Junge Gegenwartsliteratur im Z-Bau – Interview mit Lara Sielmann

Gegenwartsliteratur im Z-Bau
Gegenwartsliteratur im Z-Bau, Gestaltung Susanne Wohlfart

Der Z-Bau startet ab Dezember eine neue Literaturreihe: Junge Gegenwartsliteratur im Z-Bau. Lara Sielmann vom Z-Bau erzählt uns im Interview um was es geht.

Die neue Literaturreihe im Z-Bau – Junge Gegenwartsliteratur kommt nach Nürnberg

Kunstnürnberg: Der Z-Bau startet im Dezember eine neue Veranstaltungsreihe, die junge Gegenwartsliteratur nach Nürnberg holt. Um was geht es genau?

Lara Sielmann: Um jüngere literarische Stimmen. Wir laden Autoren und Autorinnen ein, deren Karriereanfang noch nicht allzu lange her ist, die in renomierten Verlagen (dazu zähle ich auch unabhängige Verlage) veröffentlicht sind und von ihrem Schreiben leben. Bis einschließlich Mai präsentieren wir einen Querschnitte dieser Literaturszene. Dabei geht es natürlich auch um die Inhalte: Womit beschäftigen sich diese Autor*innen und wie erzählen sie eigentlich.

Roman Ehrlich, Die Fürchterlichen Tage des Schrecklichen Grauens, Lesung, Z-Bau. Grafik: Susanne Wohlfahrt
Roman Ehrlich, Die Fürchterlichen Tage des Schrecklichen Grauens, Lesung, Z-Bau. Grafik: Susanne Wohlfahrt

Kunstnürnberg: Welche Literaturgattungen werden außerdem präsentiert?

Lara Sielmann: Von der klassischen Prosa hin zu Lyrik und szenischen Texten. Den Auftakt macht Roman Ehrlich mit seinem Roman „Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens“. Ein tolle Prosaerzählung, die ihre Stärke vor allem darin hat, dass auf über 600 Seiten eigentlich nur Relevantes erzählt wird – das ist manchmal die Gefahr von Prosa, dass Sachen erzählt werden, die weder für die Geschichte noch für deren Stimmung von Bedeutung sind. Im Januar kommt Maren Kames, eine Lyrikerin, die letztes Jahr ihren Durchbruch mit „halb taube, halb pfau“ hatte. Maren arbeitet viel mit Soundcollagen und teilweise mit Visuals. Der Text steht natürlich im Vordergrund, aber ohne diese medialen Komponenten funktioniert ihre Lyrik auch nicht – heißt, hier löst sich die Literatur vom geschriebenen Wort.

Kunstnürnberg: Also cross-medial!

Lara Sielmann: Genau 😉 Und das auch in ihren Lyrikband: Dort kann man sich die Soundcollagen über QR-Codes anhören, die sehr bewusst an bestimmten Stellen des Bandes gesetzt sind. Quasi wie die Texte auch: kein QR-Codes wurde einfach so gedruckt, sondern ist eben Teil ihrer Lyrik.

Kunstnürnberg: Die erste Lesung der Reihe am 12.12.2017 um 20 Uhr wird Roman Ehrlich halten. Um was geht es in seinem neuen Roman „Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens“?

Lara Sielmann: An sich geht es um menschliche Ängste und Abgründe, konkret um Moritz: Anfang Dreißig, der in München eine Art Yuppie-Hipster-Leben führt, aber wie viele in seinem Alter nicht so wirklich weiß wohin mit seinem Leben, natürlich hat sich seine Freundin auch gerade von ihm getrennt. Eines Tages meldet sich dann ein ehemaliger Kommilitone bei ihm, der mittlerweie Regisseur ist und fragt ihn, ob er Lust hat, bei seinem nächsten Horrorfilm mitzuspielen. Moritz sagt zu und so erspinnt sich die Geschichte über diesen Horrofilm und die Menschen, die an ihm mitwirken. Geschrieben ist das alles in einem sehr flapsigen Ton, der stellenweise auch sehr lustig ist – die beschriebenen Ängste werden dadurch sehr normal und das Gruseln an sich steht gar nicht im Vordergrund.

Kunstnürnberg: Nach welchen Kriterien habt ihr die Künstler ausgewählt?

Lara Sielmann: Ich war dieses Jahr viel unterwegs, z.B. auf der Leipziger Buchmesse, auf verschiedenen Literaturfestivals im deutschsprachigen Raum und habe mir einfach sehr viel angeschaut. Dabei vielen mir Texte ins Auge, die ich interessant fand und von denen ich ich dachte, diese Form von Literatur sollte man auch mal gesehen haben. So ergab sich die Reihe eher organisch.

Kunstnürnberg: Wie schätzt du die Nürnberger Literaturszene ein? Was läuft gut, was fehlt noch?

Lara Sielmann: Ich bin 2014 nach Nürnberg gekommen und habe dann intensiv recherchiert, aber wenig gefunden – natürlich finden Lesungen statt, aber die sind nicht besonder präsent. Lesereihen wie ich sie aus anderen Städten wiederum kenne, die in Cafés oder Bars regelmäßig stattfinden, habe ich keine gefunden. So wuchs der Wunsch in mir, etwas in diese Richtung zu machen mit eben Autor*innen, die ich eng mit der Gegenwart verknüpfe, die teilweise über Themen schreiben, mit denen wir uns alltäglich auseinandersetzen. Die neue Reihe ist auch ein Angebot Literatur zu entdecken. Und was ganz wichtig ist, man muss die Texte gar nicht gelesen haben. Man kann einfach zu den Lesungen kommen, und zuhören und miterleben. Im Anschluss finden dann auch kurze Nachgespräche statt, bei denen sich das Publikum auch einbringen kann, aber auf keinen Fall muss.

Maren Kames, halb taube halb pfau, Lesung im Z-Bau Nürnberg, 18.01.2017
Maren Kames, halb taube halb pfau, Lesung im Z-Bau Nürnberg, 18.01.2017

Kunstnürnberg: Wie geht es nach der Lesung von Maren Kames im Januar weiter?

Lara Sielmann: Schön geht es weiter, u.a. mit Jakob Nolte uns mit seinem neuen Buch „Schreckliche Gewalten“. Wie bei Roman geht es um menschliche Abgründe, wobei die Geschichte eine ganz andere ist. Jakob sich darauf versteht, wahnsinnig Abgedrehtes zu erzählen, aber das mit so einer Selbstverständlichkeit, dass man sich auch ziemlich schnell nicht mehr wundert und in Welten abtaucht, die andere Parameter haben als unsere.

Kunstnürnberg: Hast du noch einen Tipp für die Kunstnürnberg-Leser?

Lara Sielmann: Bald geht es wieder los mit der Lesereihe von Bird Berlin „Literarisches bei Schnaps“ im Edel Extra, bei der hauptsächlich Nürnberger Kulturschaffende Texte vortragen. Und ansonsten: Einfach mal in eine Buchhandlung gehen und sich mit dem/ der Buchhändler*in unterhalten, meistens geht man dann mit interessanten Büchern nach Hause – von deren Existenz man vorher gar nichts wusste.

Kunstnürnberg: Vielen Dank für das Interview.

Lara Sielmann: Vielen Dank und man sieht sich dann im Z-Bau bei unserer Lesereihe 😉

 

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