Die Sonderausstellung „Die älteste Taschenuhr der Welt? Der Henlein-Uhrenstreit“ eröffnet am 4. Dezember 2014 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg

Die älteste Taschenuhr der Welt? Der Henlein – Uhrenstreit im Germanischen Nationalmusem in Nürnberg
- Ausstellungsdauer: 4. Dezember 2014 – 12. April 2015
- Adresse: GERMANISCHES NATIONALMUSEUM, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg
- Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, 10 – 18 Uhr; Mittwoch 10 – 21 Uhr; Montag geschlossen
Im Jahr 1897 erwarb das Germanische Nationalmuseum im Kunsthandel eine knapp handtellergroße, dosenförmige Uhr.
Das vergoldete Messing-Gehäuse birgt ein Uhrwerk aus reinem Eisen, dessen mechanisches Prinzip noch aus den Anfängen der Antriebstechnik von „Feder und Schnecke“ stammt.
Die Echtheit einer gravierten Inschrift, der zufolge Peter Henlein die Uhr im Jahr 1510 gefertigt habe, wurde jedoch schon früh angezweifelt.
Doch ist nur die Gravur falsch oder die ganze Uhr?
Ein Forschungsprojekt ging dieser Frage fast zwei Jahre lang nach. Die Ausstellung gibt neue Antworten und eröffnet außergewöhnliche Blicke in das Innenleben historischer Uhrwerke.
Neben der Nürnberger „Henlein-Uhr“ sind weitere Zeitmesser, Scans der Uhrwerke und zeitgenössische Gemälde zu sehen, die eine faszinierende Reise in die Geschichte der Zeit und ihrer Macher am Ende des Mittelalters ermöglichen.
(Pressemitteilung des Germanischen Nationalmuseums)
Leserbrief von Ludwig Engelhardt zum „GNM Uhrenstreit“
GNM: „Seit Jahrzehnten tobt in der Fachwelt ein Uhrenstreit…“
Wieso wird nirgends informiert (Namen, Jahr, Grund), zwischen wem hier ein Uhrenstreit toben soll?
Es gab mal einen Streit über das Geburtsjahr von Henlein – aber das liegt schon über 40 Jahre zurück.
Ich hatte mal vor Jahren eine Diskussion mit einem Museumsdirektor, der meinte, dass Henlein gar nicht gelebt hat – aber da hat kein Streit getobt!
GNM „Mythos um Nürnberger Taschenuhr-Erfinder entzaubert“
Es konnten keine gesicherten Beweise, (nur die üblichen, allgemeinen Vermutungen) erbracht werden,
dass ein Handwerker vor 1505 (aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich Henleins älteste Taschenuhr, in einem Bisamapfel (Duftkugel) eingebaut; siehe http://www.peterhenlein.de) eine funktionsfähige, tragbare Räderuhr gefertigt hat. Natürlich waren die meisten Bauteile seiner Taschenuhr aus Großuhren bekannt. Sie wurden von Henlein nicht neu erfunden, sie haben sich, wie bei allen großen Erfindungen allmählich entwickelt. Seine großartige Leistung und sein in aller Welt anerkannter Verdienst war, dass er als geschickter Schlossermeister als erster diese Bauteile verkleinern konnte und Möglichkeiten erfunden hat, sie zu einer technischen Einheit zusammen zu bauen. In einem Gehäuse (Dose, Bisamapfel) konnte man sie als tragbare Räderuhr verwenden und dies hat ihn berühmt gemacht. Bei keinem anderen Uhrmacher ist dies auch in amtlichen Unterlagen aus dem 16. Jh. nachweisbar!
GNM: „Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, das die Henlein-Uhr seit 1897 besitzt, hat den Henlein-Mythos nie besonders gepflegt.“
Man hat anscheinend vergessen, dass im Jahre 1971 das GNM an Diehl/Junghans die Lizenz erteilt hat, Nachbildungen der Peter Henlein-Dosenuhr aus dem Jahre 1510“ in den Handel zu bringen.
Sie kann man immer noch kaufen; wenn das keine Mythospflege ist?
GNM: “…Sie (die Henlein Dosenuhr) wurde wohl erst vor gut 100 Jahren aus alten und neuen Materialen zusammengefügt.”
Diese Information hat mich stutzig gemacht: woher weiß man das Datum so genau, gibt es darüber Aufzeichnungen? Sie war doch bereits seit 1897 im Besitz des GNM! Vielleicht hat da Jemand im GNM am Uhrwerk herumgebastelt und auch im Gehäuse die Info “Petrus Hele me f. Norimb. 1510“ eingraviert? Sollte man im GNM mal nachforschen!
GNM „ Das Uhrwerk ist wie ein schiefes Haus. Das hat nie funktioniert.“
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Germanische Nationalmuseum eine Uhr in solch angeblich miserablem Zustand ankauft, das hätte doch ein Uhrmacher vorher leicht feststellen können. Da hätte man doch auch gleich erkennen müssen, dass die Dosen – Gravur aus dem 19. JH. stammt.
GNM: „ Es (das Henlein Uhrwerk) ist zusammengestückelt … aber auch (aus Teilen) neuer Herkunft, wie man sie im Uhrenhandel im 19. Jahrhundert beispielsweise aus englischer Produktion zur Verfügung hatte.”
Dazu sollte das GNM dringend einen Fachmann zu Rate ziehen, denn für 500 Jahre alte, handgefertigte Taschenuhren gab es ganz sicher keinen Ersatzteilhandel! Man konnte, wenn man großes Glück hatte Zugfedern erwerben, die aber erst individuell angepasst werden mussten.
GNM: „Ansonsten stießen die Forscher auf keinem der seinerzeit noch geschmiedeten Uhren-Bauteile auf eine Signatur von Peter Henlein.“
Das ist schon sehr merkwürdig, dass auf einem originalen Foto der GNM Bildstelle die Gravur P HENLE zu erkennen ist (wird auch vom GNM bestätigt) und auf dem Uhrwerk trotz aufwändigsten Untersuchungsmethoden nicht zu sehen ist?
Ich bin von den „neuen“ Erkenntnissen des GNM sehr enttäuscht, denn sie brachten nichts Neues
Erfreulich ist allerdings, dass ich an meinen Vertragstexten über Henlein fast nichts ändern muss.
Ich wünsche eine gute Zeit (alter Uhrmacherspruch)
Ludwig Engelhardt, ehem. Uhrmacher bei Uhren Gebhardt und am Lehrstuhl für Uhrentechnik und Zeitmesskunde. chronometrie@arcor.de