Die Kaiserburg Nürnberg thront auf ihrem sandsteinernen Sockel, dem Burgberg, majestätisch über der Stadt Nürnberg.
Das Ensemble dieser Doppelburganlage bestehend aus Kaiserburg, Burggrafenburg und den städtischen Burgbauten zählt zu den wichtigsten Wehranlagen in Europa.
Die Baugeschichte der Kaiserburg, Burggrafenburg und der städtischen Burgbauten vom 11. Jahrhundert bis heute
Kaiser Heinrich III. initiierte um 1050 den Bau der Burganlage als strategisch wichtigen Posten im Osten seines salischen Reiches. Jedoch muss angemerkt werden, dass dies möglicherweise auch erst unter seinem Nachfolger Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) geschah.
Auch ist nicht auszuschließen, dass es bereits vor den Saliern auf dem Burgberg eine ältere Ansiedlung oder Wehranlage gab. Dass im Altstadtgebiet von Nürnberg bereits in karolingischer Zeit, genauer im 9. Jahrhundert, gesiedelt wurde, bewiesen jüngst die bei Ausgrabungen im Bereich der IHK am Hauptmarkt freigelegten Keramiken, mit ihren für diese Zeit typischen Form- und Gestaltungsmerkmalen.
Archäologische Untersuchungen
1990 stieß man im Zuge von Umbauten im Rittersaal der Kaiserburg auf die Grundmauern einer salischen Rundkapelle.
Grabungen im Burghof haben Spuren menschlicher Besiedlung aus der Zeit vor 1000 nachgewiesen. Dabei wurde das Fundament eines runden Turmes mit einer Wandstärke von zwei Metern entdeckt.
Als gesichert gilt die Erkenntnis, dass sich die Burg bereits im 11. Jahrhundert von Osten nach Westen vollständig über den Burgberg erstreckte; zumindest seit dem 12. Jahrhundert war der Kaiserburg die Burggrafenburg östlich riegelartig vorgelagert.
Das älteste heute noch erhaltene Gebäude, die Doppelkapelle mit dem östlichen Chorturm (Margarethenturm, auch Heidenturm), entstand wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und zeigt Bauschmuck in den Formen der Spätromanik.
Reichsburg und Burggrafenburg unter den Staufern, Zollern und Luxemburgern
Die Nachfolger der Salier, die Staufer, bauten die Nürnberger Wehranlage zu ihrer Reichsburg und Kaiserpfalz aus. Ihre Bauten bestimmen bis heute das Erscheinungsbild der Nürnberger Burganlage.
Reichstage, Hoftage und Gerichtstage in der Burg verliehen Nürnberg im Mittelalter politisches Ansehen und Schwergewicht.
Unter den Staufern wurde die Burganlage in die Reichsburg und in die Burggrafenburg, die heute nur noch in wenigen Elementen östlich der Freiung erhalten ist, zweigeteilt.
Die Burggrafenburg gelangte 1192 an das Geschlecht der Zollern. Sie machten die Burggrafenburg zu ihrem Zentrum im fränkischen Raum und expandierten später von hier nach Norddeutschland.
Das Ende der Burggrafenburg war jedoch 1420 mit ihrer Zerstörung besiegelt und die Zollern verließen Nürnberg, verkauften ihre Rechte an die Stadt und beendeten so den Streit mit den Nürnberger Patriziern.
Während einer Thronvakanz, also der Zeitspanne zwischen dem Tod eines Königs und der Wahl seines Nachfolgers, fiel die Kaiserburg seit 1313 an die Stadt Nürnberg. So hatte es Kaiser Heinrich VII. veranlasst.
Der in Nürnberg geborene König Sigismund aus dem Geschlecht der Luxemburger überantwortete der Reichsstadt für den baulichen Unterhalt der Burg zu sorgen, was neben den einhergehenden Vorteilen auch eine finanzielle Bürde für die Nürnberger bedeutete.
Die Kaiserburg wird bayerisch
Als im Jahr 1806 Nürnberg dem Königreich Bayern einverleibt wurde, gelangte auch die Burg in bayerischen Besitz, was unter anderem in einem Ausverkauf der Inneneinrichtung der Kaiserburg mündete. Obwohl 1811 Teile der Burg in städtischen Besitz kamen, wurde die Anlage 1855 bayerisch. Bis heute ist das Denkmal Kaiserburg im Besitz des Freistaates.
Die Burganlage aus bauhistorischer Sicht
Betrachtet man die Burganlage aus bauhistorischer Perspektive lassen sich die erhaltenen Partien der Nürnberger Burg in drei größere Bauperioden einteilen:
- Die Salische Königsburg aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
- Die Staufische Kaiserburg des 12. bis 13. Jahrhunderts
- Der Umbau des Palas und städtische Wehrbauten im 14. bis 16. Jahrhunderts
Des Weiteren wurden seit dem 19. Jahrhundert Restaurierungen durchgeführt, Gebäudeteile entfernt und wieder aufgebaut sowie die Schäden der Bombentreffer des Zweiten Weltkriegs repariert.
Die Salische Königsburg aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
Teil der Salischen Königsburg waren zwei Gebäude im Westen des Burgfelsens. In diesen Bereichen konnte Mauerwerk aus der Zeit der Salier nachgewiesen werden.
Die Bauten wurden eventuell bereits von König Konrad III. (1138 – 1152), sicher aber unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1152-1190) durch größere Neubauten ersetzt.
Die Kaiserburg der Staufer
Die Königsburg wurde zur Kaiserburg. Im staufischen Bauvorhaben entstanden im Süden der Palas mit der Doppelkapelle, der Kemenatenbau im Westen und der prächtige Sinwellturm im Osten des zweiten Burghofes.
Die Forschung geht davon aus, dass die benachbarte Burggrafenburg von Friedrich I. Hohenzollern im 14. Jahrhundert ebenfalls in großen Teilen neu geschaffen wurde.
Diese Baumaßnahmen sind jedoch aufgrund der weitgehenden Zerstörung der Burggrafenburg im 15. Jahrhundert schwer zu rekonstruieren.
Reichstädtische Bauten der Nürnberger Burg
Auch die Stadt Nürnberg ließ bauen: 1377 wurde der Luginsland östlich der Burggrafenburg errichtet. Der Turm sollte den Nürnberger Bürgern die Möglichkeit geben, von oben in die Burggrafenburg zu blicken, um so den verhassten Burggrafen zu überwachen.
Kaiser Friedrich III. veranlasste 1440-42 einen Umbau des Palas und die Neuerrichtung der Kemenate sowie der Wirtschaftsgebäude. Die Bauarbeiten am Palas wurden 1487 erneut aufgenommen, als der Bau verlängert wurde. Hans Behaim d. Ä. errichtete 1494/1495 die als Kornhaus funktionierende Kaiserstallung. 1559/1560 wurde der Palas ein zweites Mal verlängert.
Das 19. Jahrhundert – Historisierende Umgestaltungen, Restaurierungen und Umbauten
Der Architekt und Denkmalpfleger Karl Alexander von Heideloff (1789 – 1865) und August von Voit (1801-1870) führten 1834/35 und 1852/58 eine historisierende Instandsetzung durch.
Sie versuchten also der Burg und ihren Innenräumen das ursprüngliche mittelalterliche Aussehen zurückzugeben. Die historische Instandsetzung führte unter August Essenwein 1891/92 zur Öffnung des mittleren Gewölbejoches der Doppelkapelle östlich des Palas, da er so den vermuteten mittelalterlichen Zustand der Kapelle wieder herzustellen versuchte. Eine bis heute umstrittene Maßnahme, da das besagte mittlere Gewölbejoch der Doppelkapelle möglicherweise auch im Mittelalter geschlossen war.
Die Kaiserburg im Zweiten Weltkrieg
Die historisierenden Einbauten wurden bereits 1934/35 entfernt. 1944/45 wurde die Kaiserburg durch Fliegerbomben stark zerstört.
Zum Glück wurde die Doppelkapelle mit ihrem Turm, dem sogenannten Heidenturm sowie der Sinwellturm nicht getroffen.
Die Wiederherstellungsarbeiten der Kaiserburg zogen sich unter der Leitung von Rudolf Esterer von 1946 bis in das Jahr 1971.
Die ausgebrannte Kaiserstallung und der bis auf wenige Meter Mauerbestand vernichtete Luginsland wurde in den Jahren 1950-55 unter der Leitung von Julius Lincke wiederhergestellt bzw. komplett neu errichtet.
Die Kaiserburg heute
Die Kaiserburg besteht aus zwei Bereichen, die durch die Wichtigkeit ihrer Gebäude definiert werden.
Um den trapezförmigen inneren Burghof am westlichen Ende des Burgfelsen gruppieren sich im Süden der Palas, im Westen der Kemenatenbau sowie Wehrmauern aus Backstein und Bruchsteinen im Norden.
Burghof
Die Doppelkapelle mit dem sogenannten Heidenturm ragt in den äußeren Burghof hinein, gehört jedoch zum architektonischen Ensembles des Palas.
Man betritt den inneren Burghof über ein Spätrenaissanceportal, das Innere Burgtor, aus dem Jahr 1562, das 1949 erneuert wurde. Das Portal zeichnet sich durch seine Rustika, das Nürnberger Doppelwappen und den Reichsadler aus.
Kemenatenbau
Der Kemenatenbau ist ein viergeschossiges Bauwerk aus Backstein im Westen der Kaiserburg und besticht durch sein Walmdach. Die ursprüngliche Form der Bauzeit (1440-42) ist im Krieg zerstört worden, wurde aber 1968-71 wieder hergestellt.
Palas der Kaiserburg
Die Südseite der Kaiserburg wird von dem 1440-42 errichteten Palas gebildet. Bei der Errichtung des Baus im 15. Jahrhundert wurden die Kernmauern des Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert einbezogen.
Der Palas wurde 1487 und noch einmal 1559/60 nach Westen hin verlängert und im Wiederaufbau 1947-50 in großen Teilen rekonstruiert.
Der Palas besteht aus Sandsteinquadern und hat zwei Geschosse über einem rechteckigen Grundriss. Ein Satteldach deckt das Gebäude. Das Innere des Palas ist in den Ostbau und den später angefügten Westbau gegliedert.
Der Ostbau besteht aus einem zweischiffigen Saal mit über 30 Metern Länge, während der Westbau in drei kleinere Räume unterteilt ist.
Das Erdgeschoß des Ostbaus birgt den zweischiffigen „Rittersaal“, der in den heraldischen Stadtfarben „Rot-Weiß“ geschmückt ist. Die Einteilung in zwei Schiffe erfolgt durch fünf polygonale, also vieleckige, Holzpfeiler, die den Unterzug der Balkendecke stützen.
Skulptural fasziniert eine Kaiserbüste aus Stein über dem Nordportal, die wohl zum Bestand des 12. Jahrhunderts gehört. Ihren heutigen Standort schmückt die Skulptur seit 1947.
Die Ostseite des Rittersaals ermöglicht über ein profiliertes Spitzbogengprotal den Zugang zur Kaiserkapelle. Hier fand auch das Hofgericht statt. Das Portal wurde einst von Fresken flankiert, die heute noch im beschädigten Zustand erhalten sind. Bereits 1520 hat man ältere Wandmalereien an dieser Stelle erneuert. Dargestellt sind Kaiser Maximilian I. (1449-1519) mit seinem Enkel Karl V. (1500-1558). Den Scheitel schmückte thronte Christus als Weltenrichter. Das Motiv des Weltenrichters wurde passend zum Ort des weltlichen Hofgerichts gewählt.
Das Geschoss über dem „Rittersaal“ nimmt der „Kaisersaal“ ein. Die Holzdecke des Saals wird nur von zwei runden Holzstützen getragen. Die heutige Holzdecke ist mitsamt ihrer Bemalung in den Reichsfarben Schwarz-Gelb erneuert.
Im Gegensatz zur Decke des Rittersaals, die von fünf Holzstützen getragen wird, genügten im Kaisersaal zwei Holzstützen, da hier weniger Gewicht einwirkt.
An den Wänden des „Kaisersaals“ zieren Bilder deutscher Kaiser und Mitglieder des Kaiserhauses Habsburg den Saal.
Der Westbau des Palas besteht im Obergeschoss aus dem Empfangszimmer des Kaisers (Osten), darauf folgt das Wohnzimmer des Kaisers (mittlerer Raum) und das Erzherzog-Karl-Zimmer (Ecksaal).
Den Räume ist im Norden der Insigniengang vorgelagert. Das Empfangszimmer und das Wohnzimmer des Kaisers wurden für Kaiser Karl V. ausgestattet. Das Empfangszimmer hat eine blau-rot gefaßte (d. h. bemalte) Wandvertäfelung und einen Maßwerkfries aus dem Jahr 1487.
Die imposante Wappendecke ist eine Kopie nach der 1945 verbrannten ursprünglichen Decke aus dem Jahr 1520. Sie wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von Hans Springinklee, einem Schüler Albrecht Dürers, gestaltet und markierte das österreichisch-spanische Habsburgerreich von Karl V., indem es 24 Wappen der einzelnen Regionen des Heiligen Römischen Reiches präsentierte. So wurde dem Eintretenden in das Empfangszimmer sofort die uneingeschränkte Macht und die Größe des Reiches von Kaiser Karl V. vor Augen geführt.
Außerdem besticht noch der seltene „Kaiserofen“ aus dem 17. Jahrhundert mit seinen grünglasierten Kacheln im Raum. Das westlich angrenzende Wohnzimmer des Kaisers ist holzvertäfelt und mit grünen Kandelabern (d. h. Kerzen/Fackelhalter), die möglicherweise ebenfalls Hans Springinklee im Jahr 1520 gemalt hat, verziert.
Außerdem ist der Raum mit einer leider nur in Fragmenten erhaltenen Wandmalerei an der Westwand dekoriert, die die „Abdankung Kaiser Karls V.“ zeigt.
Das Wohnzimmer des Kaiser wird von einer Bretterdecke bedeckt, auf der der doppelköpfige Reichsadler dargestellt ist. Ungewöhnlich ist die Farbgebung heraldisch gelb auf schwarzen Grund. Auch diese Raum ist nimmt einen grünglasierten Kachelofen auf, der aus dem Jahr 1611 stammt. Ein Blick auf diese Meisterwerke ist jedem Besucher zu empfehlen.
Vor allem wenn man den letzten Raum, das „Erzherzog-Karl-Zimmer“ betritt, wo ein dritter grünglasierten Kachelofen aus dem Jahr 1540 und Möbel des 16. Jahrhundert raumbestimmend sind.
Außenbau des Palas
Der Außenbau wird an der östlichen Stirnseite von einem steinernen Petrus geschmückt, der um 1487 geschaffen wurde. Sein Pendant, der Hl. Paulus, befindet sich an der Doppelkapelle.
Heidenturm und Burgkapelle
Die zweigeschossige Burgkapelle aus staufischer Zeit grenzt direkt an die Ostseite des Palas. Die Stirnwand des Palas gehört in die Bauphase der Kapelle und weist aus dieser Zeit eine romanische Konsole mit Flechtbandornament auf.
Auf der Konsole steht die Sandsteinfigur des Hl. Paulus, deren Pendant der Hl. Petrus bereits am Palas erblickt werden konnte. Auch sie stammt aus dem Jahr 1487.
Die doppelgeschossige Kapelle endet im Osten im quadratischen Chorturm, dem sogenannten Heidenturm. Im Westen verbindet die Kaiserempore die Burgkapelle mit dem Obergeschoss des Palas. Hier saßen der Kaiser und die Kaiserin, während den Gottesdiensten in der Kapelle.
Die Doppelkapelle besteht aus zwei übereinander liegenden Geschossen, die für sich einzelne Kapellen sind. Unten, also im Erdgeschoss, befindet sich die Margarethenkapelle und oben die Kaiserkapelle.
Beide Räume sind sogenannte Säulenhallen von 3 x 3 Jochen. Jeweils vier Säulen stützen die Decken. 1891/92 öffnete August Essenwein das mittlere Joch des Deckengewölbes der Margarethenkapelle und stellte so einen Öffnung zwischen der unteren und der oberen Kapelle her. Unklar und in der Forschung umstritten ist bis heute, ob diese Öffnung tatsächlich einen älteren Zustand wiederherstellte oder als fehlerhafter Eingriff des 19. Jahrhunderts gewertet werden muss.
Die Oberkapelle wurde wohl direkt im Anschluss an die Fertigstellung der Margarethenkapelle errichtet. Möglicherweise gelang die Fertigstellung bereits unter Friedrich Barbarossa. Sicher datiert ist, dass die Kapelle 1216 an den Deutschen Orden kam.
Außen sind der Heidenturm, die Burgkapelle und die Ostwand des Palas im Verband gemauert, d. h. sie sind in der gleichen Bauphase entstanden und weisen keine Baunähte und Bruchkanten auf.
Die Nordseite der Kapelle weist reiche Bauornamentik auf, die die Kapelle als wichtigsten Bau der Kaiserburg architektonisch hervorhebt. Ein Dachgesims in der Form eines Rundbogenfries, ein Zahnschnitt und ein Akanthusgesims verzieren die Kapelle und ihren Turm.
Das Rundbogenportal der Margarethenkapelle ist jüngeren Datums und zeigt ein Kehle-Wulst-Profil in einer rechteckigen Rahmung.
Die Ostseite der Burgkapelle wird vom hl. Petrus aus Sandstein aus den Jahren um 1487 dominiert.
Die Stirnseite des Heidenturms im Osten zeigt ein Figurenprogramm, dass scheinbar noch der romanischen Bauzeit entspricht. Die Figurengruppe besteht aus zwei Sitzenden. Jener auf der nördlichen Seite ist bärtig und hält einen Stab vor seine Brust. Der südlichen Figur fehlt der Kopf. Die beiden Skulpturen flankieren eine Kopfmaske im Zentrum und einen Löwen. Über diese Zone blicken zwei weitere Löwen auf die Besucher der Kaiserburg hinab.
Die Margarethenkapelle nimmt das Erdgeschoss der Burgkapelle ein und wird von außen über eine im schiefen Winkel anbaute Vorhalle betreten. Sofort fallen die vier Sandsteinsäulen auf attischen Basen mit Eckspornen und Plinthen mit Flechtbandverzierung auf.
Die Kapitelle der Säulen zeigen Adler, ähnlich jenen in Münchsteinach, Löwenköpfe und Palmetten, die in Partien unvollendet sind. Zwischen die Kapitelle und das Kreuzgratgewölbe mit breiten Gurtbögen sind die Kämpferplatten eingeschoben, die mit Flechtband und Blättern ornamentiert sind. Auch die Wandkonsolen sind entsprechen den Kämpfern geschmückt.
Die Margarethenkapelle birgt zwei Epitaphien an der Ostwand. Rechts das Epitaph von Pömer, das um 1565/66 geschaffen wurde und die Auferstehung Christi zeigt. Links davon das Epitaph von des Patriziers Christoph Führer, der 1653 verstarb. Es zeigt die Himmelfahrt Christi.
An der südlichen Chorbogenlaibung prangt das steinerne Doppelwappen des Pflegers der Reichsveste Jakob Müffel (gest. 1569) und seiner Ehefrau Katharina (geborene Haller), die 1557 verstarb.
Auf der mittelalterlichen Altarmensa steht ein vergoldetes Vortragekreuz aus Kupfer. Der Korpus entstammt dem 15. Jahrhundert und wurde nach einem älteren Vorbild gefertigt. Älter, nämlich aus dem 13. Jahrhundert sind die Evangelistensymbole an den Enden der Pässe. Das Gestühl datiert wohl ins 15. Jahrhundert.
Im Gegensatz zur Marienkapelle mit ihren „schweren, gedrungenen Proportionen und spärlicher Beleuchtung“ (Dehio S. 752) präsentiert sich die Kaiserkapelle im Obergeschoss mit hohen Proportionen und mehr Helligkeit. Das Kreuzgratgewölbe wird von vier Säulen aus lichtgrauem Marmor getragen, der aus Italien stammt. Die südöstliche Säule ist gebrochen und die Bruchstelle mit einem Schaftring versehen.
Die Basen der Säulen sind attisch und haben Ecksporne sowie ornamentierte Sockel. Die Blattknospenkapitelle der Säulen werden von hohen Kämpfern mit Flechtbandornament bekrönt. Zwei Kapitelle zeigen moderne Formen aus Frankreich, wie sie in der Stiftskirche von Mantes um das Jahr 1160 entstanden sind.
An den Wänden springen acht Blattkonsolen hervor, die die Gurtbögen des Kreuzgratgewölbes tragen. Ein Christuskopf, der Ähnlichkeiten zu einem Exemplar im Großmünster in Zürich aufweist, ziert den Raum über dem Bogenscheitel.
Im Westen bestimmt die Kaiserempore den Raum. Der untere Bereich besteht aus massigen ornamentierten Arkaden, die zwei Rundsäulen mit attischen Basen und Eckspornen stemmen.
Die Kapitelle mit Blattwerk und Masken sowie die Kämpfer mit Flechtbandmuster beeindrucken durch ihre feinen Ornamente.
Die eigentlich Kaiserempore darüber wurde 1520 mit Hilfe einer Fachwerktrennwand in ein Oratorium für Kaiser Karl V. umfunktioniert. Die Ausmalung besorgte wie schon im Palas aller Wahrscheinlichkeit nach Hans Spinginklee. Er malte Ranken und figürliche Darstellungen, wobei er für diese Motive als Vorlage das „Marienleben“ seines Lehrers Albrecht Dürer verwendete.
Das geöffnete Mitteljoch der Doppelkapelle
Wegen ihres geöffneten Mitteljochs (falls original), das eine Kommunikation zwischen den beiden Geschossen ermöglichte, und der auf diese vertikale Achse bezogenen Raumdisposition gilt die Nürnberger Burgkapelle als Prototyp der Doppelkapellen und folgt in ihrem Aufbau der Aachener Pfalzkapelle, wo die Kaiserkrönungen stattfanden.
Eine Parallele zur Burgkapelle mit Empore findet man in der wenig älteren Doppelkappelle S. Maria und Clemens in Schwarzrheindorf in Bonn. Man erkennt also klare Bezüge zur Architekturen im Westen des Reiches.
Ausstattung der Kaiserkapelle
- Hauptaltar: Geschnitzter Kruzifix, der traditionell Veit Stoß zugeschrieben wird, um 1500
- Linker Seitenaltar: Maßwerk-Baldachinaltar um 1500 mit stehender Muttergottes im Strahlenkranz
- Südliche Stirnwand: zwei Altarflügel mit den hll. Kaiser Heinrich II. und Martin vom Ende des 15. Jahrhunderts. Aus der Werkstatt des Wilhelm Pleydenwurffs nach dessen Entwurfszeichnungen
- Kapellennordwand: zwei Altarflügel mit Darstellungen des Pfingstwunders und des Marientods aus dem späten 15. Jahrhundert
- Kapellennordwand: Schreinaltar mit vier gefaßten Figuren. Der Altar wurde von Kaiser Friedrich III. im Jahr 1487 der Burg gestiftet. Dargestellt sind die heiligen Karl der Große und Helena sowie Heinrich mit Kunigunde
- Chor: Im Chor eine gefaßte Muttergottes aus der Zeit um 1280
- Westseite: die heiligen Heinrich und Kunigunde aus dem Ende des 15. Jahrhunderts
- Außerdem sind an den Wänden drei Reliefs aus Sollnhofer Kalkstein angebracht, um 1530 und Ende des 16. Jahrhunderts.
Äußerer Burghof mit Sinwellturm, Finanzstadel und Tiefen Brunnen
Den Inneren Burghof mit dem Palas und dem Kemenatenbau sowie der Burgkapelle betritt man vom Äußeren Burghof her, dessen Hauptgebäude das verlorene Kastellangebäude, das Sektretariatsgebäude, der Finanzstadel, der prächtige Sinwellturm, das Himmelstor, die Hasenburg, die Himmelsstallung und der Tiefe Brunnen sind.
Das Kastellangebäude ersetzte im 16. Jahrhundert das kaiserliche Küchengebäude. Es wurde 1945 jedoch zerstört.
Das Sekretariatsgebäude ist ein zweigeschossiges Bauwerk aus Fachwerk, dessen östlicher Teil ca. 1487 entstand und 1564 durch einen kleineren westlichen Teil erweitert wurde.
Der „Finanzstadel“ ist ein eingeschossiger Sandsteinquaderbau und wird von einem Satteldach bedeckt. Er wurde 1564 errichtet und ersetze den erst 1488 errichteten kaiserlichen Marstall.
Der Sinwellturm ist der staufische Bergfried der Nürnberger Burg und wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Der Turm wird nach seiner runden Gestalt Sinwellturm (mittelhochdeutsch „sinwell“ = rund, rundum) genannt und blickt mit seinem gewaltigen Buckelquadermauerwerk majestätisch über die Stadt.
In den 1560er Jahren wurde der Sinwellturm vom Zeugmeister der Stadt, Hans Löhner, mit den auskragenden Quaderringen oben verbreitert. Außerdem wurde damals das polygonale Zeltdach mit dem Spitzhelm aufgesetzt. Der Sinwellturm blieb von den Bombentreffern des Zweiten Weltkrieges verschont.
Oft wird berichtet, dass der Bergfried in Falle von Gefahr Zuflucht bot. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der hohe Turm als Aussichtsturm und herrschaftlicher Repräsentationsbau diente, von dessen massiger Bauweise und enormen Höhe jedermann beeindruckt war. Dass man sich im Turm vor Gefahren versteckte, mag im Einzelfall tatsächlich passiert sein. Dass der Turm zu diesem Zweck erbaut wurde, ist schwer zu glauben, da im Falle einer gegnerischen Besatzung die Leute im Turm keine Fluchtmöglichkeit gehabt hätten und sich hätten ergeben müssen.
Das „Himmelstor“ ermöglicht an der Südostecke des Äußeren Burghofes neben dem Sinwellturm den Zugang von der Burgfreiung aus. Die Stadt brach das Tor erst nach dem Jahr 1377 in die romanische Mauer ein. 1520 wurde das Himmelstor erweitert. Das Nürnberger Stadtwappen schmückt den Bereich über dem Tor und stammt eventuell noch aus dem 14. Jahrhundert.
Die Hasenburg ist ein Eckbau aus Buckelquader des 12./13. Jahrhunderts, der mit der Tormauer im Verbund gemauert wurde. Das Obergeschoss weist jüngeres Backsteinmauerwerk auf und wird von einem Satteldach bedeckt.
Die Himmelsstallung ist ein Fachwerkbau auf einem Sandsteinquadersockel und entstammt einer Zeitphase nach dem Mittelalter.
Der Tiefe Brunnen wird von einem Brunnenhaus geschützt und befindet sich Mitten im Äußeren Burghof. Der 53m tiefe Brunnen wurde wohl bereits im 12. Jahrhundert in den Burgfelsen gehauen. Das Brunnenhaus ist mit der Jahreszahl 1563 bezeichnet und hat einen Unterbau aus Sandstein, während sich das Obergeschoss als sattelgedecktes Fachwerk präsentiert. Der schmaler östliche Anbau ein Jahr später angefügt worden.
Burggrafenburg, Fünfeckiger Turm und Walpurgiskapelle
Die Burgfreiung trennt die Kaiserburg von den Resten der ehemaligen Burggrafenburg im Osten. Heute genießen Touristen von der Freiung aus einen der besten Blicke über Nürnberg. Im Mittelalter griff für Personen, die den Platz betraten, Asylrecht und somit ein Schutz vor Verfolgung.
Im Osten grenzte die Burggrafenburg auf einem dreieckigen Gebiet an. Seit der Zerstörung der Burg im Jahr 1420 ist die Burggrafenburg nur noch eine „lose zusammenhängende Gruppe von Sperrmauern“ (Kurzinventar S. 753, siehe unten).
Von der Burg blieben der Fünfeckige Turm, der heute mit der jüngeren Kaiserstallung verbunden ist sowie die Walpurgiskapelle, die jedoch im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurden, erhalten.
Im Jahr 1537 wurde ein „Hohlweg“ durch die zerstörten Reste der Burggrafenburg gebrochen, der noch heute die Besucher zur Kaiserburg leitet.
Vestnertor und Burgamtmannswohnung
Nördlich der Freiung haben sich das Vestnertor und das Burgamtmannhaus, in ihren Kernmauern aus salischer Zeit, erhalten.
Das spitzbogige Vestnertor hatte ein Fallgitter im „Heimlichen Wächtergang“ und wurde im Norden von einem Rundturm flankiert.
Gelangten Angreifer durch das Tor saßen sie im Zwinger des Vestnertors fest und wurde von allen vier Seiten von oben beschossen oder mit heißen Flüssigkeiten niedergezwungen (Zwinger leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort twingære = Bedränger, Zwingherr ab).
Das Burgamtmannhaus ist die Torhut der Kaiserburg im Norden und befindet sich nördlich des Vestnertors. Der Keller des Gebäudes ist gewölbt und die rechteckigen Fenster weisen eine gekehlte Profilierung aus der Spätgotik auf. Beide Punkte waren wichtige Elemente der Verteidigungsmechanismen der Nürnberger Burg im Mittelalter.
FÜNFECKIGER TURM
Der auch „Alt-Nürnberg“ genannte Fünfeckige Turm wurde vermutlich 1192 oder etwas später auf einer nordöstlichen Bergnase des Burgfelsens errichtet.
Die Wände des Fünfeckigen Turms sind aus zwei Hausteinmauern aus Bossenquadern um einen viereckigen Kern gebildet. Zwischen die Mauern sind Bruchsteine gefüllt worden, so dass der Turm meterdicke Wände erhielt, die die Zerstörung der Burggrafenburg und den Zweiten Weltkrieg überstand.
Das Holzchörlein wurde im Jahr 1953 angebaut und das heutige Pyramidendach ersetzte ein im Krieg verbranntes, älteres Dach.
WALPURIGSKAPELLE
Gegenüber des Fünfeckigen Turm steht am südlichen Ende der Abschlussmauer zwischen Freiung und Burggrafenburg die Walpurgiskapelle.
Sie war ursprünglich bis in 15. Jh. dem hl. Ottmar geweiht und wurde erstmals 1267/68 erwähnt. Die kleine Chorturmkirche hat einen Wehrturm aus Buckelquadern. Das Erdgeschoss des Turmes ist in seinem Kern noch romanisch. Der Rest ist ein Neubau aus dem Jahr 1420, der nach heftiger Kriegszerstörung in den Jahren 1967-69 wieder hergestellt worden ist.
Die Kapelle dient heute der Russisch Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Berliner Diözese (K. d. ö. R.) der Gemeinde der heiligen Xenia von St. Petersburg zu Nürnberg.
Hervorzuhebendes Kunstwerk der Kapelle ist ein Echthaar-Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert an der Westwand.
Im Turm, dem Burgatelier, betreibt seit den 1970er Jahren der Nürnberger Maler, Bildhauer und Zeichner Günter Schmidt-Klör eine Lithografiewerkstatt mit historischer Druckpresse.
REICHSSTÄDTISCHE BAUTEN DER NÜRNBERGER BURG
Der Luginsland wurde 1377 von der Stadt Nürnberg direkt neben der Burggrafenburg gebaut, um diese aus der Höhe zu beobachten. Der viereckige Turm aus Quadermauerwerk war von einem Spitzhelmdach und vier Scharwachtürmchen abgeschlossen.
Der Luginsland wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf einige Meter Höhe völlig vernichtet und 1954-55 vollständig neu aufgebaut.
Die Kaiserstallung wurde 1494/95 von Hans Behaim d. Ä. errichtet und verbindet den Fünfeckigen Turm mit dem Luginsland.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kaiserstallung schwer beschädigt und wird seit der Wiederherstellung 1951/52 als Jugendherberge genutzt.
Ursprünglich hatte das Gebäude die Funktion eines Stalls und diente im Obergeschoss als Kornspeicher. Die Kaiserstallung ist ein Dreigeschossiger Sandsteinquaderbau, der von einem Satteldach gedeckt wird.
Die Südseite ist über ein profiliertes Spitzbogenportal zugänglich. Das Wappen über dem Portal trägt die Jahreszahl 1494/95 in der Inschrift und wurde vom Nürnberger Bildhauer Adam Kraft geschaffen. Der Geschosse sind im Innenraum als vierschiffige Pfeilerhallen ausgebildet.
(Text und farbige Fotos © Alexander Racz, Kunstnürnberg, 2015)
Literatur
- Günther P. Fehring und Anton Ress: Bayerische Kunstdenkmale, Die Stadt Nürnberg, Kurzinventar, 2. Aufl., bearb. von Wilhelm Schwemmer, München 1977.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I: Franken, München 1979.
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Besucherinformationen Kaiserburg Nürnberg
- Öffnungszeiten: April-September: 9-18 Uhr, Oktober-März: 10-16 Uhr
täglich geöffnet - Die Kaiserburg ist an folgenden Tagen geschlossen: 1. Januar, Faschingsdienstag, 24., 25. und 31. Dezember
- Eintrittspreise
- Gesamtkarte (Palas mit Doppelkapelle / Tiefer Brunnen / Sinwellturm / Kaiserburg-Museum): 7,- Euro regulär / ermäßigt 6,- Euro
- Palas mit Doppelkapelle / Kaiserburg-Museum: 5,50 Euro regulär / 4,50 Euro ermäßigt
- Tiefer Brunnen / Sinwellturm: 3,50 Euro regulär / 2,50 Euro ermäßigt
- Burggarten und Maria Sibylla Merian-Garten: Eintritt frei
- Webseite Kaiserburg Nürnberg