Umringt von Schnelllebigkeit, Zukunftsszenarien und tiefschürfender Erforschung unserer Entstehungsgeschichten, finden wir uns in einer lebendig brodelnden Masse wieder, in deren Verzweigungen ständig Dinge ohne uns passieren und andere gerade durch unser Beisein an Bedeutung gewinnen. Etwas zu verpassen ist die Angst unserer Zeit. Nicht genug Zeit zu haben ebenso. Unsere schlafenden Hunde in all ihrem Potential.
Für Schlafende Hunde erstreckt sich am 23. November 2019 über drei Orte des KunstKulturQuartiers Nürnberg ein Geflecht aus Performances, Soundinstallationen, Bargesprächen und Interventionen. Die Besucher*innen sind für einen Abend dazu eingeladen, sich zwischen Be- und Entschleunigung ihrer Zeit frei zu bedienen.
Das Filmhaus Kino wird zu einer abgeschlossenen und scheinbar losgelösten Kapsel. Die Musiker*innen Jasmine Guffond (BER) und Timo Reuber (UNNA) vom Kölner experimental Label STAUBGOLD durchschreiten eine mehrstündige Session, aufgebaut auf Improvisation und Spontanität. Mit dem Visual Künstler Ilan Katin (BER) und der installativ arbeitenden Künstlerin Carmen Loch gestalten sie gemeinsam einen Raum voller Unendlichkeit und Narration.
Das Kunsthaus erscheint für Schlafende Hunde als ein sich ständig neu definierender Ort zwischen Backstage und Bühne. Inmitten von Vorankündigungen, Rückblicken und dem Gefühl sich ganz im Moment zu befinden, greifen die künstlerischen Positionen hier ineinander. So wird unter anderem die Nürnberger Choreographin Eva Borrmann eine Preview des neuen Stücks Red Forest inszenieren, das auf die Premiere im Dezember in der Tafelhalle verweist. In Marc Matters (DÜ) Installation hingegen, sprechen Performance-Künstler*innen über Beweggründe und Transformationen ihrer Arbeit.
Der Glasbau verbindet die einzelnen Räume des Hauses. Gleichzeitig wird er über seine Materialität unwillkürlich zur Membran der Außenwelt. Hier lässt sich nichts mehr isoliert betrachten. Körper, Klang und Raum, alles tritt hier gleichzeitig auf. In der partizipativen Installation der Kopenhagener Künstlerin Signe Raunkjaer Holm beispielsweise finden sich die Besucher*innen als Performer*innen wieder. Paolo Thorsen-Nagel konfrontiert die Zuschauer*innen selbst mit den Eigenheiten akustischer Räume.
In den drei Spielstätten gestalten die insgesamt 17 künstlerischen Positionen über sechs Stunden hinweg ein breit gefächertes Programm ohne einen festen Zeitplan. Überall gibt es etwas zu hören, zu sehen und zu schmecken. Die Neugierde gibt den Weg vor, das Interesse bestimmt den Aufenthalt. Werden die Beine müde, kann man verweilen und beobachten.
Mit gelben Zähnen, schlaffen Bäuchen und vollem Napf – Schlafende Hunde.
Kuratiert von Michael Akstaller, Julia Hainz und Alexandra Hojenski
23.11. 18:00 – 24:00 Uhr, Eintritt frei!
www.schlafende-hunde-festival.de