Von Dr. Alexander Rácz
Die Fotografien von Ulrike Pichl zeigen in verschiedenen Serien sfumatohafte Naturaufnahmen, die bei Streifzügen der Künstlerin durch Wälder und Landschaften entstehen. Ihre Sfumatografien sind unmittelbarer Ausdruck innerer Empfindungen, die sich beim Gehen durch die Natur einstellen.
Pichl nutzt die Kamera nicht als dokumentarisches Werkzeug, sondern als Instrument der Wahrnehmung, das Sehen als aktiven, reflektierten Vorgang begreift. Ihre Arbeiten spielen mit gezielter Unschärfe, Gegenlicht und optischen Brechungen, die sie durch das Auftragen von Fetten oder Flüssigkeiten auf die Linse erzeugt. So entstehen poetische, weiche Bilder der Natur. Im Anschluss folgt eine digitale Nachbearbeitung, bei der insbesondere Kontraste und Farben justiert werden. Jede Fotografie wird nur ein einziges Mal gedruckt. Jedes Bild ist ein Unikat.



Pichls Fotografien sind von einer ruhigen Formensprache geprägt. Ein nebliger, poetischer Dunst durchzieht sie, der an den Sfumato der Ölmalerei erinnert. Die Künstlerin hat eine eigene Bildsprache entwickelt, die im Wenigen das Ganze berührt. Ihre Fotografien öffnen Räume, in denen Wahrnehmung nicht nur möglich, sondern notwendig wird. Es geht um das Sichtbarmachen innerer Zustände, um Resonanzräume zwischen Wahrnehmung und Empfindung.
Ein zentraler Teil ihres künstlerischen Prozesses ist das Gehen, vor allem in den Wäldern ihrer Umgebung, die sie regelmäßig durchstreift und fotografisch erkundet. Aus dieser Unmittelbarkeit heraus entsteht eine besondere Aufmerksamkeit für das Nahe: das eigene Fenster, der Himmel, der Garten, das Spiel von Licht und Wind in den Gräsern. Die Kamera wird so zum Instrument einer meditativen Auseinandersetzung mit der Welt.







In den Serien AUS MEINEM FENSTER, NATURE’S GREEN IS GOLD und THE SKY IS MILK entfaltet sich diese Haltung exemplarisch. Die Fotografien zeigen keine spektakulären Szenen, sondern stille, fast beiläufige Beobachtungen: den Wandel des Lichts im Garten, das Flirren der Blätter, die Veränderung des Himmels und der Jahreszeiten. Diese Zuwendung zum Unspektakulären, zum Nahen und Flüchtigen verleiht den Arbeiten eine stille Intensität.
Die poetische Ausdrucksweise der Bilder ergänzt die Künstlerin durch selbst verfasste Gedichte, die Pichl zu jeder Fotografie schreibt. Diese Texte sind keine bloßen Ergänzungen, sondern eine Erweiterung des Bildraums. Bild und Sprache begegnen sich auf Augenhöhe. Beide Ebenen arbeiten mit Auslassungen, Andeutungen und Fragmenten. So entstehen vielstimmige Resonanzräume, in denen Schönheit und Verletzlichkeit, Licht und Schatten, Nähe und Ferne untrennbar miteinander verwoben sind.
In einer fotografischen Gegenwart, die oft von digitaler Glätte und inhaltlicher Überdeterminierung geprägt ist, markieren Pichls poetisch verdichtete Arbeiten eine wohltuende Gegenposition.
Webseite von Ulrike Pichkl: https://www.ulrikesabinechrista.de