Back to all Post

Monika Gropper im Interview

Monika Gropper

Monika Gropper studiert an der AdBK Nürnberg Freie Kunst und hat kürzlich an der Biennale der Zeichnung 3 im Großraum Nürnberg teilgenommen. Im Interview berichtet sie von Ihrem Seminar „Ästhetische Spielformen“, ihrem Sieg beim Art Slam im Edel Extra e.V. und der Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste 2015.

Monika Gropper über Ihre Kunst, die Biennale er Zeichnung 3, den Art Slam und die Jahresausstellung 2015

KUNSTNÜRNBERG: Du studierst an der AdBK Nürnberg bei Prof. Flinzer „Freie Kunst und Kunstpädagogik“. Vorher hast du Kunstpädagogik an der FAU Erlangen-Nürnberg studiert. Wie unterscheiden sich die Studiengänge und wie bewertest du die Lehre? 


Monika Gropper: An der Akademie studiere ich keine Kunstpädagogik, sondern Freie Kunst. Deshalb kann ich die Lehre der Kunstpädagogik an der Akademie wenig beschreiben. Ich sehe, was meine Kommilitonen so belegen.

Aber grundsätzlich unterscheiden sich die Studiengänge schon mal darin, dass man sich als Kunstlehrer an der Akademie voll auf Kunst konzentrieren darf. Als Kunstlehrer für Grund-, Haupt- und Realschule belegt man zwei Fächer oder eine ganze Fächergruppe, das nimmt viel Zeit ein. Kunst braucht allerdings auch viel Zeit und Platz und in der Akademie bekommt Kunst wegen seiner Alleinstellung automatisch mehr Raum.

An der Akademie wird zum Beispiel der Mittwoch für Klassenbesprechungen freigehalten. Das kann den ganzen Tag dauern. Pro Mittwoch besprechen wir die aktuellen Arbeiten, Arbeitsproben von Mitstudenten innerhalb der Klasse. Der eigenen Entwicklung wird durch diesen festen Besprechungstag jede Woche eine gewisse Wichtigkeit zugesprochen.

Die eigenen Arbeiten und die künstlerische Entwicklung werden an der FAU anders besprochen. In kleineren Runden oder auf Studienreisen, bei denen mal nicht das Zweitfach im Hinterkopf ist.

KUNSTNÜRNBERG: Im Sommersemester 2015 leitest du auch ein Seminar zum Thema „Ästhetische Spielformen“ am Lehrstuhl für Kunstpädagogik an der FAU. Worum geht es in diesem Seminar und wie beeinflusst deine eigene Kunst den Unterricht.

Monika Gropper: Ästhetische Spielformen sind im Kunstlehrplan jeder Schulart unter dem Begriff Spielformen zu finden. Darunter kann man Pantomime, Schattentheater oder Puppentheater verstehen. Oder eben auch das personale Spiel.

Das mache ich mit den Studenten, weil ich finde, dass man sich das am wenigsten selbst beibringen kann. Da jeder, der Kunst in seiner Fächergruppe hat, dieses Seminar belegen muss, kommen einige, die Sorge haben, auf der Bühne stehen zu müssen. Aber ganz genau das müssen sie dann. Ich sorge dafür, dass sie ihre Berührungsängste mit Theater verlieren und gebe ihnen ganz einfache Theatermethoden an die Hand.

Abschlussarbeit nach einem Blockwochenende ist ein kleines Theaterstück zu einem Song ihrer Wahl, bei dem alle erlernten Methoden drin sind. Das ist oft auch sehr performativ, weil ich das selbst so mag. Das mache ich auch mit meinen Schülern. Die unteren Klassen spielen gerne Theater. Aktuell habe ich auch eine reine Theaterklasse in der Schule.

Moni Gropper: Serie play-NAKED, 2015, Magazin HP, Indigo Druck, 60 Seiten, Auflage 12 Exemplare, 22 x 28 cm, © the artist

Moni Gropper: Serie play-NAKED, 2015, Magazin HP, Indigo Druck, 60 Seiten, Auflage 12 Exemplare, 22 x 28 cm, © the artist

KUNSTNÜRNBERG: Video, Fotografie, Ready Mades, Performances machen deine Kunst aus. Welche künstlerischen Ziele verfolgst du mit deinen Arbeiten? Woran arbeitest du gerade bzw. was planst du? 


Monika Gropper: Puh, schwere Frage, welche Ziele verfolge ich. Manchmal reagiere ich gerne ganz konkret auf eine Themastellung, wie in Zirndorf. Bei dieser Ausstellung haben Peter Mayer und ich uns auf das Thema „Kreisläufer“ festgelegt.

Ich recherchiere dann und nähere mich dem Thema. An irgendwas Interessantem bleibe ich dann immer hängen und entwickle eine Arbeit. Meist nutze ich dann moderne Medien, um „alte“ Inhalte zu übermitteln oder genau andersherum. Wie bei den Whats app Nachrichten in Marmor oder den Taschenlampen auf Vorkriegsfotopapier, der Selfmade-Ikone oder dem Kreis auf dem Scanner. Das scheint ein roter Faden zu sein. Ist wohl so ein Generationending. Diese Generation, die Kassetten genauso lang benutzt hat, wie Geräte mit Touchscreen.

Moni Gropper: Serie play-NAKED, 2015, Magazin HP, Indigo Druck, 60 Seiten, Auflage 12 Exemplare, 22 x 28 cm, © the artist

Moni Gropper: Serie play-NAKED, 2015, Magazin HP, Indigo Druck, 60 Seiten, Auflage 12 Exemplare, 22 x 28 cm, © the artist

Grundsätzlich habe ich auch eine gewisse Lust an Selbstdarstellung und Spielen, Nachahmen. Wie bei den Tiervideos oder dem Bauchvideo oder der Ikone. Das in Rollen schlüpfen macht Spaß. Aktuell fotografiere ich mich in einem „Nacktsuit“ mit „Duckfacemaske“ auf Alpengipfeln oder in der Wellengischt. Muss man anschauen.

KUNSTNÜRNBERG: Du hast beim Kunstwochen – Art Slam (März 2015) im Kunstverein Edel Extra nach Abstimmung der Zuschauer den ersten Preis belegt. Wie lief dieser Art Slam ab und wie hast du dich gegenüber den anderen Künstlern durchsetzten können?

Siegerehrung Art Slam, 1. Preis, Edel Extra e.V. Nürnberg, 2015

Siegerehrung Art Slam, 1. Preis, Edel Extra e.V. Nürnberg, 2015

Monika Gropper: 12 Künstler Nürnbergs. Drei Wettkampfrunden, bei denen man nacheinander, gegeneinander angetreten ist und im Klatschverfahren weitergewunken wurde. Die Zeitvorgabe der Runden waren 3 Minuten, 1,5 Minuten, 30 Sekunden.

Mehr Männer als Frauen und auch Künstlergruppen, wie die „Weltanschauungsbeauftragten“ Moll und Führbringer. Einige, die aktuell mit mir studieren. Im Finale stand ich mit Tomasz Skibicki. Ich habe gewonnen, weil dem Publikum gefallen hat, was ich gezeigt habe.

Unter anderem (zweite Runde) einen Live-scan. Ich wollte ganz wettkampf- und renaissancemässig die beste sein und wollte meinem Publikum den perfekten Kreis zeichnen. Freihändig. Technisch perfekt. Da reihe ich mich ein bei Giotto und Albrecht Dürer. Weil ich aber keinen technisch perfekten zirkelähnlichen Kreis zeichnen kann, habe ich den Kreis auf einem technischen Gerät gemacht. Dem mittlerweile auch schon wieder „alten“ Scanner. Das ganze erklärt und aufgeblasen, hatte hoffentlich eine gute Mischung aus Humor und Nachgedacht. Ich denke mit dem Scan habe ich das Publikum rumgekriegt ;-). Deshalb gehört die Schärpe, dieser „Gewinn“ zu dem Scan dazu. Er ist nur mit der Performance, dem Auftritt gültig.

Monika Gropper: Giottos O, 2.0 Zeigefinger auf Scanner, Pigmentdruck 140 x 100 cm, © the artist

Monika Gropper: Giottos O, 2.0 Zeigefinger auf Scanner, Pigmentdruck 140 x 100 cm, © the artist

KUNSTNÜRNBERG: Du hast im Kunstverein Zirndorf im Rahmen der 3. Biennale der Zeichnung 2015 zusammen mit Peter Mayer vom Lehrstuhl für Kunstpädagogik der FAU ausgestellt. In deinem Portfolio tauchen keine Zeichnungen auf. Hast du vorher schon gezeichnet oder waren die Vorbereitungen für die Ausstellung Neuland für dich?

Monika Gropper: Ich habe früher viel gezeichnet. Ich habe Akt gezeichnet, Tiere, besonders Hühner gezeichnet. Frühstückstischstilleben. Ich wollte das können. Und dann hatte ich keine Lust mehr. Dann habe ich mit der Nähmachine gezeichnet, bis ich auch darauf keine Lust mehr hatte. Das ist aber schon zehn Jahre her. Ich habe Frauenkörper auf Papier genäht.

Und genauso wie der Faden auch eine Linie ist, ist der zeichnende Finger auf dem Scanner eine Linie, oder der Taschenlampenkreis um meinen Kopf. Ich hab mich selbst durch den Zeichnungsakt heilig gesprochen. Mit Langzeitbelichtung habe ich mir mit einer Taschenlampe immer wieder einen Kreis um den Kopf gezeichnet. Dieses Prinzip kennt man ja vom Rumprobieren mit der eigenen Kamera bei Nacht.

Monika Gropper: Enzó, eine Ölkreide auf Schleifpapier, Körnung 40, 2015, © the artist

Monika Gropper: Enzó, eine Ölkreide auf Schleifpapier, Körnung 40, 2015, © the artist

Meine Lieblingsarbeit ist aber das japanische Enzo. Ich wolllte stundenlang Kreise mit Tusche auf Seidenpapier malen. Diese Enzo, des östlichen künstlerischen und meditativen Selbstausdrucks eines Künstlers hat bei mir einfach nicht funktioniert. Deshalb habe ich ein westliches Enzo entwickelt. Immer wieder Kreise zeichnen, bei denen aber was erledigt wird, abgearbeitet wird, ein Nutzen aus der Meditation gezogen wird. Deshalb habe ich eine Woche täglich neue Ölkreidestifte auf Schleifpapier Körnung 40 abgekreist. Diese ganzen Sachen sind für mich auch Zeichnung.

Monika Gropper: Taschenlampenbilder, Zusammensetzung.

Monika Gropper: Taschenlampenbilder, Zusammensetzung.

KUNSTNÜRNBERG: Welche Arbeiten hast du in Zirndorf gezeigt?

Monika Gropper: Wie oben erwähnt. Der Scan „Giottos-O 2.0“, die Ikone, das Enzo, Stirnlampenabdrücke auf Vorkriegsfotopapier, wie Fundstücke präsentiert. Im Portfolio findet man schon den Scan und die Ikone.

KUNSTNÜRNBERG: Wie unterscheiden sich deine Arbeiten von den Werken Mayers?

Monika Gropper: Sehr. Wir sind im Endergebnis krass verschieden, aber in der Herangehensweise sehr ähnlich. Wenn wir ein Thema haben oder ein Material, dann flippen wir ähnlich. Beide probieren, springen rum, legen, vergleichen, kombinieren, fotografieren. Peter ist da aber haptischer und ich kopfiger. Das was ich ausstelle, mein Rollenspiel als Ikone oder mein Spiel als Dürer…dieses Spielen macht Peter auch, stellt es aber nicht aus. Für ihn ist dieses Spiel immer nur Materialbegegnung, Findungsphase für sein Endprodukt. Deshalb will ich immer, dass er jetzt auch mal einen Film mit sich oder eine Selbstdarstellung macht. Wir werden sehen.

Monika Gropper: Ikone 2015, Selbstportrait mit Heiligenschein in Langzeitbelichtung auf Pigmentprint, 91,5 x 68 cm, © the artist

Monika Gropper: Ikone 2015, Selbstportrait mit Heiligenschein in Langzeitbelichtung auf Pigmentprint, 91,5 x 68 cm, © the artist

KUNSTNÜRNBERG:  Sind in diesem Jahr weitere Ausstellungen in Planung? 


Monika Gropper: Na klar. Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste ab 8. Juli 2015 im Klassenpavillon der Klasse Flinzer. Und in der Ausstellungshalle kuratiert von Natalie de Ligt. Und im November ab 21.1.20151 in der Villa Dessauer in Bamberg mit der Klasse. Und bald mal im Edel Extra dem wundervollen Verein zur Förderung künstlerischer Prozesse, wo der Nürnberger Art Slam veranstaltet wurde.

KUNSTNÜRNBERG: Hast du einen Kunst- bzw. Kulturtipp für die Kunstnürnberg-Leser? 


Monika Gropper: Das Edel Extra findet man in Gostenhof und auch bei Facebook. Dort wird man immer über alle Termine benachrichtigt. Dann natürlich die Jahressaustellung im Juli (9.-12.) nicht verpassen. Dort gibt es geballt so viel Kunst wie selten.

Die Interviewfragen stellte Alexander Racz, M. A. 

[divider]

Das Portfolio von Monika Gropper gibt es hier zum Download.

Add Your Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.