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Petra Krischke – Malerei und Objekte

Petra Krischke: Die Unwiederbringlichen, Acryl auf Leinen, 180x270cm, 2019

Die Malerin Petra Kirschke lebt in Heroldsberg und arbeitet in Nürnberg. Im Feature beschreibt die Künstlerin Ihre Arbeitsweise und gibt Einblicke in den Entstehungsprozess ihrer farbenprächtigen Malereien.

Die leuchtenden Farben auf dem rohen Leinen sind charakteristisch für meine Malerei, meine Skulpturen und Installationen der letzten Jahre. Aber nicht nur der optische Kontrast des Materials interessiert mich.

Die Fülle im Gegensatz zur Leere, das Schöne und gleichzeitig Hässliche, das plastisch gemalte gegen den flächigen, graubraunen und rauen Hintergrund, das Schöne und zugleich Gefährliche von giftigen Tieren und Pflanzen, das Nette in Konfrontation zum Provokativen, das liebevoll Gepinselte neben dem Hingerotzten.

Auf den ersten Blick erscheint vieles in meinen Bildern bunt, heiter und unkompliziert, auf den zweiten Blick erfasst man das makabere Gruseln.

Malerei und Objekte

Zerberus

Petra Krischke: Zerberus, Acryl auf Leinen, 80x110cm, 2019.

Manchmal verstehe ich meine Bilder selbst nicht auf Anhieb. Ich wollte nur einen bösen Höllenhund malen. Als ich das fertige Bild gesehen habe, dachte ich an ein Phallussymbol, wie man es aus der Traumdeutung kennt.

Aber vermutlich war mir einfach nur zum Kotzen. Ich kotze auf die Welt und wer mir zu nahe kommt wird von mir gebissen. Egal ob von vorne oder von hinten.

Blondes Gift

Petra Krischke: Blondes Gift, Satin / Öl auf Leinen, 120x100cm, 2010

Petra Krischke: Blondes Gift, Satin / Öl auf Leinen, 120x100cm, 2010.

Selbstportrait, manchmal bin ich giftig wie ein Fliegenpilz.

Die Unwiderbringlichen

Petra Krischke: Die Unwiederbringlichen Acryl auf Leinen, 180x270cm, 2019.

Auf den ersten Blick hält man das Bild für die Illustration eines Märchenbuchs. Das Gemälde ist für die Biennale in Kronstadt in Rumänien entstanden.

Es handelt sich nicht etwa um Mogli mit Balu dem Bären, wie man das vermuten könnte. Der Junge unter dem Pilz ist ein misshandeltes Waisenkind aus Cighit auf der Flucht vor Ceaușescu. Der nackte Bär ist ein von wandernden Bettlern gequälter Tanzbär, die Stiefmutter eine Wölfin.

Das Waisenhaus in Cighit liegt an der ungarischen Grenze, deshalb trägt sie ein Gemisch aus ungarischer Tracht und Zigeunerkleidung. Der Begriff Zigan, für das fahrende Volk, wird in Rumänien nicht als Beleidigung empfunden. Kronstadt wurde der Sage nach von zwei Waisenkindern gegründet, die von einer Wölfin im Urwald von Transilvanien großgezogen wurden.

Elektrofrosch

Petra Krischke: Elektrofrosch Acryl und Öl auf Leinen, 200x100cm, 2017

Petra Krischke: Elektrofrosch Acryl und Öl auf Leinen, 200x100cm, 2017.

Auf den ersten Blick ist der Frosch schön bunt, dann bemerkt man: „Huch, er ist tot“.

Er wirkt dabei aber nicht traurig, fast möchte man über die bedrohliche Geste seiner Hände schmunzeln. Er ist 180 cm groß, deshalb liegen Vergleiche zur menschlichen Gestalt mit Bierbauch sehr nahe.

Auch das Märchen vom Froschkönig hat seinen Ursprung wohl darin, dass ein schwimmender Frosch der Gestalt eines Menschen beim Brustschwimmen sehr ähnlich sieht und an einen verwunschenen Prinzen denken lässt.

Frisch vom Markt

Petra Krischke: Frisch vom Markt Acryl auf Leinen, 140x140cm, 2019.

Hängebauchschweinebraten unterm Zigeunerrock mit buntem Pilzgeschnezeltem. Das Foto des Mädchens war ein Zufallsfund bei der Recherche über Rumänien im Internet.

Es wurde von seinen Eltern auf dem rumänischen Heiratsmarkt angeboten. Kinder werden in rumänischen Dörfern sehr früh verheiratet.

Das Mädchen posiert nichtsahnend sexy im Wald. Das Hängebauchschwein ist Stellvertreter für die alten Säcke, die sich an dem Kind aufgeilen. Grüne Knollenblätterpilze sollen dem Schwein den  Appetit verderben. Klingt lustig? Das ist es aber nicht.

Halluzinata

Petra Krischke: Halluzinata Acryl auf Leinen, 210x100cm, 2019

Petra Krischke: Halluzinata Acryl auf Leinen, 210x100cm, 2019.

Ein Selbstportrait im Ganzkörperkorsett. Das Korsett ist wie seine historischen Vorbilder gebaut. Es ist ein Symbol für die Selbstverstümmelung vieler Frauen.

Es erinnert an eine Burka, an ein Sado Maso Kostüm, an verstümmelte Füße in chinesischen Holzschuhen, an den Mumienverband nach einer Schönheits-Op oder an ein historisches, europäisches Korsett. Das Korsett hält nicht nur den Körper unter Selbstkontrolle. Die Burka ist ein Instrument zur Kontrolle der Frau.

Krötenlilie

Petra Krische: Krötenlilie Acryl auf Leinen, 160x100cm, 2019

Petra Krische: Krötenlilie Acryl auf Leinen, 160x100cm, 2019.

Die Krötenlilie wächst in Japan und ist sehr selten, schön und giftig. 

Metoo Venus

Petra Krischke: Geburt der Venus Softskulpture, Pigment Leinen Hanf Füllwatte, 175x50cm, 2018.

Ihr Vorbild ist das Bild „Geburt der Venus“ von Botticelli. Vielleicht ein Sexsymbol der Renaissance. Sie weckt Assoziationen an Kokoschkas Alma Mater Puppe, an eine Venyl Sexpuppe, eine Metoo-Puppe oder Schneewittchen im Glassarg.

Mimikrus

Petra Krischke: Mimikrus Acryl auf Leinen, 90x140cm, 2019.

Das Chamäleon passt sich an den Fliegenpilz an und findet Anpassung zum Kotzen.

Oktopus

Petra Krischke, Oktopus:

Er ist noch nicht fertiggestellt und schon ein Opfer der Coronakrise geworden Ich habe ihn für Die Blaue Nacht 2020 genäht. Zu meiner Erleichterung kann ich das Projekt „no risk no fun“ stattdessen 2021 bei der Blauen Nacht zeigen. Er wird noch mit blauen Ringen bemalt.

Der Blauring Oktopus ist wie die Fliegenpilze schön aber giftig. Er übergroß und zeigt Deformationen durch Mutation aufgrund der Umweltverschmutzung an Körper und Armen.

Rotstieliger Wolfsmilchpilz

Petra Krischke: Rotstieliger Wolfsmilchpilz Acryl auf Leinen, 50x35cm, 2019

Petra Krischke: Rotstieliger Wolfsmilchpilz Acryl auf Leinen, 50x35cm, 2019.

Der Rotstielige Wolfsmilchpilz ist eine neue Pilzart ist durch Mutation entstanden ist.

Spaltpilz

Petra Krischke: Spaltpilz Öl auf Leinen, 200x130cm, 2010

Petra Krischke: Spaltpilz Öl auf Leinen, 200x130cm, 2010.

Gerade tanzte sie noch gut gelaunt und fühlte sie sich jung und sexy. Ein kritischer Blick genügte und sie fühlte sich alt und hässlich.


Webseite von Petra Krischke

https://petra-krischke.de

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