Rosa-Violetta Grötsch – Kunstnürnberg Featured Artist #44

Rosa-Violetta Groetsch: Objekt "hopphopp", © Ole Akhoj
Rosa-Violetta Groetsch: Objekt "hopphopp", © Ole Akhoj

Rosa-Violetta Grötsch (*1989) absolvierte an der Universität Kassel ihr Studium der Kunstwissenschaften und Soziologie. Bildende Kunst studierte sie an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn, sowie bei Christian Philipp Müller und Johannes Spehr an der Kunsthochschule in Kassel. Bis Frühjahr 2018 war sie Meisterschülerin in der Klasse für narrative Tendenzen bei Johannes Spehr. Im Jahr 2017 erhielt sie den UPK-Preis, 2016 den ersten Preis des Young Sculptor Award in Tallinn, sowie den Stellwerkpreis in Kassel.
2018 erhielt sie ein Arbeitsstipendium für das International Ceramic Research Center in Skælskør in Dänemark. 

Rosa Violetta Grötsch: Installation "amsterdamse uitjes", © Nicolas Wefers
Rosa Violetta Grötsch: Installation “amsterdamse uitjes”, © Nicolas Wefers

Rosa-Violetta Grötsch geht es um Symbiose, um ein Streben nach Gleichgewicht und um Wachstum. Es werden Dichotomien aufgezeigt, wie die des Drinnen (seins) oder eben außerhalb von etwas zu sein, Grenzen gezogen und Kategorien unterschiedlicher Systeme verbunden.

Fließende Formen entstehen aus Kompositionen gesammelter Objekte, sowie handgefertigter Skulpturen aus Keramik, geschmolzenem Glas, Gips, Holz, Metall, Gummi, Latex, Textil oder Silikon. Die Materialien werden syntaktisch zueinander in Relation gesetzt, so dass sich eine komplexe, fluide Sammlung ergibt.

Modular setzt sie die verschiedenen Passtücke in die Architektur, um Verbindungen im Raum und zwischen den Dingen herzustellen. Farbigkeit und Form bilden den Rhythmus. Die Zeichnungen und Objekte, die sich bis zu raumgreifenden Installationen vereinen, spielen auf hierarchische Strukturen an und befinden sich in stetiger Weiterentwicklung, bleiben offen und erweiterbar.

Rosa-Violetta Grötsch: Installation "Havarie", © Nicolas Wefers
Rosa-Violetta Grötsch: Installation “Havarie”, © Nicolas Wefers

Havarie – hair is meant to be loose at one end

Ich versuche alle möglichen Stränge einzufangen, fest zuhalten und miteinander zuverknoten. Objekt, Zeit, Dauer, Betrachtungsdauer, Richtung, Leserichtung, Subjekt, Bewegung, etc. pp. und so sehr ich auch weiter beobachte, zitiere und mir selbstgesetzte Strukturen zusammenzimmere, versteife ich mich darauf alles in einer einzigen punktgenauen aus Puzzleteilen aufgebauten Form zu visualisieren.

Verstrickt in die Recherche, über einen Steiner gestolpert und auf der Suche nach irgendeiner Erkenntnis, die sich aus dem Tun heraus ergibt, kam mir der lichtzündende Funke einer Kohlenfadenbirne. Nämlich, dass ja das Feuer auch vor dem Streichholz da war. Lächerliche Kategorien, Systeme und Hierarchien lechzen geradezu nach meiner vor Sarkasmus triefenden Leichtigkeit, wohingegen ich selbst ja weiterhin meine Kieferknochen aufeinander presse und mir sage: es muss jedes einzelne Detail geplant sein und Spontaneität ausgemerzt werden.

Die vollkommende Unmöglichkeit einer Einigung. In einem Gespräch über nicht erlangte Erkenntnisse und völlige Auflösung von Speziflasche und parasitärem Flechtenbewuchs, sagte ein Freund zu mir: „hair is meant to be loose at one end.“* So war nun endlich der Traum vom Knoten geplatzt. Diese wunderbar simple Metapher schien alle Grenzen aufzubrechen, meine Gedanken durften wieder über die Ufer treten. Und ich war auch nicht mehr die Sonne, was ja schlussendlich für jeden unglaublich erleichternd sein muss, falls einem der Kragen vor Hitze noch nicht zu eng geworden war.

Also kommt der Moment, bei dem ich nun, zumindest für einen Augenblick, zu akzeptieren versuche, dass nicht alle Stränge zu einem Knotenpunkt führen können. Ob uns das Haar nun am Ende ausgeht oder nicht, ist sowieso hinfällig.

Rosa Violetta Grötsch: Installation "Miks Mitte", © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Installation “Miks Mitte”, © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Objekt "I reached it + the boat", © Ole Akhoj
Rosa Violetta Grötsch: Objekt “I reached it + the boat”, © Ole Akhoj
Rosa Violetta Grötsch: Objekt "Obacht", © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Objekt “Obacht”, © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Objekt "Serie Symbiosis", © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Objekt “Serie Symbiosis”, © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Installation "Der Drögling", © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Installation “Der Drögling”, © RVG
Rosa Violetta Grötsch: Installation "Atlas", © Nicolas Wefers
Rosa Violetta Grötsch: Installation “Atlas”, © Nicolas Wefers
Rosa Violetta Grötsch: Installation "Atlas", Foto: Nicolas Wefers
Rosa Violetta Grötsch: Installation “Atlas”, Foto: Nicolas Wefers

Text: Rosa-Violetta Grötsch

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