Die fontänenspritzende Wasserinstallation Hexagonal Water Pavilion (sechseckiger Wasserpavilion) des in Kopenhagen geborenen Künstlers Jeppe Hein wurde für das Neue Museum Nürnberg im Jahr 2014 angekauft.

  • Künstler: Jeppe Hein (*1974, Kopenhagen)
  • Entstehungsjahr: 2007
  • Material: Wasser, rostfreier Stahl, elektrische Pumpen, Kontrollcomputer, Holzrampe, Wasserdüsen
  • Abmessungen: 2,50 x 19,80 x 13,07 m
Aufnahme bei Dämmerung
Jeppe Hein “Hexagonal Water Pavilion” © Neues Museum, Annette Kradisch

Der Ankauf des Brunnens durch das Neue Museum in Nürnberg

2012 wurde Jeppe HeinsHexagonal Water Pavilion” erstmals in Nürnberg gezeigt. Nach Ausstellungen in Rom und Linz konnte der Brunnen am 15. Mai 2012 auf dem Klarissenplatz vor dem Neuen Museum Nürnberg eröffnet werden.

Im Laufe des Sommers erfuhr der Brunnen von Seiten der Bevölkerung große Aufmerksamkeit. Dem “Hexagonal Water Pavilion” war es zu verdanken, dass sich der Klarissenplatz mit Menschen jeden Alters füllte, wobei sich die Wasserfontänen auch als Spielelement für Kinder als überaus verlockend erwiesen. Der Brunnen gab dem Klarissenplatz ein Zentrum.

Diese Tatsache ist aus stadtplanerischer Sicht äußerst wichtig, wie weiter unten in diesem Artikel erläutert wird.

Der große Zuspruch seitens der Bevölkerung veranlasste das Neue Museum in Nürnberg den Ankauf der Wasserinstallation Jeppe Heins vorzubereiten.

Nach dem Anstoß einer Spendenaktion durch die Nürnberger Nachrichten (55.000 Euro) beteiligten sich die Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, die IHK-Kulturstiftung der mittelfränkischen Wirtschaft, die Förderstiftung Neues Museum in Nürnberg, die Museumsinitiative Freunde und Förderer des Neuen Museums e.V., die Rotary Clubs in Nürnberg, die Carl Friedrich Eckart Stiftung, das Hotel Victoria Nürnberg sowie viele private Spender an der Beschaffung der erforderlichen Summe, um den Brunnen langfristig an das Museum zu binden.

Schließlich konnte der Brunnen im Jahr 2013 für 225 000 Euro angekauft werden.

Jeppe Hein – biographisches zum Künstler

Der Künstler des Hexagonal Water Pavilion heißt Jeppe Hein und ist im Jahr 1974 in Kopenhagen, Dänemark geboren. An der Königlich Dänischen Kunstakademie studierte Hein von 1997 bis 2003, wobei er ein Auslandsjahr (1999) an der Städel-Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main verbrachte.

Heute lebt und arbeitet Jeppe Hein in Kopenhagen und Berlin. In den letzten Jahren waren eine Vielzahl an Einzelausstellungen Jeppe Hein gewidmet. Die Werkschauen wurden weltumspannend von Tokio bis New York gezeigt.

Parallel zu seinen Ausstellungen hatte Hein eine Professur in Aalborg, Dänemark inne und veranstaltete Vorlesungen an Kunstschule auf der ganzen Welt. 2007 schuf Jeppe Hein den Hexagonal Water Pavilion und den “Triangular Water Pavillon”.

Im Jahr 2012 erhielt Jeppe Hein den mit 15 000 Euro dotierten Robert-Jacobsen-Preis der Stiftung Würth. Momentan können Jeppe Heins Kunstwerke in folgenden Museen betrachtet werden:

  • Tate Gallery, London, Großbritannien
  • ARoS Kunstmuseum Aarhus, Dänemark
  • Arken Museum of Modern Art, Arken, Dänemark
  • MNAM -Centre Pompidou, Paris, Frankreich
  • FNAC Paris, Frankreich
  • FRAC, Marseille, Frankreich
  • Lenbachhaus, München
  • MOCA, Museum of Contemporary Art, Los Angeles, USA
  • MMK, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M
  • SMK, Statens Museum for Konst, Dänemark
  • Neues Museum in Nürnberg

Der Hexagonal Water Pavillon – eine zeitgenössische Wasserinstallation

Um die begehbare Wasserinstallation zu verstehen, sollte man sich einen oben offenen Würfel vorstellen, der aufgeklappt innerhalb eines Sechsecks auf dem Boden liegt. Seine Kanten werden durch nebeneinander platzierte Wasserfontänen im Boden gebildet, so dass der Grundriss des Würfels in die Höhe projiziert wird.

Die sechs Außenwände bestehen aus Wasserfontänen, die der Installation ihren sechseckigen (hexagonalen) Charakter verleihen. Innerhalb der sechs Außenseiten unterteilen zehn Wasserwände den Brunnen in einzelne Kompartimente.

Von oben betrachtet ergibt sich so ein Wasserwürfel, der von einer sechseckigen Struktur umgeben ist. Die 2,5 m hohen Wasserfontänen verändern computergesteuert ihre Höhe, so dass sich je nach Einstellung plötzlich neue “Wasserräume” bilden und wieder auflösen.

Auf den ersten Blick scheint der Wasserpavillion nicht betretbar zu sein, ohne dass man nass wird. Jedoch existieren zu jedem Zeitpunkt Öffnungen zwischen den Wasserwänden, die den Besuchern den Eintritt in das Innere des Wasserpavilions ermöglichen.

Die Betrachter können sich nun in dem Wasserlabyrinth bewegen, wobei die computergesteuerten Einstellungen die umgebenden Räume ständig neu definieren und verändern. Soll heißen: Man kann durchaus nass werden, wenn man sich an der falschen Stelle zu lange aufhält und die Fontänen plötzlich hochschießen.

Jeppe Heins Hexagonal Water Pavilion als Werkzeug der Kommunikation

Jeppe Hein bewegt sich mit seinem Hexagonal Water Pavilion im Bereich der Standplanung und Architektur. Das Interagieren zwischen dem Außenbereich und dem durch das Element Wasser gebildeten Brunnenzentrum erfordert von den Betrachtern Aktion und Reaktion auf die sich ständig verändernde Situation.

Die Reaktionen der Besucher sind also wichtiger Bestandteil des Kunstwerks bzw. Kunstraums. Erst wenn Kinder und Erwachsene allen Alters versuchen durch das Wasserlabyrinth trockenen Fußes spazieren und dabei sinnliche Erfahrungen des Elements Wasser mit räumlichen Wahrnehmungen verbinden, erfüllt sich der Zweck Wasserinstallation Jeppe Heins: Sie soll nicht nur schön aussehen, sondern die Betrachter zum Betreten einladen.

Der Besucher interagiert mit dem Kunstwerk und wird dadurch Bestandteil des Kunstwerks selbst. Der Brunnen wird dadurch zu einem “Werkzeug für Kommunikation und Dialog” (Jeppe Hein) und bricht damit aus seiner formalen Ästhetik aus.

Hinter dem Spaß und schönen Wasserspielen verbirgt sich eine tiefere Bedeutungsebene, die auf zwischenmenschliche Kommunikation und Raumwahrnehmung der Besucher abzielt. Der Brunnen zeigt sehr gelungen den zeitgenössischen Umgang mit der Wasser- und Brunnenthematik in der Kunst.

Jeppe Heins “Hexagonal Water Fountain” im urbanen Raum

Neben der Bedeutung als Kunstwerk hat der Brunnen eine zweite wichtige Funktion und stellt durch diese eine Bereicherung für den Klarissenplatz dar. Der heutige Klarissenplatz umfasst Teile des Areals des Klarissenklosters.

Vom Kloster hat sich heute noch die Klarakirche (1226 – 1279) erhalten. Die letzten Reste des Klosters wurden 1899 abgerissen. Vor dem Bau des Neues Museums Nürnberg (Bauzeit 1996-1999) durch den Architekten Volker Stab wurde die freie Fläche zwischen Frauentormauer, Klarakirche/Königsstraße und Luitpoldstraße als Parkplatz genutzt.

Man kann die damalige Situation mit der heutigen Situation am Augustinerhof vergleichen, da es sich in beiden Fällen um Freiflächen auf ehemaligen Klostergelände handelte bzw. handelt, die als Parkplätze Verwendung fanden.

Der Klarissenplatz bekommt ein räumliches Zentrum

Nach dem Bau des Neuen Museums Nürnberg und seiner Anbauten entstand der Klarissenplatz, der einen hervorragenden Blick auf die gebogene Fassade des Museums bietet. Während sich in den umliegenden Einkaufsstraßen Menschenmassen tummeln, bleibt der Platz meistens leer und unbevölkert.

Dies liegt einerseits an dem recht versteckten Standort des Klarissenplatzes und seiner Erreichbarkeit durch enge Gassen, aber andererseits auch im Platz selbst begründet.

Dem Klarissenplatz fehlt ein attraktives Zentrum. Die große Asphaltwüste bieten zwar einen schönen Blick auf das Museum, lädt jedoch nicht zum Verweilen ein.

Viel schlimmer: Der Passant wird durch die große Leere unterbewusst dazu getrieben den Platz schnell zu überqueren oder nur an seinen Rändern entlang zu laufen. Dieses psychologische Prinzip setzte bereits der italienische Renaissancekünstler Michelangelo bei der Anlage der Kapitolsplatz in Rom ein.

Doch tat er dies bewusst. Hier sollten die Passanten durch eine leichte ovale Wölbung des Platzes unter die Portikus der Seitengebäude geleitet werden.

Mit dem Hexagonal Water Pavilion bekommt der Klarissenplatz in den Sommermonaten ein Zentrum. Die Leere und das Vakuum des Klarissenplatzes werden aufgehoben und der Platz füllt sich mit Menschen.

Er wird seiner Funktion als städtischer Platz und somit Kommunikationsraum der Bürger gerecht. Gerade in der Funktion als neues Zentrum des Platzes funktioniert Jeppe Heins Wasserinstallation und wertet dadurch den ganzen Platz auf.

In diesem Fall kann es zu größeren Kommunikationsräumen zwischen den Menschen kommen, was auch das erklärte Ziel Jeppe Heins ist.


Titelbild: Annette Kradisch

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