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Mies van der Rohe im Museum Georg Schäfer Schweinfurt

Ludwig Mies van der Rohe, Convention Hall. Chicago, Illinois, 1952-54. Interior perspective. Preliminary version, 1953. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Marbleized paper cut-out photographs (of roof-truss model and 1952 Republican Party Convention) on composition board, 33 x 48“ (83,9 x 122 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: 572.1963 © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Die Sonderausstellung Mies van der Rohe – Collagen aus dem Museum of Modern Art zeigt rund 50 Collagen, Fotomontagen und Zeichnungen des bedeutenden Architekten.

Außerdem zeigt die Ausstellung noch Kunstwerke der Klassischen Moderne u.a. von Wassily Kandinsky, Paul Klee und Wilhelm Lehmbruck.

Eröffnung ist am Samstag, den 25. Februar 2017 um 14 Uhr und die Schau kann regulär vom 26. Februar bis 28. Mai 2017 besucht werden (alle Besucherinformationen am Ende des Artikels).

Mies van der Rohe – Collagen aus dem Museum of Modern Art (MoMA), New York

Ludwig Mies van der Rohe, Convention Hall. Chicago, Illinois, 1952-54. Interior perspective. Preliminary version, 1953. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Marbleized paper cut-out photographs (of roof-truss model and 1952 Republican Party Convention) on composition board, 33 x 48“ (83,9 x 122 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: 572.1963 © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Convention Hall. Chicago, Illinois, 1952-54. Interior perspective. Preliminary version, 1953. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Marbleized paper cut-out photographs (of roof-truss model and 1952 Republican Party Convention) on composition board, 33 x 48“ (83,9 x 122 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: 572.1963 © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) zählt zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhundert. Im Zeitraum zwischen 1910 und 1965 schuf Mies van der Rohe eine Vielzahl von Collage und Fotomontagen, die auf faszinierende Weise die Gestaltungsprinzipien seiner Architektur verdeutlichen.

Diese meist großformatigen Arbeiten sind weit mehr als skizzenhafte Begleiter des architektonischen Entstehungsprozesses: Sie sind eigenständige Kunstwerke, die überwiegend frei von Zweckverbundenheit und praktischen Zwängen die reine Vision Mies van der Rohes zeigen, die Essenz seiner Ideenfindung im abstrakten Raum.

Die in Kooperation mit dem Ludwig Forum Aachen konzipierte Ausstellung präsentiert mit einem umfangreichen Konvolut an Leihgaben aus dem New Yorker Museum of Modern Art erstmalig in dieser Gesamtheit die Collagen und Fotomontagen des in Aachen geborenen Architekten – insgesamt rund 50 Arbeiten – Sie werden begleitet und kommentiert von ausgewählten Werken der Klassischen Moderne.

Wassily Kandinsky, Große Studie (Unbekannte Improvisation 2), 1914, Öl auf Leinwand, 100,5 x 79 cm, Rotterdam, Museum Boijmans van Beuningen

Wassily Kandinsky, Große Studie (Unbekannte Improvisation 2), 1914, Öl auf Leinwand, 100,5 x 79 cm, Rotterdam, Museum Boijmans van Beuningen

Kaum eine bildnerische Technik reflektiert die ästhetischen Prinzipien, den Zeitgeist und das Lebensgefühl der Moderne wie die der Collage -bzw. Montage. Der durch Krieg, Revolution und Industrialisierung geprägte Erfahrungs- und Wahrnehmungswandel schlägt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleichermaßen in Zeitungen und Magazinen, in den bildenden und darstellenden Künsten nieder.

Schon früher kamen Collage und Fotomontage auch in der Architektur zur Anwendung. Unter dem Einfluss von Dada, Konstruktivismus und De Stijl nutzte Mies van der Rohe wie kaum ein anderer Architekt diese neuen Bildtechniken, um seine künstlerischen Ideen zum Neuen Bauen in Wettbewerben, Ausstellungen und Zeitschriften zu visualisieren.

Ludwig Mies van der Rohe, Friedrichstrasse Skyscraper Project, entry in the Friedrichstrasse skyscraper competition, photograph of lost photo-collage, 1921. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Gelatin silver print, 10 x 8“ (25,4 x 20,3 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MMA 13724. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Friedrichstrasse Skyscraper Project, entry in the Friedrichstrasse skyscraper competition, photograph of lost photo-collage, 1921. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Gelatin silver print, 10 x 8“ (25,4 x 20,3 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MMA 13724. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Glass Skyscraper. Berlin, 1922. Model (no longer extant). New York, Museum of Modern Art (MoMA). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MI2 © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Glass Skyscraper. Berlin, 1922. Model (no longer extant). New York, Museum of Modern Art (MoMA). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MI2 © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Abrupte Blickwechsel, die Freiheit von Perspektive, Ort und Zeit, das Montieren von vorgefundenen Elementen und eine auf verschiedene Materialien konzentrierte Ästhetik, wie sie bei Mies zum Einsatz kommen, stehen in einem historischen Kontext zu Künstlern und Experimentalfilmern der künstlerischen Avantgarde.

Betrachtet man diesen Kontext, ist umso erstaunlicher, dass sich diesem besonderen Teil des Werkes von Ludwig Mies van der Rohe bisher keine eigene Ausstellung oder Publikation monografisch gewidmet hat.

Dabei verdienen die Collagen und Fotomontagen gerade vor dem Hintergrund ihrer engen Verbindung zu den avantgardistischen Techniken und Kunstformen und ihrem Einfluss auf den Architekten eine genaue Betrachtung. Dieses Desiderat nehmen sich das Ludwig Forum Aachen und das Museum Georg Schäfer mit der Ausstellung Mies van der Rohe – Collagen aus dem Museum of Modern Art, an – weltweit zum ersten Mal und erstmals in diesem Umfang.

Ludwig Mies van der Rohe, Convention Hall, interior perspective, final version. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MR5306.47. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Convention Hall, interior perspective, final version. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: MR5306.47. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Die ausgewählten Werke spielen einerseits eine Rolle als Entwurfsillustrationen für eine potenzielle zukünftige Architektur. Projekte wie Museum For a Small City (1941–43), Concert Hall (1942), Theater (1947) oder Convention Hall (1954) zeigen ideale Räume und sind in der architektonischen wie künstlerischen Ästhetik ihrer Zeit Ausnahmeerscheinungen.

Ludwig Mies van der Rohe, Theatre Project, 1947. Combined elevation and section. New York, New York, Museum of Modern Art (MoMA). Cut-out colored papers (silver, gold, marbleized, and black) on illustration board, 48 x 96“ (121,9 x 243,8 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: 717.1963. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Theatre Project, 1947. Combined elevation and section. New York, New York, Museum of Modern Art (MoMA). Cut-out colored papers (silver, gold, marbleized, and black) on illustration board, 48 x 96“ (121,9 x 243,8 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. n.: 717.1963. © 2017. The Museum of Modern Art, New York / Scala, Florence / VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Die Bedeutung der Collagen geht aber weit über eine Begleiter-Rolle des Entwurfsprozesses hinaus. Gerade weil sie völlig frei, ohne den Zwang architektonischer Funktionalität, mit visionären Raumkonstellationen spielen können, sind sie autonom und gewähren so einen tiefen Einblick in den konzeptionellen und künstlerischen Schaffensprozess. Sie zeigen die ideale Grundidee, aus der sich die Architektur ableitet – meisterhafte concetti des 20. Jahrhunderts.

Mies trifft Wassily Kandinsky, Paul Klee und Wilhelm Lehmbruck

Die Ausstellung spannt ihren zeitlichen Bogen von einem ersten, noch von Ludwig Mies van der Rohe und seinem Bruder Ewald Mies gemeinsam eingereichten Entwurf für das Bismarck-Denkmal am Rhein (1910) über seine visionären Entwürfe für Glashochhäuser (1922) und seine Tätigkeit in den USA ab 1938 bis hin zu seinen späten Werken wie dem Entwurf für die Neue Nationalgalerie in Berlin aus den 1960er Jahren.

Paul Klee, Regentag, 1931, Aquarell auf Karton auf Rahmen genagelt, 20,5 x 38,5 cm, Bern, Zentrum Paul Klee (Leihgabe aus Privatbesitz)

Paul Klee, Regentag, 1931, Aquarell auf Karton auf Rahmen genagelt, 20,5 x 38,5 cm, Bern, Zentrum Paul Klee (Leihgabe aus Privatbesitz)

Mies verwendete in viele Collagen Kunstwerke von befreundeten oder sehr geschätzten Künstlern, deren Werke er selbst sammelte und die im Kontext seiner Ästhetik für ihn offenbar eine Besondere Bedeutung hatten.

Dazu gehören etwa Paul Klee oder Wassily Kandinsky, von denen ausgewählte Werke in der Ausstellung gezeigt werden.

Besonders beeindruckend ist Mies‘ freier Umgang mit Ölgemälden oder Aquarellen kleiner oder mittlerer Größe, deren Reproduktion er teilweise zu geradezu monumentaler Größe aufbläst, dreht, spiegelt und in meist nur kleinen Ausschnitten in seinen Collagen verwendet.

Wilhelm Lehmbruck, Stehende Figur („Große Stehende“), 1910, Hartgipsguss, 194 cm Höhe, Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur

Wilhelm Lehmbruck, Stehende Figur („Große Stehende“), 1910, Hartgipsguss,
194 cm Höhe, Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur

Im Zusammenspiel dieser Zitate mit realen Materialien wie Holzfurnier, Stoff oder auch Glas und Fotografien entsteht ein spannungsvolles Verhältnis zur architektonischen Zeichnung, das zugleich den Aufbau einer überzeugenden Darstellung strukturierter Räumlichkeit unterstützt.

Mies und Schweinfurt

Die Schweinfurter Präsentation zeigt die Collagen in Zusammenhang mit einem konkreten Architekturprojekt von Ludwig Mies van der Rohe: den Entwürfen für ein Museum Georg Schäfer aus den Jahren 1960–62.

Ludwig Mies van der Rohe, Georg Schaefer Museum Project, Schweinfurt, Germany, Interior perspective with view of site, 1960- 1963. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Ink and photo collage on illustration board, 30 x 40” (76.2 x 101,6 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. N.: MR6008.48. © The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence/ VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Ludwig Mies van der Rohe, Georg Schaefer Museum Project, Schweinfurt, Germany, Interior perspective with view of site, 1960- 1963. New York, Museum of Modern Art (MoMA). Ink and photo collage on illustration board, 30 x 40” (76.2 x 101,6 cm). Mies van der Rohe Archive, gift of the architect. Acc. N.: MR6008.48. © The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence/ VG Bild-Kunst, Bonn, 2017

Zu ihrer Illustration gehören Originalpläne und Fotomontagen aus Privatbesitz, die nur in Schweinfurt gezeigt werden können. Packend wird die Collage als eigenes künstlerischen Medium neben Plänen und Modellen deutlich.

Zudem bietet sich in Schweinfurt ein zweifaches Architekturerlebnis: die Architekturentwürfe und Collagen von Mies van der Rohe treffen auf den hier seit 1998 und 2000 realisierten Museumsbau von Volker Staab.

Fakten zur Ausstellung

  1. Die Schau zeigt rund 50, meist großformatige Fotomontagen und Collagen des Architekten Ludwig Mies van der Rohe – weltweit erstmals in diesem Umfang zu sehen.
  2. An markanten Stellen treten die Arbeiten in Korrespondenz zu einzelnen, ausgewählten Werken von Künstlern, die in unmittelbaren Bezug zu den Collagen stehen, darunter Werke von Kandinsky, Klee und Lehmbruck.
  3. Zu dem Projekt eines Museums für die Sammlung Georg Schäfer werden erstmals Pläne und Entwürfe ausgestellt.

Besucherinformationen

  • Adresse: Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt
  • Ausstellungsdauer: 26. Februar – 28. Mai 2017
  • Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 10 – 17 Uhr; Donnerstag bis 21 Uhr
  • Eintrittspreise: 9,- Euro, ermäßigt 8,- Euro
  • Parallel zur Ausstellung erscheint die Publikation: Mies van der Rohe. Montage Collage, hrsg. von Andreas Beitin, Wolf Eiermann, Brigitte Franzen, Ludwig Forum Aachen und Museum Georg Schäfer, Schweinfurt / London 2017
  • Das Begleitprogramm finden Sie auf der Webseite des Museums

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Pressemitteilung mit Ä. d. Red.

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