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Sophia Süßmilch (* 1983), die mittlerweile 23. Trägerin des Marianne-Defet-Malerei-Stipendiums, präsentiert zum Abschluss ihres fünfmonatigen Stipendienaufenthaltes in ihrer Ausstellung „Das ABC der klugen Entscheidung“ alle wesentlichen Eigenschaften, die es für eine kluge Entscheidung braucht.
Die Künstlerin, die in ihren Fotografien und Videos gerne nackt agiert und zur Beruhigung malt, erhielt 2018 den Bayerischen Kunstförderpreis sowie 2020 den Münchner Kunstförderpreis. Süßmilchs Ausstellung „Das ABC der klugen Entscheidung“ beinhaltet die in Nürnberg entstandene und titelgebende Serie von 25 Ölgemälden, die das Publikum in eine eigenwillige Welt entführen:
Das »Entweder« wird dem »Oder« gegenübergestellt in einem ständigen Wechselspiel zwischen Zärtlichkeit und Drastik, Menschlichem und Animalischem, Realismus und Phantastik. Thematisch typisch für Sophia Süßmilch ist die Behandlung grundlegender Fragen individueller Selbstbehauptung und gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Mal voller Hoffnung und Humor, mal wütend und eskapistisch beleuchtet die in Berlin, München und Wien arbeitende Künstlerin alle Aspekte des Menschseins ohne Rücksicht auf Tabus und Etikette. Häufig unter Rückgriff auf biografische Bezüge und mit einem Fokus auf dem Überwinden akademisch-kritischer Instanzen bahnt sich die Persönlichkeit der erklärten Feministin einen Weg in ihre Arbeiten. Diese sind geprägt von einem ständigen Oszillieren zwischen ironischer Distanz und aggressiver Nähe. So steht etwa ein dreifarbig gestreiftes Gespenst vor der Wahl: »Rakete oder Zäpfchen?«. In der zur Ausstellung erscheinenden Publikation ordnet der dazugehörige Text das Bild dem Buchstaben C in Süßmilchs Entscheidungs-Alphabet zu: »Willst du nicht das Rektum spalten, lasse CONTENANCE hier walten«.
Auch auf den anderen Bildern der ABC-Serie sehen sich die seltsamen Tier-Mensch-Wesen der Künstlerin mit allerlei Wahlmöglichkeiten konfrontiert. Den pastos ausgeführten Figuren, die beim »Schlonze-Schieben statt Malen« (Süßmilch) entstehen, stehen die stark verdünnten Farben blauer Blasen gegenüber. Diese ragen aus den Körpern heraus und bilden einen an Aquarellstrukturen erinnernden Untergrund für die »Entscheidungsträger« und ihre Dilemmata.
Einzig bei der Schicksalsfrage »Feminismus oder Schlägerei?« lässt Sophia Süßmilch keinen Zweifel daran, wie die Entscheidung ausfallen wird: Hier sind Frauenfiguren zu sehen, die in den Blasen selbst stecken – kampfbereit, bewaffnet und die Zähne fletschend.
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Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag 14 bis 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 19. Februar bis 2. April 2023
Eröffnung: Samstag, 18. Februar 2023, 19 Uhr mit einer Gesangsperformance von SPATZI SPEZIAL
Institut für moderne Kunst im Atelier- und Galeriehaus Defet, Gustav-Adolf-Straße 33, 90439 Nürnberg
www.moderne-kunst.org
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Titelbild: Sophia Süßmilch, Karma (Feminismus oder Schlägerei), 2022/2023, Öl auf Leinwand, 200 x 240 cm, Foto: Tim Hufnagl