
Die Gruppenausstellung “Zehn Kreuze” versammelt Arbeiten der Künstler und Akademiestudenten Cyrena Dunbar, Robert Enderwitz, Holger Meinhardt, Paul Weigel und Jana Wernicke im historischen Ambiente des ehemaligen Fürther Flußbads.
Paul Weigel, der bei der Gruppenausstellung als Künstler und Kurator fungiert, diente der Ausspruch der Erleichterung “sich 3 Kreuze machen” als Ausgangspunkt für weitere Assoziationen. Die Drei wurde durch die Zahl Zehn ersetzt und somit übersteigert. Die besonders große und allumfassende Erleichterung war der Themenschwerpunkt, von dem aus weitere Gedanken künstlerisch gesponnen werden konnten.
Das Fürther Flussbad als Ort der Erleichterung, Muße, Ruhe und Freizeit bot den Künstlern die perfekten Rahmenbedingungen und Räumlichkeiten für ihre künstlerischen Umsetzungen der Kreuz-Thematik. Denn neben dem Sinnbild für Erleichterung verspricht das Kreuz, vom christlichen Kontext gelöst, formale Aspekte, wie Schnittpunkte, Gitter (aus mehreren Kreuzen), (rechte) Winkel und Blickachsen.
Die fünf Künstler setzten die vorgegeben Begrifflichkeiten Erleichterung, Kreuz, Gitter und Schnittpunkt in Installationen, Videos, Skulpturen und Objekten frei um, und arbeiteten so die Bedeutungen der Begriffe künstlerisch heraus.
Wie eine Wolke überspannt Paul Weigels Installation aus 20 schwarzen und 10 leuchtend bunten griechischen Kreuzen den Ausstellungsraum an der Decke, und setzt damit die Plakatvorlage skulptural um. Hier treten die zehn Kreuze in ihrer reinsten und gleichzeitig minimalistischsten Form erstmals auf.
Dem entgegengesetzt zeigen Jana Wernickes Filme kommunikative Schnittpunkte am Beispiel eines Familiengesprächs am Weihnachtstag über die richtige Zubereitung der Gans, die schließlich wortlos zerteilt wird, was von der Künstlerin als Erleichterung des ewigen hin und her empfunden wurde.
Eine zweite Arbeit, auf drei Filme im Raum verteilt, zeigt jeweils ein Körperteil der Künstlerin in Detailaufnahme, dass in einer komplizierten Körperhaltung, wie dem Handstand, gefilmt wurde. In Wernickes dritter Arbeit schnitt die Künstlerin die Bildflächen eines Comics aus, so dass nur die rahmenden schmalen Grate stehenblieben. Während dem Entstehungsprozess überraschten immer tiefer greifende Schichtungen und Gittermuster.
Robert Enderwitz verspannt Fichtenholzlatten zwischen Raumdecke und Boden, und erschafft so eine selbsttragende, statisch stabile Installation (ohne Nägel oder Leim), die durch filigrane Linienführung und Schnittachsen besticht.
Die mit dem Bleistift gezogenen Linien des Bildmediums Zeichnung werden so skulptural umgesetzt. Kontrastierende Elemente wie ein roter Plastikeimer oder eine rote Wäscheleine aus Plastik sind zwischen den fragilen Holzlatten verklemmt, und setzten einerseits farbliche Akzente, andererseits betonen sie den Gegensatz der Werkstoffe aus Natur und Industrie.
Holger Meinhardts Installation einer Sitzgruppe, bestehend aus vier Stühlen und einem Tisch (70er Jahre) aus Stahl und Schichtholz nimmt formal die Kreuzform auf. In die Enden der Stuhl- und Tischbeine sind Gabeln eingesetzt, so dass die ursprüngliche Funktion der Möbel mit nur einem kleinen Eingriff verloren geht und ad absurdum geführt wird.
Die zweite Arbeit des Künstlers abstrahiert einen auf dem Istanbuler Basar fotografierten Monoblock Hocker eines türkischen Händlers aus Plastik, dessen Sitzfläche von jahrelanger Verwendung bereits herausgebrochen ist und mit einer Flachsschnur geflickt werden musste. Mit dem Laserschneider trennte Meinhardt aus einer querrechteckigen weißen Kunststoffplatte (80 x 50 cm) Waben- und Sternornamente aus, für die der Basarhocker und Bauplastiken der altehrwürdigen Hagia Sophia in Istanbul vorbildhaft waren.
Wie beim Stuhl wurde die Mitte der Kunststoffplatte herausgebrochen und mit einer Schnur in einem Gittermuster geflickt. Der Istanbuler Hocker wird so abstrahiert und zum “Bild”. In der Ausstellung erhält er eine neue Bedeutung und Aufmerksamkeit, während er auf dem Basar als ein schlichtes und unbeachtetes Objekt sein Dasein fristen musste.
Cyrena Dunbar schafft in einem Hinterzimmer der Ausstellungsfläche einen Raum zum Nachdenken und zum Erholen. In diesem Kunstraum laufen auf mehreren Fernsehern kurze Sequenzen von Wasserstellen, die von Wasserrauschen begleitet werden und so den Badecharakter des ehem. Fürther Flussbads aufnehmen und spiegeln.
Gegenüber den Fernsehern steht eine Keramiktoilette, die das Sinnbild der Erleichterung auf die Spitze treibt. Die Betrachter sollen hier Platz nehmen, und sich so an diesem stillen Ort kontemplativen Gedanken hergeben. Sie werden so zu einem Teil des Kunstwerks, was damit den Rahmen einer einfachen Installation sprengt und zu einem Kunstraum wird, der die Betrachter umhüllt, integriert und durch deren Teilnahme eine Bedeutungssteigerung erfährt.
Dunbars zweite Installation aus vier kreuzförmig gegenübergestellten weiteren Toiletten lädt ein, Platz zu nehmen und sich zu unterhalten. Es entsteht damit ein ad absurdum geführter Konferenz(Kunst)raum, der nur durch die aktive Teilnahme der Besucher funktioniert. In der Kommunikation zwischen kreuzförmig angeordneten Sitzplätzen entstehen formale Schnittachsen von Blickrichtungen und Gesten sowie inhaltliche Kreuzungen der Gedanken. Wahrlich ein idealer Platz um die Ausstellung zu diskutieren.
Hallo Alex,
wir haben uns heute in der Fußgängerzone getroffen. Jetzt stöber ich grad so durch. sehr interessant bis jetzt
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