Frank Slabbinck stellt bis zum 26. April in der Städtischen Galerie in Schwabach aus. Einführungsrede der Ausstellung “Colors of Life” von Dr. Werner Kümmerle hat der Künstlerbund Schwabach zum Nachlesen hier zur Verfügung gestellt.
Frank Slabbinck stellt in der Städtischen Galerie Schwabach aus
Frank Slabbinck ist ein international erfolgreicher Maler und Skulpturist, der seit Mitte der Achtzigerjahre europaweit und in den USA in über 70 Ausstellungen vertreten war. In Deutschland war er bisher wenig präsent, obwohl er hier einen Teil seiner Ausbildung zum Innenarchitekten absolviert hat. Nur ein einziges Mal, 1997 in Aachen, hat er bislang in Deutschland ausgestellt.
Durch seinen Kontakt mit Clemens Heinl hat sich nun die glückliche Möglichkeit ergeben, dass der Künstlerbund Schwabach aus dem umfangreichen Oeuvre von Frank Slabbinck eine Auswahl von Arbeiten zeigen kann, die alle erst in jüngerer Zeit entstanden sind.

Frank Slabbinck – biographisches
Zunächst einige biografische Daten: Frank Slabbinck wurde 1942 inBrügge, Belgien, geboren, wo er auch noch heute lebt. Seine künstlerische Ausbildung mit den Schwerpunkten Innendesign, Zeichnung und Keramik hat er auf der Kunstakademie Sin Lukas in Gent sowie in Detmold absolviert.
Beruflich zunächst als Innenarchitekt tätig, wandte er sich immer mehr der Malerei zu. 1984, d.h. mit 42 Jahren, hatte er seine erste größere Ausstellung in Antwerpen, die noch weitgehend durch seine Experimente mit Symbolismus und magischem Realismus geprägt war.
Die Kunstkritik ordnete ihn damals als Surrealisten ein, mit Gemälden, die man als “fantasievoll, detailliert sowie sorgfältig ausgearbeitet” beschrieb, die aber auch als “düster” und “den Betrachter deprimierend” charakterisiert wurden. Von dieser Wirkung ist bei seinen aktuellen Arbeiten nichts zu spüren.
Die Ernsthaftigkeit und Schwermut von Frank Slabbinck war über 10 Jahre eingeprägt durch die rigide Erziehung einer Schule, in der die Schüler nicht mit Namen angesprochen wurden, sondern jeder eine Nummer trug. Während seiner gesamten Schulzeit war seine Nummer die “591”, eine Zahl, die anfänglich in seinem Atelier und seinen Arbeiten immer wieder präsent war. Johan Debruyne, ein mit Frank Slabbinck befreundeter Kunstkritiker schrieb einmal: “Dieser kreative, empfindsame junge Mann, der nur damit beschäftigt war seine eigenen, sehr persönlichen Träume in fantastische Bilder zu transformieren, war über Jahre nichts als eine Nummer gewesen. Während seiner Jugend war er, so könnte man sagen, einer Überdosis von Katholizismus ausgesetzt gewesen.
Als sich die Gelegenheit ergab dort auszubrechen, wandte er sich dem Hinduismus und Buddhismus zu. Die einseitig katholische Orientierung seiner Jugend führte bei ihm zu einer weltoffenen Haltung gegenüber anderen Kulturen und Geistesströmungen. Diese vielfältigen Eindrücke haben einen deutlichen Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung genommen, ebenso wie das einzigartige Lebensgefühl in Brügge, eine der schönsten historischen Städte der Welt, seine Ästhetik geprägt hat .”
Frank Slabbincks Kunst in Schwabach
Die hier gezeigten Arbeiten lassen von der frühen Depression nichts mehr erkennen, sie sind farbenfroh, verspielt und witzig, keinesfalls bedrückend. Seine Malerei – insbesondere die minimalistischen Zeichnungen mit blauem Kugelschreiber auf Zeitungsrändern – kann manchmal wie ein Comicstrip gelesen werden. Zeitungspapier verwendet Frank Slabbinck oft auch als Untergrund für seine Malerei, in seine Sujets arbeitet er dann auch Begrifflichkeiten und Themen der unterliegenden Zeitungsartikel ein.
Unter der schmeichelnden Oberfläche und Gefälligkeit seiner Arbeiten zeigt sich aber bei genauem Blick auch sein hintergründiger Humor und seine Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen.
Die Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation zwischen Menschen ist ihm ein wichtiges Thema. Hierzu hat er seine “Kreaturen” entwickelt, Kreuzungen zwischen Mensch und Tier, die häufig eine Art Heiligenschein, ausgebildet als Sichelmond, tragen.
Solche Symbole dominieren in vielen seiner Arbeiten und erhöhen den Wiedererkennungswert, sind sozusagen sein Markenzeichen. Seit Anfang der Neunzigerjahre hat sich Frank Slabbinck auch den Skulpturen zugewandt, meist flächenhaften Figuren aus Holz mit starker farblicher Akzentuierung, von denen wir hier auch einige Exponate zeigen.
Skulpturen für den öffentlichen Raum gestaltet Frank Slabbinck in der Regel aus korrodiertem Stahlplatten, ebenfalls mit starkem Farbauftrag, aber oft auch stärker dreidimensional ausgeprägt als die hier ausgestellten Relief-artigen Exponate.
In Frank Slabbinck Oeuvre ist immer die menschliche Figur von zentraler Bedeutung. Er stellt sie in einer sozialkritischen, aber auch humorvollen Weise in eine Fantasiewelt, deren versteckte Symbole der Betrachter entdecken und interpretieren kann, wenn er möchte.
Aber das ist kein Zwang, der Betrachter kann sich auch einfach nur an der schönen Oberfläche erfreuen. Versuchen Sie es selbst!
Text: Dr. Werner Kümmerle