Back to all Post

supermART 2016 – Laurentiu Feller im Interview

Laurentiu Feller in seiner Galerie raum für zeitgenössische kunst in Nürnberg, Foto: Alexander Racz

Der supermART 2016 findet von Freitag, 27.05. bis Sonntag 29.05 in Halle 15 Auf AEG in Nürnberg statt.

Der Veranstalter und Galerist Laurentiu Feller gibt im Interview Einblicke in den diesjährigen supermART, das künstlerische Angebot und das Rahmenprogramm.

Der diesjährige supermART findet in Halle 15 Auf AEG statt

Laurentiu Feller in seiner Galerie raum für zeitgenössische kunst in Nürnberg, Foto: Alexander Racz

Laurentiu Feller in seiner Galerie raum für zeitgenössische kunst in Nürnberg, Foto: Alexander Racz

Kunstnürnberg: Du organisierst dieses Jahr zum sechsten Mal den supermART. Wie kamst du auf das Konzept der Veranstaltung?

Laurentiu Feller: Vor über sechs Jahren saß ich mit ein paar befreundeten Künstlern zusammen. Der eine stammte aus Barcelona und der andere aus Chile. Wir kamen damals gemeinsam auf die Idee eine Art Kunstsupermarkt zu machen.

Die Künstler erklärten, dass es dieses Konzept bereits vor zwanzig Jahren schon in Santiago de Chile und zehn Jahre später in Barcelona gegeben hat. Die beiden Künstler waren an diesen Veranstaltungen direkt beteiligt. Ich hatte auch ein ähnliche Idee und dachte mir, wir probieren das in Nürnberg auch.

Ich fing also damals an in der Zentrifuge auf AEG in einem kleinere Rahmen, mit 30 bis 35 Künstlern auf 100 qm, den ersten supermART zu organiseren. Für viele war es der intimste und vielleicht schönste supermART. Die ganze Veranstaltung ist inzwischen ein bisschen größer und erfolgreicher geworden.

Kunstnürnberg: Der Veranstaltungsort hat über die Jahre auch öfters zwischen AEG und dem ehemaligen Quelleareal gewechselt.

Laurentiu Feller: Nach dem ersten Mal ergab sich die Möglichkeit im Erdgeschoss der Quelle etwas zu zeigen und wir wollten damals auch den Besuchern etwas Neues bieten. Und innerhalb des Quellegebäudes sind wir in den letzten fünf Jahren immer auf andere Standorte verfrachtet worden. Man musste also jedesmal neu anfangen mit den Räumlichkeiten umzugehen. Aber gerade darin lag auch die Besonderheit, der Reiz, bei der Durchführung der letzten Veranstaltungen. Daraus besteht auch der supermART. Es ist nicht alles perfekt und geleckt.

Kunstnürnberg: Wie funktioniert der supermART genau?

Laurentiu Feller: Jede Künstlerin bzw. jeder Künstler erhält drei Meter Wand, die individuell  bespielt werden können. Am Anfang war das für Skizzen und leichte Arbeiten gedacht, die alle langfristig arbeitenden KünstlerInnen besitzen. Wir haben uns gefragt, was macht man damit. Und der supermART wäre eine schöne Möglichkeit diese kleineren Arbeit zu zeigen.

Die einzige Beschränkung war, dass der Verkaufspreis damals maximal 250 Euro betragen durfte. Inzwischen liegt er bei 300 Euro. Der Grundgedanke war, Elemente von Supermärkten aufzugreifen. Früher hatte wir auch Einkaufswägen und bis jetzt werden die Preise mit aus Supermärkten bekannten Etikettendruckern angebracht. Es gab auch ein Fließband, wie im Supermarkt an der Kasse, wo die Käufer die Kunstwerke drauflegen konnten um anschließend zu bezahlen. Überall standen auch Paletten.

Wir wollten ein raues Erscheinungsbild und so einen Supermarkt für Kunst darzustellen. Und das versuchen wir bis heute beizubehalten. Das Konzept hat auch damals gut zum ehemaligen Quellegebäude, als europaweit bekannten Konsumtempel, gepasst. Deshalb haben wir uns auch bewusst dort positioniert.

Jetzt steht eher der hallenartige Charakter von AEG im Vordergrund – auch weil wir uns vergrößert haben. Wir zeigen mittlerweile über 85 Künstlerinnen und Künstler in einer Halle von fast 5000 qm. Nach sechs Jahren kann man sagen, dass sich der supermART zu einem der wichtigsten Kunstevents in Nürnberg, und nicht nur hier, entwickelt hat.

Kunstnürnberg: Das heißt?

Laurentiu Feller: In letzter Zeit war ich mit meiner Galerie auf etlichen Messen, und habe da mit vielen Leuten über den KunstsupermART gesprochen. Der supermART ist inzwischen zu einer Geschichte geworden, die über die Grenzen des Großraums Nürnberg bekannt ist. Es bewerben sich Künstlerinnen und Künstler aus Berlin und vielen anderen Städten.

Aber auch bei Galeristen und Kunstmessenbetreibern hat sich rumgesprochen, dass der supermART eine relevante Veranstaltung ist. Das sind Konnotationen, die mich glücklich machen. Mir geht es auch darum, Nürnberg ein bisschen nach außen zu präsentieren und einer breiteren Öffentlichkeit Zugang zur Stadt zu verschaffen. Das funktioniert natürlich nur, wenn der supermART eine erfolgreiche Veranstaltung bleibt.

supermART, © Laurentiu Feller

supermART, © Laurentiu Feller

Kunstnürnberg: Welches Rahmenprogramm begleitet den supermART 2016?

Laurentiu Feller: Beim Rahmenprogramm sind wir uns treu geblieben. Kunst kann, muss oder soll heute in einem anderen Rahmen präsentiert werden. Die klassische Präsentation von Kunst in Räumen funktioniert leider nicht mehr so. Nur eine Veranstaltung mit Eventcharakter kann Massen von Menschen anlocken. Natürlich steht nicht nur im Vordergrund die Massen hineinzubringen, aber prozentual gesehen, kommt dann auch vermehrt kunstinteressiertes Publikum.

Das Begleitprogramm bietet also Musik und Mode, um die Präsentation der Kunst zu bereichern und aufzulockern. Wir versuchen den Besuchern über drei Tage hinweg ein breites Spektrum des kreativen Nürnbergs zu zeigen. Ob das im Bereich Mode ist, am Sonntag findet traditionell immer die Modenshow statt oder im Bereich Musik. In den ersten Jahren hatten wir etliche Bands vor Ort, inzwischen haben wir DJs. Über zwei Tage hinweg werden zudem Live Paintings geschaffen. Auch Liedermacher sind neu dabei. Wir versuchen den supermART jedes Jahr um Details zu ergänzen bzw. zu verbessern. Das hat auch oft mit der Location und den Gegebenheiten vor Ort, wie der Akustik zu tun. Es ist ein großer Unterschied in der Logistik, ob du im zweiten Stock oder wie jetzt im Erdgeschoss bist.

Um das ganze Rahmenprogramm zu finanzieren, werden wir dieses Mal auch einen Eintritt in Höhe von 2 Euro verlangen müssen, weil unsere Kosten gestiegen sind. Fünf Jahre lang haben wir versucht das zu vermeiden, aber diesmal geht es nicht ohne Eintritt. Wir können die gestiegenen Kosten nicht nur auf die Schultern der Künstlerinnen und Künstler übertragen, sondern müssen sie  auch auf die der Besucher verteilen.

Aber die Besucher bekommen etwas für ihr Geld. Über drei Tage hinweg bieten wir ein spannendes Flair mit über 85 Künstlerinnen und Künstlern sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm. Wir wollen hier in Nürnberg eine Veranstaltung zeigen, wo der Besucher denkt, okay, ich muss jetzt nicht unbedingt nach Berlin fahren um so etwas zu sehen – um den Berlinvergleich nicht überstrapazieren zu wollen.

Der supermART lebt vor allem von diesem speziellen Flair, dem Urbanen. Man hat das Gefühl in einer Großstadt zu leben. Der Flair ergibt sich aus allen bereits erwähnten Komponenten: Von den Besuchern bis zu allem, was wir als Veranstalter anbieten.

Kunstnürnberg: Wo liegen die größten Herausforderungen bei der Durchführung des supermARTs?

Laurentiu Feller: Das Nichtwissen wie kontinuierlich man weitermachen kann. Mit Projekten wie dem supermART ist man angewiesen auf eine gewissen Kontinuität, die in erster Linie auch an den Räumlichkeiten festzumachen ist.

Wie jede Veranstaltung die aus der Subkultur kommt, sind wir angewiesen auf bezahlbare Räume, die günstig sind aber auch einen gewissen Flair vermitteln können. Gute Räume zu finden ist in Nürnberg schon immer schwer gewesen und das wird auch immer so bleiben. Das ist mir bewusst. Es gibt einfach nicht so viel. Auch muss beispielsweise eine gewisse Verkehrsanbindung vorhanden sein – etwas ganz banales, was aber nicht überall gegeben ist. Die Räumlichkeiten sind einfach die größte Herausforderung. Wir müssen unsere Räume einfach immer wieder suchen. Und letztendlich bin ich schon sehr freu mit dem AEG-Gelände eine der besten Locations von Nürnberg gefunden zu haben. Aber diese Herausforderung wird leider immer bleiben. Wir planen von Jahr zu Jahr. Ich weiß immer erst im Januar, ob die Veranstaltung im Mai überhaupt stattfinden wird.

Das ist natürlich nicht optimal für die Künstlerinnen und Künstler wie auch für die Besucher. Es ist einfach schwierig eine so große Veranstaltung so kurzfristig zu organisieren. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn der supermART auch langfristig eine Heimat Auf AEG finden könnte.

supermART, © Laurentiu Feller

supermART, © Laurentiu Feller

Kunstnürnberg: Welche Art von Kunst erwartet die Besucher bzw. welche Künstler werden beim supermART 2016 zu finden sein?

Laurentiu Feller: Die Veranstaltung soll allen Besuchern etwas bieten. Der supermART ist keine Veranstaltung, die nur für eine bestimmte Gruppe interessant ist.

Das Besucherspektrum reicht von persönlich geladenen Gästen der Künstlerinnen und Künstler am Freitag über Partypeople, die am Samstag Abend feiern wollen bis hin zu vielen Familien mit Kindern oder älteren Leuten, die tagsüber die Halle erkunden. Am Sonntag kommen vermehrt design- und modeaffine Besucher in die Halle. Diese Durchmischung macht den besonderen Flair und das Angenehme des supermARTs aus.

Wir haben Künstlerinnen und Künstler aus dem Street Art Bereich, Sprayer, aber auch renomierte Künstler wie Georg Baier oder Harri Schemm. Mit Künstlern wie Joe Made This, Christopher Battle oder Felix Pensel haben wir ganz junge Leute, die mit andere Medien arbeiten. Wir zeigen viele Fotografen aber auch Objektkunst, Illustration und Grafik. Es stellen einige etablierte Nürnberger Künstler aus, die ihr Atelier Auf AEG selbst haben sowie viele Newcomer, die noch zu entdecken sind. Bei uns wird es neue Positionen zu entdecken geben.

Kunstnürnberg: Was werden deine persönlichen Highlights beim supermART 2016 sein?

Laurentiu Feller: Ich freue mich wirklich auf die Modeshow. Das wird sicherlich wieder ein Highlight werden am Sonntag um 16 Uhr. Wir zeigen die bekannte Designerin Milka Loff Fernandes, die auch in Nürnberg lebt und letztens auf der Berliner Fashion Week am Start war.

Und dann freue ich mich auch noch auf die Live Paintings dieses Jahr mit JoeMadeThis, Polly Zak, oder soo-fly und weiteren.

Ich freue mich außerdem auf die Eröffnung und bin gespannt wie einige neue Elemente von den Besuchern aufgenommen werden. Es wird erstmalig z.B. eine Gin-Bar geben.

Und im Großen und Ganzen freue ich mich natürlich auf die gesamte Veranstaltung, auch wenn es viel Arbeit ist seit Monaten.

Wenn alles so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe, dann wird es eine super Geschichte werden.

Ich hoffe, dass das Nürnberger Publikum zahlreich erscheint und so auch die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler würdigt, dass konsumiert wird, Kunst gekauft wird, neue Positionen entdeckt werden, und wir drei Tage Spaß haben.

Der letzte Punkt ist auf jeden Fall das Wichtigste für mich. Wir möchten zeigen, dass wir in Nürnberg auch ein paar coole Sachen zustande bringen.

Kunstnürnberg: Vielen Dank für das Interview!

Laurentiu Feller: Ich habe zu danken!

Besucherinformationen zum supermART 2016

supermART 2016 in Halle 15 Auf AEG

supermART 2016 in Halle 15 Auf AEG

>>> Ort:
auf AEG Halle15
Muggenhofer Str. 135
90429 Nürnberg
+++ Zugang barrierefrei +++

>>> Öffnungszeiten:

27. Mai 2016 · Freitag
19 bis  24 Uhr
19 Uhr Vernissage

28. Mai 2016 · Samstag
14 bis 24  Uhr
Live DJ, Live Paintings etc.

29 . Mai 2016 · Sonntag
14 bis 19 Uhr
Live DJ, Live Paintings etc.
16 Uhr Modenschau

[divider]

[googlemap address=“Muggenhofer Str. 135 90429 Nürnberg“ width=“600″ height=“340″ position=“left“]

[divider]

2 Comments

  • 1. September 2016

    Sehr gelungener interessanter Artikel… Wird es die supermART im kommenden Jahr wieder geben? Wir sind auf weitere Beiträge dieser Art gespannt…

    • Kunstnürnberg
      23. September 2016

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Es wird sicherlich auch 2017 wieder einen supermART geben.

Add Your Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.