Lucas Cranach – Die Ausstellung Zwischen Venus und Luther: Cranachs Medien der Verführung ist vom 21. Mai 2015 bis 22. Mai 2016 im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen.
Zwischen Venus und Luther: Lucas Cranachs Medien der Verführung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg

Aktuell ist er in aller Munde, deutschlandweit präsentieren zahlreiche Samm-lungen seine Werke in Sonderausstellungen: Lucas Cranach d.Ä. (um 1472–1553). Markant ist sein Stil, hoch der Wiedererkennungswert der Motive. Dafür hat er selbst gesorgt. Mit einem ausgeklügelten Marketingkonzept und einer äußerst effizient arbeitenden Werkstatt gelang Cranach der Aufstieg zu einem der bedeutendsten und vielschichtigsten Künstler der deutschen Renaissance. Damit wurde er wegweisend für unsere auch heute noch von Marketing und Medien dominierte Welt.
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg besitzt mehrere heraus-ragende Werke von Lucas Cranach d.Ä. und seiner Werkstatt. Sie sind dau-erhaft in der ständigen Ausstellung in ihrem kulturhistorischen Kontext zu sehen. Diese Präsentation rückt das Museum im Cranach-Jahr in den Fokus und setzt damit bewusst einen alternativen Akzent zu den Sonderschauen.
Die Beschäftigung mit dem eigenen Bestand förderte in letzter Zeit immer wieder neue Erkenntnisse zutage, die nun erstmals den Besuchern präsen-tiert werden. Cranachs künstlerische und innovative Kraft veranschaulichen zudem mehr als 40 sonst nicht öffentlich zugängliche druckgrafische Blätter und Zeichnungen.
Zwischen Natur und Antike: Lucas Cranachs Frauenbilder
Malerei auf Lindenholz
86,7 cm hoch x 58,5 cm breit
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Leihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Zu den berühmtesten Motiven zählen sicherlich Cranachs Darstellungen von Venus mit Amor als Honigdieb. Mehr als 20 Gemälde-Fassungen sind erhalten, zwei davon hängen im Germanischen Nationalmuseum. Cranach zeigt die antike Göttin der Liebe als überschlanke, sich grazil zur Schau stellende Jungmädchen-Frau mit einem feinen, den Körper eher enthüllenden als ver-bergenden Schleier. Zu ihren Füßen steht ihr Sohn Amor, der beim Versuch, eine Bienenwabe zu stehlen, gestochen wurde und nun verlegen seinen Finger betrachtet. Ein Text erklärt, dass uns in gleicher Weise die kurze, ver-gängliche Wollust verletze: Auch sie sei mit herbem Schmerz verbunden.
Cranachs Venus-Darstellungen sind neu und ungewöhnlich. Sie orientieren sich weniger am Vorbild der Antike, sondern erwecken vielmehr das seit der Mitte des 15. Jahrhunderts vertraute Schönheitsideal zu neuem Leben. Der elegante Frauentypus traf offenbar genau den Geschmack einer Zeit, die in Vorbereitung des Manierismus mit Natur und Antike eine neue Sinnlichkeit und stilisierte Künstlichkeit anstrebte.
Lucas Cranach als Porträtist
Höchste Bewunderung erzielte Cranach erstmals kurz nach 1500 in Wien für die Porträts bedeutender Gelehrter. Ein frühes Schlüsselwerk ist das Bildnis des Nürnberger Humanisten Christoph Scheurl. Der lateinkundige Künst-ler pflegte intensive Kontakte zu den führenden Humanisten seiner Zeit und wurde – wie Albrecht Dürer – ehrenvoll als „Neuer Apelles“ bezeichnet. Verehrt wurde vor allem die frappierende Naturnähe seiner Porträts. So wagt Scheurl den Vergleich mit seinem Bildnis und fragt: „Wenn Dir, Wanderer, Scheurl bekannt ist, wer ist mehr Scheurl: dieser oder jener?“
Auch für die Verbreitung der lutherischen Lehre, bei der Ausbildung der Kon-fessionen und bei den nachfolgenden Reformen der katholischen Kirche spielten Bilder eine entscheidende Rolle. Neben dem Wort dienten sie der Erklärung alter und neuer Glaubensinhalte. Als Freund Martin Luthers prägte Cranach die europaweit kursierenden gültigen „Image-Bilder“ des Reformators und passte sie gezielt den gesellschaftlichen Bedürfnissen an: Zunächst erscheint Luther als frommer Mönch, dann als streitbarer Junker Jörg und schließlich als väterlicher Reformator.
75,5 cm hoch x 117,4 cm breit
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
Germanisches Nationalmuseum, Graphische Sammlung
Lucas Cranach – Spott und Hohn gegenüber Papst und Kirche
Die Studioausstellung zeigt aus dem exzellenten Cranach-Bestand der Gra-phischen Sammlung mehr als 40 seltene druckgrafische Blätter und Zeich-nungen. Provokante Flugschriften und denunzierende Spott- und Satirebilder sind darunter, aber auch vermeintlich klassische Themen wie „Die Ruhe auf der Flucht“ oder die Darstellung des „Heiligen Christophorus“. Diese inszenierte Cranach neu und erhob bislang nur nebensächlich und dekorativ ver-wendete Motive zum selbständigen Bildgegenstand. Die Papierarbeiten zeu-gen von Cranachs Kunstfertigkeit auf allerhöchstem Niveau – und von der Vielgestaltigkeit des damals neuen Mediums der Druckgrafik.
Die Werke auf Papier demonstrieren, wie ein Künstler in Zeiten sich wan-delnder religiöser Vorstellungen und einer veränderten Auftragslage mit einer unglaublichen Vielfalt an neuen Bildthemen und bildgewaltigen Ausdrucksformen neue Wege beschreitet – und das überaus erfolgreich. Neben Dürer verstand Cranach wie kein zweiter Künstler der deutschen Renaissance, die Medienrevolution des Bild- und Buchdrucks für seine Kunstproduktion zu nutzen. Er schürte gezielt die Nachfrage nach seinen Werken und bediente den Markt mit hohen Stückzahlen in exzellenter Qualität.
„Nachdem ich in Wittenberg bereits vor Jahren die Malerwerkstatt Cranachs entdecken konnte, freue ich mich, dass das Germanische Nationalmuseum nun so viele originale Werke zeigen kann, die dort entstanden,“ sagt Generaldirektor Prof. Dr. G. Ulrich Großmann.
Dauer-und Studioausstellung machen das künstlerische Genie Cranachs und die virtuose Beherrschung des Bildes als neues Massenmedium in kulturgeschichtlicher Verdichtung anschaulich. „Aus einer kreativen Idee entstand eine Ausstellung, die Forschergeist mit dem Engagement für eine lebendige Vermittlung verbindet. Mit Cranach setzen wir bewusst auf unsere eigenen Werke, auf unseren einzigartigen kulturgeschichtlichen Kontext und als Forschungsmuseum auf neue und nachhaltige Formen des Dialogs mit unseren Besuchern,“ betont Sammlungsleiter Dr. Daniel Hess.
Wege zu Cranach – das Begleitprogramm
Führungen und Vorträge für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vermitteln Cranachs Kunst zielgruppenorientiert für jede Altersstufe. Eine neue Führungsreihe bringt Kunsthistoriker und Theologen zusammen, die sich gemeinsam einzelnen Werken nähern und dessen Bildthemen jeweils aus ihrer Perspektive diskutieren. Ein neu konzipierter Audioguide-Rundgang (dt./engl.) mit den aktuellen Erkenntnissen und neuen Geschichten lässt Besucher jederzeit auch unabhängig von festen Veranstaltungsterminen in die spannungsgeladene Zeit der Reformation eintauchen.
(Pressemitteilung und Pressefotos GNM)
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Besucherinformationen
- Ausstellungsdauer: 21. Mai 2015 – 22. Mai 2016
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr; Mittwoch 10-21 Uhr, Montag geschlossen
- Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg
- Webseite GNM
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