RUDYARD SCHMIDT trifft auf BARTEK WĘGRZYN
VERNISSAGE mit Führung am 14.7. um 18 Uhr, Treffpunkt am Krakauer Haus, 19 Uhr Audio Performance von ALEXANDRU ȘALARIU, am Cinecitta-Steg/Pegnitzufer
Stadt(ver)Führungen: 16.9.2023 12 Uhr
Die Installationen befinden sich im öffentlichen Raum der Insel Schütt und sind rund um die Uhr zu besichtigen.
In diesem Jahr begegnen sich wieder zwei junge Künstler aus Polen und Deutschland im öffentlichen Raum der Stadt Nürnberg. RUDYARD SCHMIDT aus Nürnberg und BARTEK WĘGRZYN aus Krakau. Auch wenn die Werke auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen, so wird bei näherer Betrachtung deutlich, dass sie eines gemeinsam haben:
Die Frage nach dem, was hinter dem ersten Eindruck steckt. Die von einem philippinischen Pfahlbau inspirierte Installation „Floating (un) ExIsTeNcE“ von RUDYARD SCHMIDT lädt dabei dazu ein, sich mit der hinter ihr stehenden Lebensrealität auf den Philippen zu befassen: Nicht die Optik, sondern die Notwendigkeit ist verantwortlich für diese improvisierte Bauweise.
Von Klimakatastrophen und Armut geprägt, sind die Hütten aus Wellblech und Bambus die einzige bezahlbare Wohnmöglichkeit für viele Bewohner:innen der Philippinen. Schmidt stellt dabei einen
Bezug zwischen der nachhaltigen Bau- und Lebensweise im globalen Norden und der aus der Not geborenen Bauweise des globalen Südens her, die unter anderem eine Konsequenz des verfehlten Klimaabkommens und der Klimakatastophe ist.
Schmidt beschäftigt sich gleichzeitig mit der Kolonialgeschichte und dem Tourismus seines Heimatlandes. Ort der Installation von Rudyard Schmidt: Pegnitzufer/Steg am Cinecitta, Vordere
Insel Schütt, Nürnberg BARTEK WĘGRZYNs Installation „Mirror, Mirror…“ besteht aus wie Verkehrsschilder anmutenden Spiegeln, die an der Fassade des Krakauer Hauses angebracht sind und die
Gesetze der Physik durchbrechen zu seinen. Sie laden zum Hinterfragen der Realität und der individuellen Wahrnehmung ein. Das Hier und Jetzt wird durchbrochen, findet es doch nur im Kopf des Betrachers statt. Ein willkommener Moment, um innezuhalten und einen Schritt zurückzutreten.
Ort der Installation von Bartek Węgryzn: Fassade des Krakauer Hauses, Hintere Insel Schütt, Nürnberg
MEHR INFOS ZU DEN INSTALLATIONEN UND KÜNSTLERN
Floating (un) ExIsTeNcE
Der auf den philippinisch-stämmige Künstler RUDYARD SCHMIDT (*1997 Tarlac City) präsentiert im Rahmen der Inselkunst eine Installation, die einen philippinischen Pfahlbau nachstellt. Der Künstler legt den Fokus seiner Arbeit auf die Interaktion von Mensch, Natur und Technik.
So ist seine Konstruktion mit dem Titel „Floating (un) ExIsTeNcE“ in typischer Pinoy-Bauweise eine Reflexion der nachhaltigen Bau- und Lebensweise im Norden und der durch Not und Klimakatastrophen geprägten, improvisierten Bauten im globalen Süden. Die auf uns typisch philippinisch wirkenden, als touristisches Ziel betrachteten Pfahlbauten haben ihren Ursprung in der puren, sich aus den ökonomischen und ökologischen Lebensumständen der Bewohner ergebenden Notwendigkeit.

RUDYARD SCHMIDT zieht als Referenz das Haus seiner Mutter auf den Philippinen heran, das durch Taifune immer wieder beschädigt, zerstört und wieder aufgebaut werden musste. Er wirft
zugleich einen Blick auf die koloniale Geschichte der Philippinen und auf den dort stattfindenden Tourismus.
Am Ufer der Pegnitz, wo man sich gerne zur Erholung niederlässt, aufgebaut, lädt die Installation zum Nachdenken über die eigene Lebensrealität und über das ökologische Existenzminimum ein. Es ist ein Blick hinter die Fassade dieser Bauweise, hinter der so viel Geschichte steckt.
Die Installation wird von thematischen Hintergrundgeräuschen begleitet, die von der Mutter des Künstlers an ihrer Wohnstätte, auf der Straße und einem Markt auf Cebu, der Hauptinsel der Visayas, aufgenommen wurden.
Der RUDYARD SCHMIDT arbeitet bevorzugt mit recycleten Materialien. Sein Forschungsschwerpunkt sind die räumliche Wahrnehmung durch gezielt gesteuerte Sound und Lichtinstallationen sowie Interaktionen zwischen receycelten Materialien und moderner Technik mit Bezug auf den Fokus „Mensch, Natur und Technik.
Mirror, Mirror…
Der Beitrag von BARTOŁOMIEJ (BARTEK) WĘGRZYN (*1984 Krakau) lädt ebenfalls zu einem Blick hinter die Fassade ein: Er platziert an der Außenwand des Krakauer Hauses seine skultpturale Installation mit dem Titel „Mirror, Mirror…“. Sie besteht aus Spiegeln, die in der Art von Verkehrsschildern gemacht sind.
Täglich sind wir mit Geboten und Verboten, die uns solche Schilder aufzeigen, konfrontiert. Wir sehen täglich Zeichen, die das Gesetz ausstrahlen und so unsere Entscheidungen beeinflussen und unser Leben regeln. Unabhängig von unserem Standpunkt werden wir zu Teilnehmern an der Situation, die sich um uns herum entfaltet.

Die Spiegel-Verkehrsschilder von BARTEK WĘGRZYN spielen mit dieser Funktion. Wie Zauberspiegel aus dem Märchen verzerren die Spiegel die Realität, stellen das Hier und Jetzt in Frage. Die Betrachtenden sollen dazu angeregt werden, einen Moment innezuhalten und die vorbeirauschende Realität kurz zu vergessen.
Sie sollen sich auf ihre eigene Realität und Phantasie besinnen: Jeder der in den Spiegel schaut, sieht sein eigenes Spiegelbild, dass sinnbildlich für die eigene Wahrnehmung, die eigene Interpretation der Realität steht.
Rudyard Schmidt
Rudyard Schmidt (*16.10.1997 Tarlac City/ Philippinen) studiert an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg und ist Teil des Heizhaus e.V. Nürnberg. Sein Forschungsschwerpunkt sind die räumliche Wahrnehmung durch gezielt gesteuerte Sound und Lichtinstallationen sowie Interaktionen zwischen recycelten Materialien und moderner Technik mit Bezug auf den Fokus „Mensch, Natur und Technik“.
Ausstellungen
2022 Bühnenbild am ehemaligen Reichsparteitagsgelände, „Queer magical Intervention“ beim Musikinstallationen Festival Nürnberg Spaint Chords, Performance im Lenbachhaus München von Jan St. Werner und Michael Akstaller, Eröffnungsperformance, Performer mit Michael Akstaller, gem. von Jan St. Werner Fest Deutscher Pavillon Biennale Arte Venedig
2021 Vogel Sinnphonie mit Babis Panagiotidis,Lost & Found 2, Installationen im Nürnberger Burggraben
Bartek Węgrzyn
Bartek Wegrzyn (* 1984, Krakau/ Polen) ist bildender Künstler. Er schafft Skulpturen, Objekte und Installationen. 2009 machte er seinen Abschluss mit Auszeichnung an der Fakultät für Bildhauerei an der Jan-Matejko-Akademie der Schönen Künste in Krakau, im Atelier von Professor Józef Murzyn.
Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg im Rahmen des Programms Sokrates Erasmus. Derzeit arbeitet der Inhaber eines Doktorgrades am Lehrstuhl für Bildhauerei der Akademie der Schönen Künste in Krakau.
Stipendiat des Chinesischen Stipendienrats.
In den Jahren 2010-2012 nahm er an einem Künstleraufenthalt in China teil (Chongqing, Organhaus 501 Art Space
2015 Auszeichnung beim Wettbewerb „Bild, Grafik, Zeichnung, Skulptur 2015“ des Büros für Kunstausstellungen in Rzeszów.
2016 Auszeichnung für seine Skulptur „Wave after wave“ im Wettbewerb „Konfrontacje sztuki [Konfrontationen der Kunst]“, organisiert von der Galerie Test und dem Masowischen Institut für Kultur Warschau.
2021 Verteidigung seiner Doktorarbeit an der Abteilung für Bildhauerei der Akademie der Schönen Künste in Krakau, mit dem Titel „Entroducing. Formułowanie przestrzeni“ (de: Endtrodoucing. Das Formen des Räumlichen)




