Yukon Public Art Center,
    Whitehorse, Canada
    OK OK OK, Ateliers Jean Brillant, Montréal, Canada
    Collision 10, Parisian Laundry, Montréal, Canada
  • 2013 Elsewhere Retrospective, The Elsewhere Museum, Greensboro, USA
    BRERART Contemporary Art Week (curated by Chiara Canali), Milan, Italy
    Play: Toys+Age=Art, dc3 Art Projects, Edmonton, Canada
    New Acquisitions, The Burnaby Art Gallery, Canada
  • 2012 Thoughts About Death (curated by Anna Ruth), Äkkigalleria, Jyväskylä, Finland
    La Vie Fantastique (curated by Shane Goldby for the Art Gallery of Alberta/ TREX
    Program), touring 25 Alberta communities 2012-2015, Canada
    The Gaze of History: Portraits from the Collection, The Burnaby Art Gallery, Canada

AUSGEWÄHLTE SAMMLUNGEN

  • Burnaby Art Gallery, Kanada
  • Colart Contemporary Canadian Art Collection
  • Frans Masereel Centrum, Belgien
  • Gallery OM, Japan
  • Sakima Art Museum, Japan
  • Silvercorp Mining Kanada
  • Yukon Arts Centre Public Art Gallery, Kanada

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Galerie Sturm – Besucherinformationen

  • Vernissage: Donnerstag, 2. Juli 2015 um 19.30 Uhr
  • Ausstellungsdauer: 2. Juli bis 16. August 2015
  • Adresse: Galgenhofstraße 33, 90459 Nürnberg
  • Öffnungszeiten: Donnerstags von 18.00 bis 20.00 Uhr; Sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr. Und nach Vereinbarung.
  • Webseite der Galerie Sturm

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Lesetipp: Lesen Sie auch das Interview mit Johannes Sturm, dem Galeristen der Galerie Sturm, Nürnberg.

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