Heino Jaeger (1938– 1997) war ein Ausnahmekünstler. Er schuf nicht nur ein äußerst facettenreiches bildnerisches Werk, sondern er besaß auch ein sprachkünstlerisches Talent, das ihn in den frühen 1970er Jahren durch verschiedene Radiosendungen und LP-Veröffentlichungen kurzzeitig zur Kultfigur machte. Heino Jaeger ersann absurde Stegreifgeschichten und Sprachgrotesken, mit denen er die Gesellschaft auf ebenso brillante wie entlarvende Weise karikierte.
Mit seinem oft pointenlosen Humor, der seiner Zeit voraus war und zugleich zeitlos ist, inspirierte er später viele Humoristen und Satiriker. „Er konnte, wie kaum jemand vor und nach ihm, das Auffällige, Absonderliche, Beachtenswerte, das letztlich Hochkomische in der kleinbürgerlichen Normalität erkennen“ (Olli Dittrich). Das gilt gleichermaßen für den bildenden Künstler Heino Jaeger, der an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg freie und angewandte
Grafik studiert hatte. Das Zeichnen und Malen, dem er sich zeitweise obsessiv hingab, war die große Konstante in seinem Leben, das früh eine tragische Wendung nahm. Schlimme Kriegserlebnisse und familiäre Verluste im Kindesalter, die der 1938 in Hamburg geborene Künstler zu verkraften hatte, prägten seine Haltung zur Welt und seinen künstlerischen Zugriff auf diese. Er war ein genauer Beobachter seines Umfelds, insbesondere des typisch kleinbürgerlichen Habitus
im Nachkriegsdeutschland mit all seinen Brüchen und Veränderungen. Dies war sein Material, an dem er sich zugleich rieb.
Sein zeichnerisches und malerisches Werk, von dem über 2000 Arbeiten erhalten sind, brilliert durch einen formalen und inhaltlichen Reichtum. Es umfasst u. a. realistische, oft melancholisch anmutende Straßenszenen, Landschaften, Porträts, Architekturen, Interieurs. In ihnen hält der Künstler fest, was selten geworden ist oder im Zuge gesellschaftlicher Umwälzungen verloren ging. Daneben gibt es den großen Bereich der bis ins Phantastische reichenden Sujets
von großer formal-ästhetischer Bandbreite: Mutierte, deformierte oder technisierte Figuren; groteske und skurrile Szenen, in denen Konventionen und die guten Sitten außer Kraft gesetzt sind oder als fadenscheinig offenbar werden.
Mit seinem Werk erweist sich Heino Jaeger als feinnerviger Künstler, der die Welt und die Menschen, die ihn umgaben, bezeugte und ihnen im gleichen Moment ein realsatirisches Zeugnis ausstellte. Nachdem die Museen Stade 2022 die bislang größte Heino Jaeger Ausstellung ausgerichtet haben, wird der Künstler jetzt erstmals im süddeutschen Raum in einer umfassenden Präsentation gezeigt. Sie versammelt rund 100 Leihgaben aus allen Schaffensphasen aus der
Sammlung Christoph Hofmann – darunter Zeichnungen, Malerei, Skizzen und Comics. Darüber hinaus kann der Sprachkünstler Heino Jaeger über zahlreiche Hörstücke entdeckt werden.
In Verbindung mit der kunst galerie fürth zeigt die Galerie Bernsteinzimmer in Nürnberg vom 4.2. bis 24.3.2024 eine Ausstellung mit Druckgrafiken und Tuschzeichnungen von Heino Jaeger
Mehr Informationen: Kunst Galerie Fürth – Heino Jaeger – Man glaubt es nicht (fuerth.de)