Für das Projekt H.O.P.E., initiiert von der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Mitten in Franken e.V., entwickelte die Bildhauerin und freie Künstlerin Kerstin Himmler eine raumgreifende Installation, die im Heiligen Jahr 2025 an drei bedeutenden Kirchorten gezeigt wird: In der Nürnberger Frauenkirche, in St. Ludwig Ansbach sowie in einer Kirche in Erlangen. Im Interview spricht Himmler über Symbolik, Spiritualität und die Herausforderung, Hoffnung künstlerisch zu fassen.
Eine goldene Scheibe, ein balancierendes Kind – Hoffnung als Bild
Frau Himmler, wie sieht Ihre Skulptur konkret aus? Und wie interagiert sie mit den sehr unterschiedlichen Kirchenräumen?
Die zentrale Form ist eine goldene Scheibe, auf die eine Art Stiege zuläuft – und auf dieser balanciert ein Kind, für mich ein „frecher kleiner Superheld“. Das ist meine künstlerische Assoziation zu Hoffnung. Diese Figur läuft mutig auf das Licht zu.
Ich habe die Arbeit ursprünglich für die Frauenkirche in Nürnberg konzipiert, speziell für das sogenannte Paradies. In diesem besonderen architektonischen Rahmen, zwischen rotem Sandstein und gotischem Skultpurenschmuck, wird die Installation aufgestellt.
Aber das Werk funktioniert auch an den anderen Orten – denn es geht um die Bildidee: den Inhalt, nicht nur um den Raum. Trotzdem verändert sich natürlich der Eindruck mit jeder Kirche.

Symbolik, Farbe und Rebellion: Hoffnung als Haltung
Der Titel des Projekts lautet H.OP.E. – Hoffnung. Wie übersetzen Sie dieses existenzielle Thema in Ihre künstlerische Sprache?
Für mich bedeutet Hoffnung Mut, Zuversicht – vielleicht sogar Rebellion. Deshalb habe ich dieses Kind gewählt. Es ist eine Figur der Leichtigkeit, bunt, sehr zugänglich. Hoffnung darf leuchten. Ich arbeite ohnehin sehr gern mit Symbolen – meine Werke sind durchdrungen von Ikonografie, von Metaphern und Farben.
Der kleine Superheld steht für ein universelles Bild. Hoffnung hat für mich nichts Exklusives, sie geht über kirchliche oder religiöse Grenzen hinaus.
Das Paradies und die Frauenkirche – ein starker Ort
Ihre Arbeit wird im sogenannten Paradies der Frauenkirche in Nürnberg zu sehen sein – ein liturgisch und historisch bedeutender Ort. Welche Rolle spielt der konkrete Raum für die Konzeption?
Die Frauenkirche war von Anfang an im Zentrum meiner Überlegungen. Die Architektur dort ist sehr besonders – gerade das Tympanon über dem Portal hat mich fasziniert. Ich wollte etwas schaffen, das formal und inhaltlich genau dort funktioniert.
Die Bezeichnung „Paradies“ ist natürlich stark: Es ist der Durchgang zur Kirche, das Tor zu einem spirituellen Raum. Ich habe mich gefragt: Was bedeutet Paradies heute?
Es gibt da diese Verbindung zur Darstellung der Geburt Jesu im Tympanon und mit meiner Kinderfigur entsteht ein Bezug zu dieser Szene, vielleicht auch zur Frage: Wo beginnt eigentlich Hoffnung?
Begleitprogramm: Workshops und Vermittlung
Sie begleiten die Ausstellung mit einem Bildungsprogramm. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher dort?
Ich werde sowohl Workshops für Kinder und Familien anbieten, als auch ein Format für Erwachsene. Im Zentrum steht die Idee, sich kreativ mit dem Kunstwerk auseinanderzusetzen.
Wir werden mit Plexiglasscheiben und Vergoldung arbeiten. Ein bisschen in Richtung Klimt, aber auch ganz eigenständig. Ich will, dass die Teilnehmenden in Berührung mit der Idee kommen, wie man Hoffnung sichtbar machen kann – mit einfachen, starken Bildern.
Spiritualität und Gesellschaft: Fragen anstoßen
Inwiefern möchten Sie mit Ihrer Installation auch spirituelle oder gesellschaftliche Fragen aufwerfen – gerade in einer Zeit, in der viele Menschen nach Orientierung suchen?
Ich finde, Kunst kann vieles sein: ästhetisch, schön, aber auch provozierend, unbequem, inspirierend.
Ich möchte mit meiner Arbeit nicht belehren, sondern anregen. Dieses kleine Kind auf der goldenen Scheibe soll etwas in den Menschen zum Schwingen bringen.
Gerade in unserer Zeit, in der Unsicherheiten dominieren, ist Hoffnung nicht nur ein religiöses, sondern ein zutiefst menschliches Thema. Und genau darum geht es mir.
Das Gespräch führte Dr. Alexander Racz.
Am 17. Oktober 2025 zieht die Installation nach Ansbach, in die Kirche St. Ludwig, um.
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