Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung über Karl IV. im Germanischen Nationalmuseum (20.10.2016 – 05.03.2017) vereint über 180 hochrangige Kunstwerke, Urkunden, kulturhistorische und alltagsgegenständliche Zeugnissen und mediale Inszenierungen und bietet so einen neuen Blick auf den facettenreichen Herrscher und seine Zeit.
Karl IV. – Kaiser mit Schwert und Feder

Das 14. Jahrhundert war eine Krisen- und Umbruchzeit: Die Pest wütete in weiten Teilen Mitteleuropas, Naturkatastrophen und Hungersnöte forderten viele Opfer. Zeitgleich erlebten Architektur, Technik, Kunst und Kultur einen Aufschwung, besonders in den mit Karl verbundenen Reichs- und Bischofsstädten.
Prag erhielt die erste Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zur Metropole. Die Prager Hofkunst wirkte stilbildend.
Auch die freie Reichsstadt Nürnberg, seinem zweithäufigsten Aufenthaltsort nach Prag, hat Karl IV. erheblich durch Stiftungen gefördert. Seine hohe Bildung machte ihn zu einem Kaiser des Schwertes und der Feder: Als erster Herrscher verfasste er eine Autobiographie.
Karl war als Sohn von Johann von Luxemburg und Elisabeth von Böhmen eine wichtige Figur im politischen Spiel. Als Gegenkönig des Wittelsbachers Ludwig der Bayer konnte Karl die Unterstützung des Papstes gewinnen und damit den Kampf um die römisch-deutsche Krone.
Seine Krönung 1355 in Rom bedeutete die Erneuerung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich. Und er schaffte ein epochales Werk: Die Goldene Bulle von 1356 wurde zu einer Art Reichsgrundgesetz und regelte für viereinhalb Jahrhunderte die Wahl des Römischen Königs durch die Kurfürsten.
Als Kaiser stützte er sich weniger auf militärische Gewalt als auf Diplomatie – und auf erhebliche Geldsummen, mit denen er die Zustimmung der Kurfürsten erkaufte. Die reichen Silbervorkommen Böhmens, die Förderung des Handels sowie die effiziente Verwaltung und Nutzung seiner Territorien ermöglichten den Erfolg des ebenso frommen wie berechnenden Kaisers.
Daneben betrieb er geschickte Heiratspolitik: Bei seinen vier Ehen wie bei der Verheiratung seiner Kinder spielte die Mehrung seiner Hausmacht stets die wichtigste Rolle. So bildete die Mitgift der Wittelsbacherin Anna von der Pfalz die Grundlage für Karls „Neuböhmen“ in der Oberpfalz.
Karl IV. – Umstrittener Herrscher oder Ikone?
Weil er für seine Hausmachtpolitik in großem Umfang Reichsgut verpfändete, sahen deutsche Historiker Karl IV. lange als „Vater Böhmens, aber Erzstiefvater des Reiches“, während er in Böhmen bzw. Tschechien bis heute als „Vater des Vaterlandes“ gilt.
Das Konzept wurde von der Nationalgalerie Prag und dem Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) Leipzig, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, des Deutschen Historischen Instituts Rom, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Martha Nürnberg erarbeitet.
Besucherinformationen
- Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg
- Ausstellungsdauer: 20.10.2016 – 05.03.2017
- Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr | Mittwoch 10 – 21 Uhr | Montag geschlossen
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Pressemitteilung
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