Start Zeitgenössische Kunst „Independence for All“ von Costa Compagnie am Staatstheater Nürnberg

„Independence for All“ von Costa Compagnie am Staatstheater Nürnberg

Independence for All Foto: Konrad Fersterer

Uraufführung im Rahmen des internationalen Großprojekts „Fight (for) Independence“ von Costa Compagnie & Staatstheater Nürnberg

PREMIERE: 20.06.2019, 19 Uhr, Kammerspiele

Am 20.06.2019 feiert die internationale Produktion „Independence for All“ (UA) der Costa Compagnie und des Staatstheaters Nürnberg Premiere in den Nürnberger Kammerspielen. Die Costa Compagnie wurde von Felix Meyer-Christian 2009 als offene Kollaboration interdisziplinär arbeitender Künstler*innen in Hamburg gegründet. Ihre Arbeiten verbinden dokumentarische, performative und choreographische Methoden.

Independence for All – Foto: Konrad Fersterer

Internationales Großprojekt „Fight (for) Independence“ 
Der multimediale Theaterabend „Independence for All“ bildet den ersten Teil des internationalen Großprojekts „Fight (for) Independence“, das sich zeitlich über zwei Spielzeiten und geografisch über tausende Kilometer erstreckt: Die Costa Compagnie arbeitet mit dem Staatstheater Nürnberg und dem Oldenburgischen Staatstheater zusammen und führt Recherchen in zwei europäischen und zwei afrikanischen Ländern durch, um dem verlockenden, aber auch zweifelhaften Ruf nach „Independence“ zu folgen. Was bedeutet Unabhängigkeit heute, wofür und von wem? Gilt es, dafür oder dagegen zu kämpfen? Wie wirkt der Kolonialismus, Ursache historischer Unabhängigkeitsbewegungen, bis heute fort? Ist Unabhängigkeit in einer globalisierten Welt überhaupt möglich?

Recherchen in Franken, Großbritannien und dem Südsudan 

„Independence for All“ basiert auf Recherchen in Franken, im Vereinigten Brexit-Königreich und im Südsudan, jüngster unabhängiger Staat der Erde und vormals Teil der einstigen britischen Kolonie Sudan. 

Independence for All – Foto: Konrad Fersterer

Regisseur Felix Meyer-Christian beschreibt, was ab Donnerstag, 20.06.19 in den Kammerspielen zu erleben sein wird: 

Es ist eine sehr filmische Arbeit, wir haben einen 120°-Rundhorizont gespannt, quasi eine Rundung, mit der wir viel filmisches Material hineingeben. Das sind zum Teil Clips, die man wie im Kino guckt, aber es wird auch viel Bildmaterial aus den drei Ländern zu sehen sein, das wir parallel zur Arbeit mit den Performer*innen zeigen werden. Ganz wichtig ist uns, dass wir die Interviewpartner*innen aus den Ländern präsent haben. In den Szenen, die performt werden sind sie dann durch die Medien Video und Ton anwesend und geben vereinzelt auch Kommentare selbst hinein. Das hat damit zu tun, dass wir das “Als-Ob” bewusst nicht oder nicht durchgehend stattfinden lassen wollen. Es geht uns also nicht darum, dass wir uns eine südsudanesische Biografie aneignen und eine weiße, deutsche Schauspielerin so tut als ob sie Südsudanesin wäre, sondern für uns ist eher der Begriff des Botenberichts, der medialen Vermittlung im Zentrum. Die Person, um die es gerade geht, ist dann als Teil des Projekts medial anwesend und wird bezeichnet, als die, die sie ist. Dabei ist die medial-vermittelnde Funktion beim Zeigen einer südsudanesischen Position meist stärker, als wenn gerade ein*e Interviewpartner*in aus England im Zentrum ist, wie etwa ein Mitte 30-jähriger weißer Dokumentarfilmer aus der Mittelschicht – da ist die Frage von Aneignung einer Biographie eine andere.

Independence for All – Foto: Konrad Fersterer

Wir treffen vier Schauspieler*innen an, einmal Hauke Heumann und Maria Walser von der Costa Compagnie sowie Lisa Mies und Raphael Rubino vom Staatstheater Nürnberg. Auch wurde viel komponiert für diese Arbeit, in die eine Menge Recherchesounds eingeflossen sind. Wir gehen durch die drei Länder hindurch, das Publikum begegnet verschiedensten Biografien. 

Der Begriff Unabhängigkeit wird von einer radikal kriegerischen Auseinandersetzung her im Südsudan, über eine politisch nationalistische Auseinandersetzung im Brexit-England – wo auch eine radikale Entscheidung getroffen wird, aber eben nicht in einem bewaffneten Kriegs- oder Konfliktzustand – sowie anhand eines utopischen Gedankenexperiments, das in all unserer Mitte ansiedelt, beleuchtet: Was wäre eigentlich, wenn unser eigener regionaler oder Bundesland-Kontext sich entschließen würde, sich loszulösen oder überhaupt ein Referendum abzuhalten? Was wäre dann, wie würde ich mich entscheiden? Mit der Prämisse natürlich, dass man anders als in UK in der EU verbleiben würde. Das wäre dann ein Europa der Regionen – Katalonien, Südtirol, das Baskenland, Dänisch-Schleswig und Bayern sollten dann unabhängig sein – würden wir so etwas befürworten?

„Independence for All“ ist Bestandteil des internationalen Wochenendes IMPORT/EXPORT: Großbritannien vom 21. bis 23. Juni 2019 am Schauspiel Nürnberg, das sich dem Thema „Europa – Unabhängigkeit“ widmet.

„Fight (for) Independence“ – Spielzeit 2020/2021 
Die Recherche setzt sich in der nächsten Spielzeit von Mosambik über Katalonien bis nach Oldenburg fort, hin zu einer weiteren Theaterproduktion am dortigen Staatstheater und einer choreographischen Arbeit im Edith-Russ-Haus für Medienkunst. Die Ergebnisse gehen 2020 als „Double Feature“ auf Tour, unter anderem auch zurück ans Staatstheater Nürnberg. Das Projekt „Fight (for) Independence“ wird gefördert im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes.

Independence for All – Recherchereise im Südsudan

360°- Installation im Foyer des Schauspielhauses 

Neben der multimedialen Inszenierung „Independence for All“ wird umfangreiches 360°-Videomaterial im Web und per Virtual Reality-Umgebung im Foyer des Schauspielhauses die bisherige Recherche interaktiv erlebbar machen. Während der Öffnungszeiten des Schauspielhauses können die Besucher*innen sich per Virtual Reality-Brille selbst an den verschiedenen Orten umschauen, den Interviewpartner*innen gegenübersitzen und die bereisten Regionen erkunden. Das digitale Archiv wird über die kommenden 1,5 Jahre stetig um neues Recherchematerial erweitert, die Installation immer wieder – parallel zu Premieren und Gastspielen im Rahmen von „Fight (for) Independence“ – einem öffentlichen Publikum frei zugänglich sein.  

Independence for All (UA)
von Costa Compagnie
im Rahmen von „Fight (for) Independence“
Premiere: 20. Juni 2019, 19 Uhr, Kammerspiele
Text: Felix Meyer-Christian und Ensemble
Regie: Felix Meyer-Christian
Bühne und Kostüme: Lydia Sonderegger
Komposition, Soundart: Marcus Thomas
Kamera: Philine von Düszeln, Thomas Oswald
Programmierung, Video: Erik Kundt
Video, Schnitt: Keren Chernizon
Licht: Günther Schweikart
Dramaturgie: Sascha Kölzow
Produktionsleitung: Franziska Merlo
Mit: Hauke Heumann, Lisa Mies, Raphael Rubino, Maria Walser  

Weitere Vorstellungen im Juni 2019
Staatstheater Nürnberg:
Sa., 22.06.2019, 19.30 Uhr
So., 23.06.2019, 19.00 Uhr
Mo., 24.06.2019, 19.30 Uhr
Ballhaus Ost, Berlin:
Do., 27.06.2019, 20:00 Uhr
Fr., 28.06.2019, 20:00 Uhr
Sa., 29.06.2019, 20:00 Uhr

Tickets:
Tel.: 0180-1-344-276 (Festnetz 3,9 ct/Min, Mobil bis zu 42 ct/Min) 
oder unter: www.staatstheater-nuernberg.de

Keine Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Die mobile Version verlassen